Der Schulsack ist gepackt, das Etui mit Schreibzeug gefüllt, die Vorfreude gross – zumindest bei den Erstklässlern: In den meisten Deutschschweizer Kantonen beginnt in den kommenden zwei Wochen das neue Schuljahr. Dass die Schule schweizweit im Spätsommer beginnt, ist derweil keine Selbstverständlichkeit. Dafür brauchte es in den 1980er-Jahren zuerst eine Volksabstimmung.
Bis zum 19. Jahrhundert: Nur im Winter Schule
Lange gingen die Kinder nur im Winter zur Schule. Schulanfang war meistens am Martinstag, 11. November, und der Unterricht dauerte rund bis Ostern. Erst ab dem 19. Jahrhundert fing man an, die Kinder das ganze Jahr in die Schule zu schicken. Die einen Kantone begannen das Schuljahr im Sommer, die anderen im Frühling. So zogen diese Kinder im Jahr 1961 noch im April Fazit nach ihrem allerersten Schultag.
Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts, als die Bevölkerung zunehmend mobil wurde und auch immer mehr Familien über die Kantonsgrenzen zogen, stellte sich die Frage nach einer schweizweiten Vereinheitlichung des Schulanfangs.
Seit 1989: Einheitlicher Schulbeginn nach den Sommerferien
Richtig spannend wurde die Diskussion in den 1980er-Jahren. 1985 stimmte das Schweizer Stimmvolk über den einheitlichen Schulanfang im Spätsommer ab. Die Befürworter der Vorlage waren der Meinung, die Kinder seien nach den langen Sommerferien optimal erholt und bereit für die Schule. Die Gegner sagten, der Frühlingsanfang sei besser, weil da auch die Natur erwache und neu beginne. Andere wiederum sahen keine Notwendigkeit, ins urföderalistische Bildungswesen einzugreifen und die Sache schweizweit einheitlich zu regeln.
Die Abstimmung brachte schliesslich ein klares Resultat: Fast 59 Prozent sagten Ja zum Spätsommer-Schulanfang. So kamen die Kinder in jenen Kantonen, die umstellen mussten, vom Frühling 1988 bis im Sommer 1989 zu einem Langschuljahr. Und seit 1989 beginnt die Schule in der ganzen Schweiz nach den Sommerferien.
Mein erster Schultag
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Bild 1 von 18. Heidy Fischer-Baumann, Ruswil. Startbereit mit meinen «Nachbarsgspändli» Vreni und Felix zum Schulstart in Ettiswil am 26.April 1960. Die Mittlere bin ich. Bildquelle: Heidy Fischer-Baumann.
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Bild 2 von 18. Yvonne Wolf, Sarnen. Meine älteste Schwester hat mich an meinem ersten Schultag überrascht und sagte, dass es wichtig sei, mit einem Föteli den ersten Schultag festzuhalten. Bildquelle: Yvonne Wolf.
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Bild 3 von 18. Karl Weibel, Allschwil. Mein erster Schultag April 1956 in Rüti (ZH). Bildquelle: Karl Weibel.
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Bild 4 von 18. Eva Antonietti, Bern. Frühling 1956 in Ennetbaden (AG), leider erinnere ich mich kaum mehr an den ersten Schultag. Mein Vater hat das Foto gemacht. Bildquelle: Eva Antonietti.
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Bild 5 von 18. Toni Iten-Bühlmann, Sursee. Das war an meinem ersten Schultag in Ingenbohl-Brunnen, vermutlich im April 1965, das genaue Datum weiss ich leider nicht mehr. Der Kanton Schwyz hatte damals noch Frühlings-Schuljahresbeginn. Zum Befinden damals muss ich wohl nichts sagen, das steht mir ins Gesicht geschrieben. Hei, hat mir das gestunken..... Bildquelle: Toni Iten-Bühlmann.
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Bild 6 von 18. Lisbeth Bihr-Burkhart, Engi. Mein erster Schultag, vor dem Schulhaus Guldisloo in Wetzikon im Jahr 1959. Bildquelle: Lisbeth Bihr-Burkhart.
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Bild 7 von 18. Jürg Wenger, Signau. Als ich am 21.4.1969 meinen ersten Schultag hatte, musste ich weinen, als meine Mutter wieder ging. Da sagte ein Schulkamerad, komme, setze Dich neben mich, dann bist Du nicht mehr alleine. Vier Jahre sassen wir dann zusammen und es wurde eine gute Freundschaft. Bildquelle: Jürg Wenger.
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Bild 8 von 18. Brief von der Lehrerin. So wurde SRF 1-Hörer Jürg Wenger von seiner Lehrerin auf den ersten Schultag vorbereitet. Bildquelle: Jürg Wenger.
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Bild 9 von 18. Elsbeth Wolf-Hiltbrunner, Luzern. Dieses Bild hängt in meinem Gastzimmer, es zeigt meinen verstorbenen Mann an seinem ersten Schultag. Das war 1934 und wie man sieht, ging man damals noch zum Fotografen, um diesen wichtigen Tag festzuhalten. Sicher war auch die Kleidung und der saubere Haarschnitt sehr wichtig! Bildquelle: Elsbeth Wolf-Hiltbrunner.
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Bild 10 von 18. Katharina Leyvraz-Freitag, Wyssachen. 1967 in Ulmiz/FR. Der Überschurz war obligatorisch, obwohl ich lieber Hosen angezogen hätte wie meine Brüder. Bin aber gleichwohl gerne zur Schule gegangen. Bildquelle: Katharina Leyvraz-Freitag.
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Bild 11 von 18. Hans Stalder, Thun. Mein erster Schultag im Frühling 1951 in Ittigen bei Bern. Ich freute mich sehr auf diesen Moment, war aber auch ein bisschen aufgeregt. Bildquelle: Hans Stalder.
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Bild 12 von 18. Ernst Kunz, Beinwil am See. Das Foto entstand nicht am ersten Schultag, sondern einige Zeit später, als der Fotograf in die Schule kam. Mein erster Schultag war am 23. März 1942, zwei Tage nach meinem 6. Geburtstag. Ich war noch nicht schulreif, aber die Lehrerin nahm mich in die erste Klasse auf, um meine Mutter zu entlasten, die mit ihrem vierten Kind schwanger war. Bildquelle: Ernst Kunz.
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Bild 13 von 18. Margrit Naef, Eschenbach. April 1956 im Schulhaus Oberwiesen in Frauenfeld. Ich war so stolz auf die neuen handgestrickten Kniesocken und die neue Schürze. Beides von meiner Mutter gemacht. Ohne Schürze in die Schule war damals undenkbar. Bildquelle: Margrit Naef.
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Bild 14 von 18. Margrit Erne Burri, Endingen. Auf diesem Bild sind mein Coucousin René und ich im Frühling 1979 bereit für unseren ersten Schultag in Leuggern/AG. Bildquelle: Margrit Erne Burri.
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Bild 15 von 18. Esther Jud, Wettingen. Wie man sieht war meine Freude im Frühling 1960 am ersten Schultag gross. Die Begeisterung hielt sich aber später in Grenzen. Bildquelle: Esther Jud.
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Bild 16 von 18. Mike La Marr. Im Jahr 1969: Obwohl der SRF 1-Moderator Linkshänder ist, musste er den Bleistift für das Schulfoto rechts halten. Bildquelle: SRF.
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Bild 17 von 18. Christina Lang. 18. August 1980: Die SRF 1-Moderatorin an ihrem ersten Schultag. Bildquelle: SRF.
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Bild 18 von 18. Stefan Siegenthaler. Wir schreiben das Jahr 1989 im Kanton Bern. Es ist der erste Schultag von SRF 1-Moderator Stefan Siegenthaler. «Es war vor allem für meine Verwandten ein grosser Tag», sagt er. «Es gab Fotos und Geschenke und ein Riesen Tohuwabohu.» . Bildquelle: zvg.
Harmonisierungen: Die Schweiz tut sich bis heute schwer
Seit Ende der 1980er-Jahre ist die Mobilität der Bevölkerung weiter gestiegen. Und mit der Zeit kamen weitere Bestrebungen dazu, das Schweizer Bildungssystem zu vereinheitlichen. Zum Beispiel der Lehrplan 21, der die Harmonisierung der kantonalen Lehrpläne zum Ziel hat. Die Umsetzung des Lehrplans 21 gibt bis in die Gegenwart zu reden.
Der erste Schultag ist etwas Besonderes
Föderalismus und Harmonisierungen hin oder her: Für die Kinder, die jetzt in die erste Klasse kommen, beginnt ein neues Abenteuer. Der erste Schultag ist etwas Besonderes. Er markiert einen neuen Lebensabschnitt, weg vom Elternhaus in eine eigene Zukunft. Das ist heute nicht anders als früher. Welche Erinnerungen haben Sie? Schicken Sie uns Ihr Bild vom ersten Schultag.