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Ein Man arbeitet mit heissem Eisen.
Legende: Die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie muss im ersten Quartal 2015 grosse Einbussen hinnehmen. Keystone

Wirtschaft Spuren der Frankenstärke: Auftragsbücher bleiben weiss

Die Maschinen-, Elektro- und MetallIndustrie leidet unter dem starken Franken. Der Auftragseingang brach im ersten Quartal regelrecht ein. «Ihnen geht der überlebenswichtige Sauerstoff aus», sagt der Swissmem-Direktor. Unternehmen schielen zudem über die Grenze.

Der starke Franken hinterlässt vor allem bei der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) Spuren. Die Umsätze sanken im ersten Quartal 2015 im Vergleich zur Vorjahresperiode um 8,1 Prozent, wie der Branchenverband Swissmem mitteilt. Die Auftragseingänge gingen sogar um 17,1 Prozent zurück.

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Swissmem-Direktor Dietrich: «Der Staat muss die Schweizer Unternehmer stärker entlasten»
aus SRF 4 News aktuell vom 20.05.2015.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 2 Sekunden.

Noch viel belastender für die Unternehmen sei der massive Druck auf die Margen, sagt Swissmem Direktor Peter Dietrich. «Ihnen geht überlebenswichtiger Sauerstoff aus.» In einer im März durchgeführten Umfrage unter den Swissmem-Mitgliederfirmen gaben fast zwei Drittel (63 Prozent) der Unternehmen an, dass sie aufgrund der Frankenstärke mit Margenverlusten von mindestens vier Prozentpunkten rechnen.

Fast ein Drittel (31 Prozent) der befragten Firmen rechnet zugleich für 2015 mit einem operativen Verlust. Damit bestätigten sich die Befürchtungen, dass die erneute Frankenstärke in der MEM-Branche sichtbare Spuren hinterlassen werde, schreibt Swissmem.

Auslagerung für viele kein Tabu mehr

Die meisten Unternehmen hätten in den vergangenen drei Jahren bereits grosse Anstrengungen unternommen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen. Die künftigen Massnahmen der Firmen könnten tiefgreifende, strukturelle Konsequenzen für die Schweizer MEM-Industrie haben, mahnt Swissmem.

So hat die Anzahl der Beschäftigten der MEM-Industrie in den letzten 12 Jahren kontinuierlich zugenommen.

Viele Unternehmen fassen laut der Umfrage angesichts der Frankenstärke die Auslagerung ins Ausland ins Auge. «Sie müssen über Standorte ausserhalb der Schweiz nachdenken», sagt Dietrich. Falls der Wechselkurs auf dem Niveau von 1,05 Franken pro Euro verharrt, beabsichtigen demnach 16 Prozent der Unternehmen, zumindest Teile ihrer Wertschöpfungskette ins Ausland zu verlagern. Bei einer Wechselkursparität würden 28 Prozent der Firmen einen solchen Schritt einleiten.

Die Zahl der Angestellten in der Schweiz hat seit der Wirtschaftskrise 2009 fast kontinuierlich abgenommen. Mit den neusten Ankündigungen aus der Branche könnte sich dieser Trend noch akzentuieren.

Appell an die SNB und Politik

Angesichts dieser trüben Aussichten geht der Branchenverband Swissmem mit der Politik hart ins Gericht. Die Grundhaltung, Unternehmen primär zu be- statt zu entlasten, zeichne diverse politische Gruppierungen aus, was sich in mehreren offenen Dossiers niederschlage, kritisiert Swissmem.

Zustand im Kanton Aargau, dem grössten Schweizer Industriekanton

Die aktuelle Lage sei nicht mit den Jahren 2008/09 vergleichbar, als die Nachfrage auf den Weltmärkten zusammengebrochen sei, sagt Thomas Buchmann, Amtsleiter für Wirtschaft und Arbeit im Kanton Aargau. «Die Nachfrage besteht, aber die Frankenstärke ist das Problem.» Viele Industrieunternehmen im Aargau evaluierten ihre Situation. «Bei uns sind aber nicht unüblich viele Massenentlassungen angekündigt worden», sagt Buchmann. Aber er gehe davon aus, dass Unternehmen Entlassungen vornehmen und nicht auf Kurzarbeit zurückgreifen würden. Denn die Frankenstärke sei wohl nicht reversibel und dann müssten sich Unternehmen auf längerfristige Lösungen einstellen und Kurzarbeit sei nur eine vorübergehende.

Die Politik müsse die Anliegen des Werkplatzes ernst nehmen. Erste positive Signale dahingehend wären für Swissmem unter anderem eine Reduktion der Karenztage bei der Kurzarbeit und die Verlängerung der maximalen Bezugsdauer der Kurzarbeitsentschädigung von momentan 12 auf 18 Monate. «Das sollte man jetzt tun», sagt Swissmem-Direktor Dietrich.

Zudem fordert Swissmem die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf, «alles in ihrer Macht stehende tun, um die massive Überbewertung des Frankens rasch zu reduzieren».

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