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100 Jahre erlebte Zeitgeschichte in der Schweiz
Als ob man mit einem Jahrhundert spricht: Was unsereins nur aus Geschichtsbüchern kennt, hat die Bernerin Odette Brunschvig tatsächlich erlebt. Sie ist in Bern als Jüdin zwischen zwei Weltkriegen aufgewachsen. Ihr Schulweg führte sie während der Wirtschaftskrise in den 1920er-Jahren an den langen Schlangen vor dem Arbeitsamt vorbei.
Hetze und Herzklopfen
Sie stürzte in den 1930er-Jahren emotional ins Bodenlose, als eine Freundin sich antisemitisch zeigte. Sie sass atemlos im Publikum, als ihr Mann Georges Brunschvig in den 1930er-Jahren den viel beachteten Prozess um die Protokolle der «Weisen von Zion» führte. Sie genoss das Freiheitsgefühl am Steuer, als das Automobil auf den Strassen Einzug hielt.
Sie erzählt vom Herzklopfen, als ihre Generation in den 1950er-Jahren zum ersten Mal ein Flugzeug bestieg – und die Welt tatsächlich schrumpfte. Die Begeisterung ihrer Schwiegermutter, als 1971 endlich das Frauenstimmrecht eingeführt wurde blieb ihr unvergesslich – bis zu ihrem Tod kurz nach diesem Gespräch.
Akustische Zeitreise
Zeitzeugen seien wichtige Quellen, deren Erlebnisse in die Geschichtsforschung einfliessen. Das betont Matthias Ruoss, Historiker der Uni Bern. Den Mahnungen von Zeitzeugen solle man Gehör schenken, sagt der Historiker, als Odette Brunschvig erschreckende Parallelen von den 1930er-Jahren ins Heute zieht. Er stellt die persönlichen Erinnerungen in einen schweizerischen und sogar in einen globalen Zusammenhang. Eine akustische Zeitreise durch die letzten hundert Jahre in der Schweiz.
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