Seit der Wiederaufnahme der Schweizer Fussballmeisterschaft konnten keine oder nur wenige Zuschauer in die Stadien. Auch die Sponsoren mussten draussen bleiben. Beim Branchenprimus YB hat dies einen immensen Schaden verursacht. «Grundsätzlich reden wir nicht gerne über konkrete Zahlen, aber es sind auf jeden Fall siebenstellige Beträge», sagt CEO Wanja Greuel. YB konnte die Vereinbarungen mit den Sponsoren wegen der Corona-Massnahmen nicht einhalten und musste auf deren Entgegenkommen hoffen.
«Wir hatten sowohl sehr solidarische und treue Sponsoren, die gesagt haben: ‹Es ist okay, wir verzichten auf eine Rückzahlung der Beträge›. Wir hatten aber auch andere Partner, die die Rückzahlung der Beträge einforderten», so Greuel. «Dafür habe ich volles Verständnis. Schliesslich haben wir eine Vereinbarung abgeschlossen. Wir konnten Teile unserer Verpflichtungen nicht einhalten, und daher haben wir auch die Rückerstattungen geleistet.»
Weniger TV-Präsenz, weniger Geld
Nicht nur im Fussball, auch im Eishockey sind die Sponsoring-Einnahmen tragende Elemente. Kleinere Vereine wie der B-Ligist SC Langenthal sind sogar noch mehr auf Sponsoren angewiesen, weil der Anteil an den TV-Geldern viel kleiner ist. 80 Prozent der Einnahmen würden aus dem Sponsoring kommen, sagt Geschäftsführer Peter Zulauf.
Im Oberaargau fehlen bis jetzt rund 350'000 Franken an Sponsorengeldern. Dabei seien die grossen Sponsoren noch sehr kulant gewesen, sagt Zulauf. Aber: «Bei den Kleineren mit drei, vier Mitarbeitenden, da hat der eine oder andere gesagt, er könne sich den Betrag für die Werbeblache oder die Bande nicht mehr leisten. Er habe zu wenig Aufträge und wisse selbst noch nicht, wie er die Löhne zahlen könne. Dafür habe ich vollstes Verständnis.»
«Alarmstufe Rot» für die Zukunft
Erstaunlicherweise konnten sowohl der SC Langenthal wie auch YB in Coronazeiten aber auch neue Sponsoren verpflichten. Das sei wohl eher die Ausnahme, stellt Beat Ritschard, Vorstandsmitglied bei der Netzwerk-Plattform Sponsoring Schweiz, fest. «Die meisten unserer Mitglieder möchten im Moment keine neuen Verträge abschliessen. Nicht, weil sie dem Instrument misstrauen, sondern weil sie nicht wissen, was die Zukunft bringt.»
Und die Sportvereine wissen auch nicht, ob die Sponsoren und Zuschauer Anfang Oktober wegen der Covid-Massnahmen wie zum Beispiel der Maskenpflicht überhaupt wieder ins Stadion kommen. Ritschard spricht von Alarmstufe Rot für die Zukunft. Und auch beim kleinen SC Langenthal ist man gespannt, was passiert, wenn Zuschauer wieder zugelassen werden.
«Viele sagen: ‹Ja, wir kommen, wir unterstützen Langenthal›, und andere sind der Meinung, wenn sie eine Maske tragen müssen, kommen sie nicht.»
Die Partner wollen mit YB leben. Sie wollen leiden, sie wollen sich vor allem mit YB freuen.
Aber sowohl die kleinen wie auch die grossen Klubs sind auf Zuschauer- und Sponsoren-Einnahmen angewiesen. Wanja Greuel von YB meint, das sei nahezu überlebenswichtig. «Fussball lebt von den Emotionen. Auch das Sponsoring lebt von den Emotionen. Das heisst, die Partner wollen mit YB
leben. Sie wollen leiden, sie wollen sich vor allem mit YB freuen. Und wenn sie diese Möglichkeiten nicht haben, dann geht die Identifikation verloren.»
Und dann würde der wirtschaftliche Schaden für die Klubs noch grösser werden, als er sich jetzt schon abzeichnet.