«Der Bundesrat hat klar gesagt: Wir gehen nicht über 65.» Das bestätigte Innenminister Alain Berset im Interview am Swiss Economic Forum. Im Mittelpunkt der Reform stünde dagegen eine Angleichung des Rentenalters der Frauen an jenes der Männer. Das heisst: 65 für alle.
Es müssten nun Anreize geschaffen werden, die das Erreichen eines Rentenalters von 65 ermöglichten, so Alain Berset gegenüber Reto Lipp. Denn real lägen die Eintrittsalter heute viel tiefer.
Lob der Langsamkeit
Das Schweizer Sozialsystem ist für Alain Berset eine grosse Errungenschaft. Dies machte er in seiner Eröffnungsrede am Donnerstagnachmittag deutlich.
«Ja, die Mühlen der Schweizer Politik mahlen manchmal langsam», sagte Bundesrat Alain Berset vor 1300 Gästen. «Aber die Ergebnisse sind dafür legitimiert und nachhaltig.»
Zackige Entscheidungswege seien oft zu kurzsichtig, fuhr Berset fort. Das «Uhrwerk Schweiz» funktioniere bestens, gerade weil es kompliziert sei. In der Schweiz würden komplexe Antworten auf komplexe Fragen gefunden, sagte Berset mit Blick auf das diesjährige SEF-Motto «Antworten auf brennende Fragen».
Nach Ansicht von Berset haben nur jene Länder Erfolg, die wirtschaftliche Dynamik und sozialen Ausgleich kombinierten. Der Ausgleich habe die Schweiz stark gemacht, sei aber gefährdet und müsse an die Bedingungen des 21. Jahrhunderts angepasst werden.
Die Wirtschaft solle sich auf bewährte Werte wie Solidität, Berechenbarkeit und Langfristigkeit besinnen. Die Schweizer Politik sei nicht von Nervosität geprägt – «normalerweise», schob Berset nach und erntete für seine Anspielung auf das US-Spezialgesetz Lacher und Applaus.
Auch von anderen Seiten gab es lobende Worte für die Schweiz. Patrick De Maeseneire, Chef des weltgrössten Stellenvermittlers Adecco, hielt in seiner Rede fest, die Schweiz sei nicht «kaputt». Jene Länder, die Druck auf die Schweiz ausüben, seien in der Krise.
1300 Teilnehmer in Interlaken
In Interlaken treffen bis Freitag Vertreter aus Wirtschaft und Politik zusammen. Aus den Schweizer Unternehmen sind unter anderem die Chefs von SBB, Post und Swisscom vertreten. Auch einige namhafte internationale Referenten haben zugesagt. Zur inzwischen 15. Ausgabe des Forums haben sich rund 1300 Teilnehmer in Interlaken angemeldet.
Ihren Fokus setzen die Veranstalter ganz klar aufs Inland: Die meisten Referenten und Teilnehmer vertreten die KMU – und damit jene rund 260'000 kleinen und mittelgrossen Unternehmen, die die Schweizer Wirtschaft prägen.