Zum Inhalt springen

Barbara Studer im Gespräch Wie aktiviert man das Hirn am besten? Tipps einer Hirnforscherin

Neurowissenschaftlerin Barbara Studer weiss, was das Hirn braucht – und wendet es auch auf das eigene Leben an.

Dopamin ist sozusagen unser Treibstoff, um freudig und motiviert in den Tag zu starten. Deshalb gönnt sich Barbara Studer (40) morgens eine kalte Dusche. Die Hirnforscherin, Dozentin, Unternehmerin und Mutter von drei Kindern kennt sich aus mit Hormonen und was sie im Hirn bewirken. «Kaltes Wasser ist für jedes Hirn super gut, weil Dopamin freigesetzt wird.»

Anleitung zum Kaltduschen

Box aufklappen Box zuklappen

Nicht alle mögen es, kalt zu duschen. Schussendlich gehe es aber um Gewohnheit und Training, sagt Barbara Studer. «Ich kann es sehr empfehlen.»

Klein anfangen hilft: zuerst die Zehen kalt abduschen, dann die Beine. Anschliessend die Arme und erst dann den ganzen Körper.

Zeit verlängern

Zuerst auf 10 zählen und dann steigern auf 20 etc.

Ca. nach einer Woche auf 40 zählen und irgendwann ist man bei 2 bis 3 Minuten kalt duschen angelangt. Das ist eine optimale Länge. Solange dauert es, bis im Hirn das Glückshormon Dopamin und andere ausgeschüttet werden, sagt Studer.

Viele meinen, das Hirn könne man auf Knopfdruck aktivieren, um Leistung zu kriegen. Dabei gehe vergessen, ihm zuerst etwas zu geben, sagt Barbara Studer. Bringt man mit einfachen Übungen die linke und rechte Hirnhälften in Kooperation, helfe das der Konzentration.

Bevor sich Barbara Studer aufmerksam und fokussiert an die Arbeit macht, greift sie selbst gerne zu den Bällen. Jonglieren sei eine Kombination aus Bewegung und kognitiver Aufgabe und führe dazu, danach richtig präsent zu sein.

Freude ist ein unglaublicher Energiespender.
Autor: Barbara Studer Hirnforscherin

Ihr Ziel sei nie gewesen, Karriere zu machen, sagt die Unternehmerin und Dozentin der Universität Bern. Sie habe sich immer gerne davon leiten lassen, das zu machen, was ihr Freude bereitet. «Freude ist ein unglaublicher Energiespender», sagt die dreifache Mutter.

Entwicklungsmöglichkeiten schaffen

Bereits als Kind hat Barbara Studer ihre Leidenschaft für Musik entdeckt. Zu Hause stand kein Fernseher, dafür ein Klavier. Heute schreibt sie eigene Lieder und steht auf der Bühne. «Ich glaube, Musik ist etwas, das auch für die Entwicklung unglaublich wertvoll ist.»

Es gibt Menschen, die wissen nicht, wofür ihr Herz schlägt, aber es gibt Methoden, um das herauszufinden. Anpacken, mitmachen, ohne viel zu überlegen, sagt Studer. «Du merkst erst im Erleben, was zu dir passt und wo deine Stärken oder Schwächen sind.»

Schweizerinnen und Schweizer hätten die Tendenz immer zu sagen «mi sött». Dem sollte man weniger Gewicht beimessen und mehr auf sich hören, ist Studer überzeugt.

Enttäuscht von der Psychologie

Ursprünglich hat Barbara Studer ein Psychologie-Studium angefangen. Frustriert hat sie aufgehört, weil sie auf das, was sie suchte, keine Antworten fand. Sie wollte ihrem Vater, der unter Depressionen litt, helfen. «Psychologie hat mich enttäuscht.» Da gebe es zwar Modelle, wie man klinisch mit solchen Beeinträchtigungen umgehen kann. Bei ihrem Vater habe alles nichts genützt. Er hat sich das Leben genommen, als sie 22 Jahre alt war. «Das spüre ich heute noch – das ging mir durch Mark und Blut.»

Suizidgedanken? Hier finden Sie Hilfe

Box aufklappen Box zuklappen

Erwachsene: Dargebotene Hand/Sorgentelefon

  • Telefon (rund um die Uhr): 143
  • Mail und Chat: www.143.ch

Kinder und Jugendliche: Pro Juventute

  • Telefon (rund um die Uhr) und SMS: 147
  • Mail und Chat: www.147.ch

Weitere Informationen

Studer hat das Fach gewechselt und ist auf Neurologie umgestiegen. Bei psychischen Erkrankungen sei man heute oft noch hilflos. Aber man wisse viel mehr vom Hirn und sehe in der Vorsorge grosses Potenzial. «Prävention ist stärker als Intervention.»

Familie auf eine harte Probe gestellt

Bis 2014 lief bei Studers alles rund. Dann bremste eine Hirnblutung ihren Mann jäh aus – das erste Kind war zweijährig und Barbara Studer mit dem zweiten schwanger. «Es war eine Frage von Leben und Tod», sagt sie. Nach einer ersten Operation war ihr Mann im Rollstuhl, konnte kaum schlucken und sie musste ihn füttern. Den Kopf in den Sand stecken kam für die junge Mutter nicht infrage. Der Kampf zurück ins Leben war hart, aber beide seien top motiviert gewesen, erzählt sie. Geholfen hätten auch Gottvertrauen und Humor. «Ich habe oft liebevoll Witze über seine Ungeschicklichkeit gemacht», sagt sie.

Trotz viel Zuversicht gab es auch Krisen und die gebe es auch heute noch. Das gebe es auch in anderen Beziehungen, sagt Studer – «das gehört jetzt zu unserem Leben».

Radio SRF 1, 23.02.2025, 10:00 Uhr

Meistgelesene Artikel