Bei Touristen aus dieser Region sitzt das Portemonaie in der Regel recht locker. Um die 500 Franken lassen sie sich einen Urlaubstag kosten. Weil sie gern lange Ferien machen und dabei zuweilen mit einer Entourage von 60 Personen anreisen, stellt diese Klientel in der Regel für jedes Hotel eine nicht zu verachtende Einnahmequelle dar. Das gleiche gilt auch für die Edelboutiquen und Uhrenläden in den gern und viel gekauft wird.
Allein im letzten Jahr stieg die Zahl der Logiernächte mit Gästen aus den Golfstaaten um um knapp 24 Prozent. Da können selbst die reisefreudigen Chinesen (23,4 %) und die shopppingfreudigen Russen (9,3 %) nicht mithalten. Auch im laufenden Jahr soll die Schar der Touristen aus den Golfstaaten um mehr als 20 Prozent wachsen.
Fettnäpfchen gekonnt umschiffen
Grund genug für «hotelleriesuisse» den hiesigen Herbergen einen Leitfaden an die Hand zu geben. Damit sollen Fehler im Umgang mit den gleichermassen kaufkräftigen wie sensiblen Gästen vermieden werden.
Beispiel gefällig? Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung hierzulande, hat die Frau sehr wohl ein Mitsprachrecht in vielerlei Angelegenheiten. Deshalb wird empfohlen, bei einer Konversation sowohl den Mann als auch die Frau anzusprechen. Oft würden auch verschleierte Frauen selbst und nicht ihre männliche Begleitperson antworten.
Geschenke ja, aber bitte die richtigen!
Dass Araber nur ungern warten, dieses Schicksal teilen sie zwar mit sehr vielen Touristen anderer Regionen, aber ein kurzer Smalltalk und der Hinweis, dass sie in Kürze bedient werden, seien hier angebracht, liest man in dem Infoblatt.
Anderes hingegen versteht sich beinahe von selbst:
- Respekt gegenüber dem Islam, seinen Sitten und Gewohnheiten
- kein Schweinefleisch, kein Alkohol
- Lebensmittel sollten generell Halal («erlaubt») sein
- Toleranz gegenüber Kindern
- nur weibliches Personal im Spa- und Poolbereich für weibliche Gäste
- Araber lieben Geschenke – aber: freizügige Bilder und Statuen oder Geschenke, die den Nationalstolz verletzen können, eignen sich nicht als Geschenkideen.
Wenn das Hotel zudem noch technisch auf dem neuesten Stand und sauber ist, über arabische TV-Sender verfügt und Shopping-Möglichkeiten nicht allzuweit entfernt sind, stehen die Chancen auf zahlreiche Übernachtungen und gute Einnahmen nicht schlecht.
Doch Vorsicht, mahnt «hotelleriesuisse». Bei allem Respekt vor den gutsituierten Gästen, kann das vermeintlich gute Geschäft durchaus auch seine Tücken haben. «Araber sind geborene Händler und entsprechend geschult im Lesen von Personen.» Es empfehle sich deshalb, im Umgang mit ihnen keine Schwächen, Ungeduld oder andere Gefühle zu zeigen.
Derzeit gelingt das den Hoteliers in Genf ganz offensichtlich am besten. Allein hier steigt ein Drittel aller Gästen aus den Golfstaaten ab. Doch Zürich, Interlaken und andere Destinationen wollen auch ihren Teil vom Kuchen.