- Am Europa Forum wurde intensiv über das Rahmenabkommen mit der EU diskutiert.
- Der Zugang der Schweizer Wirtschaft zum EU-Binnenmarkt soll verbessert werden – dieser ist für die Schweiz essenziell.
- Laut dem Europabarometer der Credit Suisse und dem Europa Forum glaubt jedoch eine Mehrheit der Schweizer Stimmbevölkerung, die Handelsbeziehungen mit der EU seien ersetzbar.
Die heutige Weltwirtschaft ist international verflechtet und die Staaten sind voneinander abhängig. Das politische System der Schweiz trägt massgebend dazu bei, dass sie in Europa einen Spitzenplatz in der Wettbewerbsfähigkeit belegt.
Doch auch eine stabile Volkswirtschaft wie die Schweiz, ist vor internationalen Einflüssen nicht gefeit. Die Bedingungen können sich schnell ändern und könnten auch die Schweiz vom Podest stossen. Darüber wurde gestern am Europa Forum in Luzern heftig debattiert.
Im Zentrum der Diskussion stand die künftige Ausgestaltung des Rahmenabkommens mit der EU. Eine Verschlechterung der Beziehungen mit der EU ist durchaus möglich. Das Rahmenabkommen ist noch nicht in trockenen Tüchern und ohne Rahmenabkommen wird der Zugang der Schweizer Wirtschaft zum EU-Binnenmarkt schwierig.
Zu optimistisch?
Was also könnte passieren, wenn sich die Handelsbeziehungen mit der EU weiter verschlechtern? «Rahmenbedingungen, die sich verschlechtern, sind nie gut für einen Produktionsbetrieb», sagt Adrian Steiner, Geschäftsführer des Kaffeemaschinenherstellers Thermoplan. Und auch Monika Walser, Geschäftsführerin des Möbelherstellers de Sede doppelt nach: «Für uns ist es sehr wichtig, wie wir mit der EU umgehen. Einerseits exportieren wir, aber unsere Rohstoffe kommen auch zu einem grossen Teil aus Europa.»
Trotzdem glaubt laut einer repräsentativen Umfrage der Credit Suisse und dem Europa Forum eine Mehrheit der Schweizer Stimmbevölkerung, die Handelsbeziehungen mit der EU ersetzen zu können. In die Bresche springen sollen Drittstaaten wie die USA und China.
Die EU ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz. Das zeigen die Zahlen der Aussenhandelsstatistik des Bundes 2017. Rund die Hälfte aller Schweizer Warenexporte gingen in den benachbarten EU-Raum. Im Vergleich dazu fällt der Anteil der Exporte in die USA mit 15 Prozent und jener nach China mit 5 Prozent deutlich tiefer aus.
Ersatzbeziehungen nicht vorhanden
Ein vollwertiger Ersatz sieht anders aus. «Wir sind noch weit davon entfernt, mit China und den USA in die Grössenordnung der Handelstätigkeit mit der Europäischen Union zu kommen.» sagt Heinz Karrer, Präsident des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse. Es sei nicht so einfach, Handelsbeziehungen zu ersetzen. «Wir haben jetzt erst ein Freihandelsabkommen mit China.» Auch mit den USA sind Bestrebungen für ein Freihandelsabkommen im Gange. Dies werde ebenfalls Zeit in Anspruch nehmen. «Für Indien versuchen wir seit mehr als zehn Jahren ein Freihandelsabkommen abzuschliessen, aber auf absehbare Zeit dürfte dies nicht möglich sein.»
Trotzdem: Rund drei Viertel der Befragten ist die wirtschaftliche und politische Entwicklung in der EU wichtig. Der Hälfte der Befragten ist die Beziehung der Schweiz mit der EU sehr wichtig und einem Drittel wichtig. Knapp zwei Drittel der Befragten wollen die bilateralen Verträge fortsetzen.