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Beziehung über Grenzen hinweg Fünf Dinge, die für interkulturelle Paare wichtig sind

Wer sich in jemanden aus einem anderen Land verliebt, gewinnt oft mehr als nur eine neue Beziehung – nämlich auch einen Zugang zu einer anderen Kultur. Doch interkulturelle Partnerschaften bringen nicht nur neue Perspektiven, sondern auch besondere Herausforderungen mit sich.

In der Schweiz ist jede dritte Ehe binational: 2023 heirateten über 12’000 Paare, in denen ein Partner aus dem Ausland stammt – besonders oft aus Deutschland, Italien, dem Kosovo, Frankreich oder Brasilien. Die meisten Eheschliessungen dieser Art gibt es in den Kantonen Genf, Waadt und Zürich.

Doch so vielfältig wie die Kombinationen, so unterschiedlich auch die Stolpersteine im Alltag. Diese fünf Tipps helfen, die Beziehung stark zu halten – auch wenn’s mal kriselt.

1. Neugierig bleiben – mit Respekt

Was für interkulturelle Paare zentral ist? «Wohlwollende Neugier», sagt Heidi Kolly von der Beratungsstelle Frabina. Es gehe darum, nicht nur den Partner oder die Partnerin, sondern auch dessen Herkunft und Kultur ernst zu nehmen – ohne zu urteilen. Wer Fragen stellt und offen zuhört, schafft Nähe – auch bei Unterschieden.

Nicht alle Erwartungen sind falsch – aber viele haben kein Bild davon, was wirklich auf sie zukommt.
Autor: Heidi Kolly Fachberaterin bei Frabina

2. Realistisch bleiben – Erwartungen checken

Gerade wenn die Beziehung mit einem Umzug verbunden ist, prallen oft Lebensrealitäten aufeinander. Eine neue Sprache, ein fremdes System, der Verlust des familiären Umfelds – all das fordert. «Viele unterschätzen, wie anspruchsvoll Integration sein kann», sagt Kolly. Und sie ergänzt: «Nicht alle Erwartungen sind falsch – aber viele haben kein Bild davon, was wirklich auf sie zukommt.» Besonders wenn der Zeitpunkt der Heirat durch rechtliche Vorgaben bestimmt ist, folgt das gemeinsame Leben oft erst nach der Unterschrift.

Anlaufstellen für binationale Paare in der Schweiz

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Interkulturelle Beziehungen bringen besondere Fragen mit sich – von rechtlichen Anliegen bis zu Alltagskonflikten. Diese Stellen bieten Unterstützung:

  • Frabina, Bern/Solothurn – Beratung bei rechtlichen, psychosozialen und integrativen Fragen für binationale Paare
  • ZEBRA, Bern – Paarberatung mit Erfahrung in interkulturellen Konstellationen
  • AOZ, Zürich – Hilfe bei Aufenthalt, Familiennachzug und Integration
  • HEKS – Unterstützung bei rechtlichen und sozialen Fragen rund um Migration
  • Terre des femmes Schweiz – Beratung bei geschlechterspezifischen und kulturellen Konflikten
  • Regionale Ehe- und Familienberatungen – in vielen Kantonen, z. B. Luzern, Basel, St. Gallen

Nicht alle dieser Angebote sind auf binationale Paare spezialisiert – je nach Situation kann aber Beratung möglich sein.

3. Herausforderungen gemeinsam tragen

Ein Partner findet keine Arbeit, obwohl er oder sie im Herkunftsland hochqualifiziert war. Oder eine Diplomanerkennung zieht sich hin. «Das kann viel mit einer Beziehung machen», sagt Kolly. Auch finanzielle Erwartungen aus dem Herkunftsland oder familiärer Druck kommen vor. Es hilft, sich als Team zu verstehen – nicht als Einzelkämpfer.

Nicht alles überinterpretieren. Humor hilft, Spannungen zu lösen.
Autor: Heidi Kolly Fachberaterin bei Frabina

4. Missverständnisse aushalten – und darüber lachen können

Gerade, wenn keine gemeinsame Muttersprache da ist, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Aber auch Themen wie Kindererziehung oder Rollenverteilung führen zu Reibungen. Kolly rät: «Nicht alles überinterpretieren. Humor hilft, Spannungen zu lösen.» Wichtig ist auch, Konflikte nicht nur kulturell zu deuten – manches ist schlicht menschlich.

5. Äussere Hürden benennen – und nicht unterschätzen

Viele Dinge liegen ausserhalb der Beziehung: Aufenthaltsrecht, Arbeitsmarkt, gesellschaftliche Vorurteile. «Klischees wie ‹Er will sie nur wegen des Passes› oder ‹Sie nur wegen des Geldes› sind weit verbreitet», sagt Kolly. Paare müssen sich oft gegen solche Bilder wehren. Gleichzeitig kann das auch verbinden – wenn man sich gegenseitig den Rücken stärkt.

Radio SRF 1, Treffpunkt, 07.04.2025, 10 Uhr ; 

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