Sulzer Chemtech soll günstiger produzieren, weil das Marktumfeld im Öl- und Gasmarkt härter geworden sei. Deshalb will sich der Konzern weltweit auf weniger Produktionsstandorte konzentrieren.
Erste Entlassungen in Oberwinterthur werden in diesem Jahr ausgesprochen und bis Mitte 2017 in Kraft treten, wie das Unternehmen mitteilt.
Der tiefe Ölpreis mache den Zulieferern dieses Industriezweigs schwer zu schaffen, erklärt Sulzer-Mediensprecher Matthias Hochuli gegenüber Radio SRF. Sulzer lebe stark vom Geschäft mit Kunden aus der Erdöl- und Erdgasbranche und müsse wie andere gleich ausgerichtete Unternehmen massiv Kosten sparen. Der Konzern erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2015 mehr als Hälfte seines Umsatzes mit Kunden aus der Erdöl- und Erdgasbranche.
«Eine umfassende Massnahme»
Am Standort Oberwinterthur produziert die Geschäftseinheit Trenntechnologie von Sulzer Chemtech Kolonnenböden, Kolonneneinbauten, statische Mischer und strukturierte Packungen für den Öl- und Gasmarkt.
Die Produktion soll an andere Standorte von Sulzer verlagert werden. Sonderprojekte und Projekte mit kurzen Lieferzeiten sollen von Partnerfirmen im EU-Raum übernommen werden.
Man sei sich bewusst, dass dies eine umfassende Massnahme sei, die eine grosse Anzahl der Mitarbeitenden in der Schweiz betreffe, schreibt Sulzer. Das Unternehmen habe sich dazu verpflichtet, die Standardverfahren gemäss Arbeitsrecht zu befolgen. Die Betroffenen würden dabei unterstützt, eine neue Stelle innerhalb oder ausserhalb von Sulzer zu finden.
Spekulationen in der «Handelszeitung», wonach bei Sulzer noch in diesem Jahr 1200 Stellen verschwinden, wollte Sprecher Hochuli auf Anfrage nicht kommentieren.
Der Stadtpräsident bedauert – und blickt nach vorne
In der einstigen Industriehochburg Winterthur beschäftigt Sulzer mit dem beschlossenen Schritt nur noch 450 Angestellte - einst waren es deren 15'000. Produziert wird in Winterthur nichts mehr. Am Hauptsitz wird nur noch verwaltet, geforscht und entwickelt.
Der Winterthurer Stadtpräsident Michael Künzle (CVP) bedauert dies: «Sulzer war und ist sehr eng mit Winterthur verbandelt. Die rauchenden Industriekamine gehörten zum Stadtbild.» Dennoch könne man sich dem Wandel nicht verschliessen, sagt er auf Anfrage von Radio SRF. «Moderne Technologien haben mittlerweile Einzug erhalten.» Die klassische Industrie habe sich über die Jahre aus Winterthur verabschiedet.