Syrien – ein Land gezeichnet von über fünf Jahren Bürgerkrieg. Doch es gibt auch noch das andere Syrien. Obwohl in Teilen der Stadt täglich Granaten einschlagen, sind die Geschäfte und Märkte der Hauptstadt Damaskus offen. Die Menschen kaufen Lebensmittel ein, es wird Geld verdient.
Auch für Schweizer Firmen gibt es hier noch Absatzchancen. Etwa für den Milchverarbeiter Hochdorf. Schon seit über hundert Jahren stellt das Unternehmen mit Sitz in der gleichnamigen Luzerner Ortschaft Baby-Milchpulver her und exportiert dieses heute in alle Welt. Rund 40 Prozent gehen in die Region Nahost und Afrika – ein Teil davon nach Syrien.
Seit 2013 in Syrien
Seit 2013 liefert Hochdorf nach Syrien – an jene, die es sich noch leisten können. Das Regime subventioniert zwar manche Babynahrungs-Hersteller, nicht aber Hochdorf, sagt Fons Togtema, Leiter des Bereichs Kindernahrung bei Hochdorf. Trotzdem verkaufe sich das Schweizer Produkt: «Wir sind zwar etwas teurer, dafür liefern wir aber auch Qualität.»
Im Kontakt mit dem syrischen Regime sei man nicht. Auch von Reisen ins nahöstliche Land sehen Togtema und seine Mitarbeiter derzeit ab – zu gefährlich. Der lokale Partner hält das Geschäft aufrecht – sogar wenn den Kunden einmal das Geld fehlt:
In einer Kriegssituation taucht plötzlich das uralte Tauschgeschäft wieder auf. Kunden wollten schon mit Kamelen statt mit Geld bezahlen.
Keine Sanktionen auf Babynahrung
Schweizer Exporte nach Syrien – vornehmlich Pharmaprodukte – sind seit 2010 um über 90 Prozent eingebrochen. Luxusprodukte wie Uhren, die mehr als 1000 Franken kosten, dürfen gar nicht mehr geliefert werden.
So geben es die EU-Sanktionen vor, welche die Schweiz mitträgt. Verboten sind demnach auch Rüstungs- und Repressionsgüter, Geschäfte mit syrischen Erdölprodukten, der Handel mit Kulturgütern und vieles mehr.
Nicht aber Babynahrung: Dafür gibt es laut Erwin Bollinger, beim Staatssekretariat für Wirtschaft zuständig für Sanktionen, gute Gründe: «Die Sanktionen gegen Syrien sollen nicht in erster Linie die Zivilbevölkerung treffen. Deshalb gibt es bei den Sanktionen viele Ausnahmen, etwa bei Nahrungsmitteln oder humanitären Gütern.»
Langfrisitge Geschäftsbeziehungen
Aus diesem Grund kann Hochdorf weiterhin sein Baby-Milchpulver nach Syrien exportieren – doch das Geschäft sei kompliziert geworden, so Fons Togtema: «Unser lokaler Partner hat immer mehr Mühe, seine Produkte im Land zu verteilen und zu verkaufen.»
Mit dem Krieg sinken die ohnehin kleinen Umsätz, die Hochdorf in Syrien erwirtschaftet – letztes Jahr um rund einen Drittel. Fons Togtema stellt allerdings klar, dass man trotz den schwierigen Umständen am Syrien-Geschäft festhalten wolle: «Unsere Geschäftbeziehungen sind langfristig und gehen über jeden Krieg hinaus.»