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Franz Kafkas Erzählung "In der Strafkolonie" wurde 1919 veröffentlicht.
Bild: Keystone
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«In der Strafkolonie» nach Franz Kafka

Ein Reisender wird von einem Beamten-Kommandanten minutiös in die Wirkweise einer barbarischen Tötungsapparatur eingeführt. Als ginge es ums Brezelbacken. Kafkas düsteres Bild der von Menschen aus freien Stücken errichteten Welt als Strafkolonie rückt dem Hörer auf den Leib.

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Ein angesehener Forschungsreisender erhält die Einladung, an einer öffentlichen Exekution teilzunehmen, um einen Einblick in das Rechtssystem der Strafkolonie und deren Vollzugsapparatur zu erhalten.

Die Kolonie befindet sich auf einer weit abgelegenen tropischen Insel. Der dort herrschenden Rechtsordnung folgend, wird dem Angeklagten vor der Hinrichtung weder die Möglichkeit gegeben, sich zu verteidigen, noch verkündet man ihm vor der Vollstreckung das Urteil. Es findet keine Abwägung über die Verhältnismässigkeit des Urteils statt, denn in der Strafkolonie herrscht der Grundsatz: «Die Schuld ist immer zweifellos.»

So kann auch der hinrichtende Offizier mit Überzeugung verkünden, dass sein Tötungsapparat der «menschlichste und menschenwürdigste» sei. Dieser Apparat führt den Hinrichtungsprozess durch, indem er dem Verurteilten das Gebot, das er übertreten hat, in die Haut einritzt.


Das Hörspiel wurde in Kunstkopfstereofonie produziert. Beim Hören mit Kopfhörer ist die grösstmögliche räumliche Wirkung gegeben. Die Apparatur rückt dem Hörer auf den Leib.

Mit: Bruno Ganz (Offizier), Wolfgang Stendar (Reisender), Heinz Bender-Plück (Verurteilter), Walter Wiegand (Soldat), Elmar Schulte (Sprecher)

Tontechnik: Ernst Neukomm und Vreny Rupp - Hörspielfassung und Regie: Claude Pierre Salmony - Produktion: SRF 1981 - Dauer: 44'

Franz Kafka, geboren 1883 in Prag, gestorben 1924 in Kierling, Österreich, zählt zu den wichtigsten Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts. Rezensenten bezeichneten seine Erzählung «In der Strafkolonie» als «stofflich abstossend» und ihren Autor als «Lüstling des Entsetzens».

Für Kafka selbst stellte der Text einen Höhepunkt seines literarischen Schaffens dar. In einem Brief an seinen Verleger äusserte er sich entsprechend: «Gott weiss wie tief ich auf diesem Weg gekommen wäre, wenn ich weitergeschrieben hätte oder besser, wenn mir meine Verhältnisse und mein Zustand das, mit allen Zähnen in allen Lippen, ersehnte Schreiben erlaubt hätten.»