Schnäuzchen, Schwänzchen, Füsse – in der Schweiz werden diese Teile des Schweins kaum mehr gegessen. «Gnagi», «Schnörrli» und Innereien sind zu sogenannten Schlachtnebenprodukten geworden. Aufgetischt werden nur noch Filets und Koteletts – mit möglichst wenig Fett und frei von Knochen. Ein Drittel des Schweins gelangt so nicht mehr auf Schweizer Teller.
«Wenn man von Fleisch spricht, verstehen viele Leute nur ein Filet, einen Braten oder ein Plätzli», beschreibt Armin Haas vom Fleischverarbeiter Micarna den kulinarischen Wandel in der Schweiz. «Aber Knochen und Schwarten sind auch Fleisch. Das sind genusstaugliche Lebensmittel.»
Schweinefüsse machen schöner
Die Chinesen sehen das noch so. Sogar mehr als das: Gerade Teile, die fett sind und abgenagt werden können, gelten als Delikatessen. Schweinefüsse sollen schön machen, sagt ein chinesischer Küchenchef gegenüber «ECO». Diese sind in China gar teurer als Koteletts. Denn ein Schwein habe nur vier Füsse, aber viele Rippen.
Schweinefleisch ist das in China meistverzehrte Fleisch. Die Volksrepublik kann die steigende Nachfrage nicht mehr allein decken. Diese Entwicklung macht sich die Schweiz zunutze: Was hiesige Konsumenten nicht mehr anrühren, kann gewinnbringend weiterverkauft werden.
Zwischenstation Deutschland
Schweizer Fleischproduzenten exportieren allerdings nicht direkt nach China. Über Deutschland findet das Schweinefleisch seinen Weg nach Fernost. Auf diese Weise erklärt sich, dass 77 Prozent der Schweizer Fleischexporte nach Deutschland gehen. Seitdem die Schweiz den neuen Markt entdeckt hat, sind die Exporte um das 15fache gestiegen.
Schweizer Fleischproduzenten haben eine Exportlizenz nach China bei den chinesischen Behörden beantragt. Zudem stehen die Schweiz und China seit zwei Jahren in Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen. Am diesjährigen World Economic Forum versprühte der zuständige Bundesrat Zuversicht. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir im Verlauf der nächsten Monate zu einer Lösung kommen», sagte Johann Schneider-Ammann.