Die Arbeitslosenquote liegt auf einem langjährigen Tiefststand. Im landesweiten Durchschnitt liegt die Quote bei 2,4 Prozent - letztmals lag sie im Juni 2008 vergleichbar tief.
Gegenüber dem Vormonat hat sich die Quote nicht verändert. Dennoch hat sich in absoluten Zahlen betrachtet die Arbeitslosigkeit weiter reduziert. Insgesamt waren im Juni 106’579 Personen bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum RAV als arbeitslos gemeldet und damit rund 2’800 weniger als noch im Mai.
Unterschiede zwischen lateinischen und anderen Kantonen
Bei genauerer Betrachtung der Zahlen zum Arbeitsmarkt, die das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco heute veröffentlicht hat, springen die regionalen Unterschiede ins Auge. Während im Kanton Uri die Arbeitslosenquote im Juni bei nur 0,5 Prozent lag, erreichte sie im Kanton Neuenburg 4,4 Prozent.
Ein Teil der Erklärung für diese Differenz ist in der unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur zu suchen. «Mehr Industrie, mehr konjunktursensitive Industrie, beispielsweise die Uhrenindustrie; dort hat es viel stärkere Zyklen, das schlägt sich dann beispielsweise auch in der Arbeitslosigkeit nieder», sagt Boris Zürcher vom Seco.
Ähnlich argumentiert auch Rudolf Minsch vom Wirtschaftsdachverband Economiesuisse: «Die ländlichen Gebiete haben traditionell tiefere Arbeitslosenquoten. Hier spielt das Gewerbe eine grössere Rolle, auch die soziale Kontrolle unter den Einwohnern spielt eine wichtigere Rolle als in Agglomerationen.»
Neben diesen harten Faktoren vermutet Rudolf Minsch gleichwohl auch Unterschiede in der Mentalität. Die lateinische Schweiz sei zwar nicht minder arbeitsam wie die Deutschschweiz. «Vielleicht bleibt in der Deutschschweiz aber eher mal eine Person zu Hause, ohne sich arbeitslos zu melden, als in der lateinischen Schweiz, wo der Gang zum Arbeitslosenamt weniger stigmatisiert ist und weniger mit negativen Vorurteilen behaftet ist.»
Immerhin hat der Kanton Neunburg, der mit seiner Arbeitslosenquote schon lange an der Spitze steht, Boden gut gemacht. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Quote um 0,8 Prozent gesunken. In Uri, dem Kanton mit der schweizweit tiefsten Quote derzeit, ging sie nur um 0,1 Prozent zurück.
Noch deutlicher wird der Unterschied in absoluten Zahlen – da dabei auch die unterschiedliche Grösse der beiden Kantone zum Tragen kommt: Im grösseren Kanton Neuenburg waren im Juni gegenüber dem Vorjahresmonat 672 Personen weniger als Stellensuchende bei einem RAV registriert. Im kleineren Uri verkleinerte sich diese Zahl um 66 Personen.
Für das ganze Jahr rechnet das Seco nach wie vor mit einer Arbeitslosenquote von 2,6 Prozent im Schnitt. Die Schweiz profitiere nach wie vor von einer guten Weltkonjunktur, so Boris Zürcher. An den regionalen Unterschieden wird sich hingegen kaum so schnell etwas ändern.
(Sendebezug: SRF 4 News, 09.07.2018, 08:00 Uhr)