75 Jahre Sportschule Magglingen bedeuten 75 Jahre Sportförderung des Bundes. Klingt harmonisch. Bedeutet aber nicht, dass die Jahrzehnte ohne Hürden und Hindernisse ins Land zogen.
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Bild 1 von 5. Magglingen mit dem Grand Hotel, dem Schulgebäude und dem Restaurant «Bellavista» im Vordergrund. Im Hintergrund links die alte Sporthalle und die Jubiläumshalle, im Hintergrund in der Mitte die Anlage «End der Welt». Bildquelle: Keystone Alessandro Della Bella.
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Bild 2 von 5. Das Grand Hotel ist ein Kurhaus aus dem Jahr 1877. Während des Zweiten Weltkrieges stand es fast leer. Eine ideale Voraussetzung für den Bezug der Sportschule. Bildquelle: Bundesamt für Sport BASPO.
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Bild 3 von 5. Eine Postkarte aus Magglingen, die 1905 verschickt wurde. Zu sehen ist das Kurhaus (Baujahr 1877) und die Standseilbahn Biel-Magglingen (Baujahr 1887). Bildquelle: Bundesamt für Sport BASPO.
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Bild 4 von 5. Das Grand Hotel heute. Bildquelle: Keystone Peter Schneider.
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Bild 5 von 5. Sportschule mit Aussicht: Biel, der Bielersee mit dem Nidau-Büren-Kanal, das Mittelland und die Alpen. Bildquelle: SRF.
Die Gründung
1944 – noch während des Zweiten Weltkrieges – gründete die Schweiz in Magglingen die zentrale Sportschule. Ziel war es, die jungen Burschen körperlich und geistig auf ihren Einsatz als Soldaten vorzubereiten.
Aus 9 Bewerbungen waren bald nur noch Magglingen bei Biel und Chaumont bei Neuchâtel im Rennen um den Standort der Sportschule. Bei der Wahl von Magglingen half wohl auch der Zufall etwas mit: Bei der Besichtigung der beiden Standorte empfing Chaumont die Delegation mit Nebel und leichtem Schneefall. Nachmittags, nach dem Mittagessen am Bielersee, klarte das Wetter auf und Magglingen zeigte sich von der schönsten Seite.
Die Wehrertüchtigung war für den Bund das einzige Argument, Turnen und Sport zentral zu organisieren.
Doch schon in den Anfängen wehrten sich die Kantone und die Universitäten gegen die Gründung einer Sportschule. Die Kantone fürchteten die Zentralisierung, die Universitäten die Militarisierung des Sports.
Der Ausbau
Mit dem weltweiten Aufschwung ab den 1950er Jahren baute auch Magglingen aus. Sporthallen, Schwimmbad und Rundbahn wurden gezielt in die Jurahügel gebettet. Und auch die Forschung sollte zu einem bedeutenden Standbein werden.
Das Monstrum «Dopinganalyse» frass alle Ressourcen für die geplante sportwissenschaftliche Forschung.
Magglingen wollte sich aus der Ambivalenz befreien: Einerseits setzte man sich für die Leistungssteigerung im sauberen Sport ein, andererseits war man Dopingkontrolleur. Die Lösung war eine externe Stiftung im Dopingbereich.
Seit den militärischen Anfängen der Sportschule waren die Frauen zwar nicht ausgeschlossen, aber auch nicht offiziell mitgemeint. Parallel zur Annahme des Frauenstimmrechts im Jahr 1971, wurde 1972 mit dem ersten Sportfördergesetz auch der Frauensport geregelt.
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Bild 1 von 11. Der Schweizer Kugelstosser Werner Günthör gewann an den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul die Bronze-Medaille. Während seiner Aktivzeit trainierte er in Magglingen und er blieb der Sportschule bis heute erhalten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 11. Auch der ehemalige russische Schwimmstar und Schwimmzar Alexander Popov trainierte regelmässig in Magglingen. Hier gewann er den 100m Freistilfinal an den Weltmeisterschaften 2003 in Barcelona. Neben ihm der zweitplatzierte Holländer Pieter Van Den Hoogenband und der Australier Ian Thorpe, der die Bronzemedaille gewann. Bildquelle: Keystone J.C. Cardenas.
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Bild 3 von 11. Judoka Sergei Aschwanden trainierte in Magglingen und gewann an den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Bronzemedaille. Bildquelle: Keystone Alessandro Della Bella.
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Bild 4 von 11. Die Neuseeländerin und Kugelstosserin Valerie Adams gewinnt die Silbermedaille an den Olympischen Spielen 2012 in Longon. Mit ihrem Schweizer Trainer Jean-Pierre Egger trainierte sie in Magglingen. Bildquelle: Keystone Matt Dunham.
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Bild 5 von 11. Der Schweizer Langläufer Dario Cologna trainieret 2013 während seiner Rehabilitationsphase auf einem speziellen Laufband im Nationalen Sportzentrum in Magglingen. Bildquelle: Keystone Peter Schneider.
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Bild 6 von 11. Wie die Kunstturnerin Giulia Steingruber trainieren alle Schweizer Spitzenkunstturnerinnen und -kunstturner in der Jubiläumshalle an der Eidgenössischen Hochschule für Sport in Magglingen. Bildquelle: Keystone Alessandro della Valle.
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Bild 7 von 11. Ursula Weiss war zu Beginn der 1960er Jahre bis 1992 Mitarbeiterin und Leiterin des Forschungsinstituts in Magglingen. Die ausgebildete Sportlehrerin und Ärztin erlebte in Magglingen, wie nur Ehefrauen von Mitarbeitern der Sportschule angestellt werden konnten und wie das Thema Doping der Forschung die Ressourcen streitig machte. Bildquelle: SRF.
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Bild 8 von 11. Die erste Sportministerin der Schweiz: Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss übernahm 1993 das Departement des Inneren und damit den Sport. Bildquelle: Keystone Karl-Heinz Hug.
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Bild 9 von 11. Alt-Bundesrat Adolf Ogi (rechts) und Heinz Keller (links), damaliger Direktor der Sportschule Magglingen, erkunden Magglingen am 5. Dezember 1998 laufend. Adolf Ogi hatte während seiner Zeit als Sportminister ein persönliches Garderobekästchen in Magglingen. Bildquelle: Keystone Edi Engeler.
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Bild 10 von 11. Alt-Bundesrat Samuel Schmid (rechts) beim Besuch der Spitzensport Rekrutenschule 2006 in Magglingen. An der Spitzensport-RS in Magglingen nahm in diesem Jahr zum ersten Mal auch eine Frau teil, Triathletin Anina Stämpfli. Bildquelle: Keystone Edi Engeler.
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Bild 11 von 11. Walter Mengisen, stv. Direktor Bundesamt für Sport BASPO, kennt als Historiker die ganze Geschichte der Sportschule Magglingen. Bildquelle: Keystone Anthony Anex.
Die Suche nach der politischen Heimat
Der Frauensport hinterfragte in den 1980er Jahren endgültig die politische Heimat des Sports im Militärdepartement. Schon seit einigen Jahren verschoben sich die Schwerpunkte hin zu Gesundheit, Erziehung und Kultur. Der Wechsel ins Departement des Innern 1984 war die logische Folge.
Magglingen ist ein absolutes Bijou.
Der Rückwechsel ins Militärdepartement 14 Jahre später galt zuerst als «bittere Pille» für den Sport. Erst bei genauerem Hinsehen erwies er sich als Glücksfall: Im neugestalteten Departement erschien der Sport im Namen (VBS – Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) und Magglingen wurde zum Bundesamt für Sport erweitert – eine Aufwertung des Schweizer Sports.
Von der Sportschule zum Bundesamt
Heute ist in Magglingen das Bundesamt für Sport, der Breitensport (J+S), der Leistungssport, die multidisziplinäre Forschung und die Sportlehrerausbildung auf Fachhochschulniveau zu Hause. Und trotz moderner Anlage ist überall der Sportsgeist – der «Esprit de Macolin» – zu finden.
Nach der Einführung des neuen Schliesssystems stand ich nach dem Duschen «füdliblutt» vor verschlossener Tür.
Zum 75. Geburtstag lädt Magglingen die Schweizerinnen und Schweizer am 14. September 2019 zu einem Publikumstag ein.