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Israelische Soldaten am jährlichen Holocaust-Gedenktag.
Bild: zvg Susanne Brunner
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Israel: «Hier tut mir keiner mehr was»

Israel sei ein tief gespaltenes Land, hiess es nach dem gehässigen Wahlkampf im April. Doch die kollektive Erfahrung der Verfolgung, die Vorstellung, sich permanent verteidigen zu müssen gegen Feinde, der zunehmende Antisemitismus, sie einen die jüdische Mehrheit Israels stärker als es scheint.

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Zwischen einem Kibbuz an der libanesischen Grenze und einer Siedlung in der besetzten Westbank liegen Welten. Die Kibbuz-Mitglieder beklagen den Rechtsrutsch im Land, die Siedler freuen sich über die Schwäche der Linken. Im Kibbuz sieht man die Siedler als Hindernis für den Frieden, weil sie den Palästinensern immer mehr Gebiet wegnehmen. Die Siedler hingegen sehen sich als Speerspitze im Kampf ums eigene, biblische Land. Gemeinsamkeiten haben die beiden kaum. Welten liegen auch zwischen den Ultraorthodoxen und den wenig religiösen Jüdinnen und Juden. Die einen wollen, dass das Land am Sabbat komplett stillsteht, die anderen wünschen sich, dass am Wochenende endlich einmal öffentliche Verkehrsmittel fahren.

Aber wenn am Holocaust-Gedenktag die Sirenen ertönen, dann steht das ganze Land zusammen still. Und wenn in Ashkelon die Sirenen vor Raketen aus Gaza warnen und die Menschen in die Luftschutzkeller treiben, dann wissen alle wieder, was sie verbindet. Nämlich die Verteidigung des jüdischen Staates - in dem man zwar streitet und sich gegenseitig beschimpft, aber in dem man als einzigem Ort auf der Welt eine jüdische Mehrheit ist. «Hier tut mir keiner mehr was,» sagt ein Holocaust-Überlebender in Jerusalem.

Nur der palästinensische Fünftel der israelischen Bevölkerung fühlt sich nicht zugehörig.

Eine Reportage aus Adamit, Ofra, Jerusalem und Tel Aviv.