Zum Inhalt springen

Auto-Tagfahrlicht Die unterschätzte Gefahr durch fehlende Rücklichter

Neblige Herbsttage sorgen auf den Strassen regelmässig für gefährliche Situationen. Häufig sind Autofahrer ohne eingeschaltete Rücklichter unterwegs, was die Sichtbarkeit erheblich mindert und das Unfallrisiko erhöht.

Die Schweizer Gesetzgebung regelt zwar den Gebrauch von Nebellichtern, doch das automatische Tagfahrlicht moderner Fahrzeuge bringt Herausforderungen mit sich. Viele Autofahrer verlassen sich darauf, dass ihr Fahrzeug die Beleuchtung selbstständig anpasst – eine Annahme, die im dichten Nebel riskant werden kann.

René Beck

Fahrlehrer

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

René Beck, seit 38 Jahren Fahrlehrer in Zürich, erklärt im Gespräch mit SRF 1, wie man die Beleuchtung manuell richtig einstellt und welche Sicherheitslücken das automatische Lichtsystem moderner Autos hat.

Radio SRF 1: Warum erkennen die automatischen Lichtsysteme bei modernen Autos Nebel oft nicht zuverlässig?

René Beck: Das Problem ist, dass die meisten automatischen Lichtsysteme nur auf Dunkelheit reagieren. In Tunneln und bei Dämmerung schalten sie sich einwandfrei ein – doch Nebel erkennt das System nicht, weil es dafür schlicht zu hell ist. Auch bei starkem Regen muss das Licht manuell angepasst werden. Viele meiner Fahrschüler sind überrascht, dass sie das Lichtsystem bei Nebel selbst umschalten müssen.

Können Rücklichter nicht standardmässig so eingestellt werden, dass sie immer eingeschaltet bleiben?

Einige moderne Autos bieten die Möglichkeit, Rücklichter im Tagfahrlicht-Modus ebenfalls anzuschalten, aber das ist nicht bei allen der Fall. Manchmal muss man die Einstellungen auf dem Display selbst anpassen.

Autofahrer müssen daher darauf achten, dass sie bei schlechter Sicht selbst auf Abblendlicht umschalten.

Es wäre technisch durchaus machbar, Nebelsensoren einzubauen, die das Rücklicht automatisch aktivieren. Aber das treibt die Produktionskosten in die Höhe, und solche Systeme sind bislang nicht Standard. Autofahrer müssen daher darauf achten, dass sie bei schlechter Sicht selbst auf Abblendlicht umschalten.

Wann darf die Nebelschlussleuchte genutzt werden, und was gibt es zu beachten?

Früher gab es die sogenannte 50-Meter-Regel – die Nebelschlussleuchte durfte nur eingeschaltet werden, wenn die Sichtweite 50 Meter oder weniger betrug. Da aber kaum jemand diese Entfernung genau einschätzen kann, wurde die Regel abgeschafft.

Jetzt gilt: Die Nebelschlussleuchte darf bei starkem Nebel, Regen oder Schneefall genutzt werden, muss aber sofort wieder ausgeschaltet werden, wenn die Sicht klarer wird. Viele lassen die Leuchte an, obwohl sie den dichten Nebel längst hinter sich gelassen haben – und blenden damit die anderen Verkehrsteilnehmer.

Warum ist die Aktivierung der Rücklichter bei schlechter Sicht so entscheidend?

Nebel, starker Regen oder Schneefall schränken die Sicht stark ein. Wenn Rücklichter nicht aktiviert sind, wird ein Auto gerade in solch schwierigen Bedingungen oft erst spät gesehen.

Es ist wichtig, dass Autofahrer verstehen, wie ihre Lichtsysteme funktionieren, und sich nicht zu sehr auf automatische Systeme verlassen.

Das ist gefährlich für alle Verkehrsteilnehmer, weil Auffahrunfälle so sehr viel wahrscheinlicher werden. Es ist wichtig, dass Autofahrer verstehen, wie ihre Lichtsysteme funktionieren, und sich nicht zu sehr auf automatische Systeme verlassen. Gerade in der heutigen, stark technisierten Welt bedeutet manuelle Kontrolle oft mehr Sicherheit.

Welche Tipps geben Sie den Lernenden?

Ich rate allen, die Lichtautomatik an ihre Bedürfnisse anzupassen und immer zu kontrollieren, ob die Rücklichter bei schlechtem Wetter eingeschaltet sind. Es ist gut, die Systeme zu kennen und zu wissen, wann man selbst eingreifen muss. Sicherheit geht vor – und das fängt bei guter Sichtbarkeit an.

Das Gespräch führte Stefan Siegenthaler.

Radio SRF 1, 31.10.2024, 6:40 Uhr

Meistgelesene Artikel