Alles beginnt 1977 mit dem Globi-Klassiker «Globi in der Verbannung». Da war ich drei Jahre alt. Konnte noch nicht lesen. Dafür aber blättern, schauen und zuhören.
Auf Globi folgt Papa Moll. Später alles von Astrid Lindgren und Federica de Cesco. Und dann jenes Buch, das mich vollends in die Welt der Bücher reinzieht: «Die unendliche Geschichte» von Michael Ende. Mit dem Jungen namens Bastian, dessen Leidenschaft die Bücher sind. Und der mich mit seiner Leidenschaft ansteckt.
Ein Märchen ganz anderer Art sind die «Erzählungen aus den Tausendundein Nächten». Und ich meine nicht die Kinderversion, sondern jene nach dem arabischen Urtext. Erstmals erschienen im Inselverlag. Ohlala. Was für ein Buch! Frühaufklärung par exellence. Meinem Vater, der mir das Buch geschenkt hat als ich 10 Jahre alt war, ist das heute noch peinlich. Besonders, weil ich jeweils kichernd zu ihm gelaufen bin, um ihm hocherotische Textstellen vorzulesen. Also liebe Eltern. Hier gilt: erst ab 16 verschenken!
Später, im Gymnasium, hat mich dann mein Deutschlehrer für William Shakespeares Tragödien, Komödien und Sonnette begeistert. Nachhaltig. Ich musste mir auf meiner erste Reise nach London gleich bei «Hatchard» die gesamte Werkausgabe unter den Nagel reissen. Feriengeld alle. Aber wer braucht schon Fish and Chips, wenn es solche Nahrung gibt: «I cannot hide what I am. I must be sad when I have cause and smile at no man’s jests, eat when I have stomach ... ». Ein Zitat, das ich nie mehr vergessen werde, aus «Much ado about nothing». Eine Komödie um Liebe und Intrige, in der die Liebe siegt.
Weiter geht's mit «Frühstück bei Tiffany» von Truman Capote. Erzählt wird die Geschichte der jungen Frau Holly vom Land, die als Partygirl in New York ihr Glück sucht. Ein verrückt schönes und tieftrauriges Buch. Vermutlich hat mir diese Lektüre den Weltschmerz eingeimpft. Holy Moly!
Während der Studienzeit habe ich beim Lesen von Franz Kafkas Roman «Der Prozess» durchlebt, wie das ist, wenn man wegen eines Buches vollkommen von der Rolle ist. Noch heute fühle ich die Angst und Beklemmung, die der Prozess von Josef K. in mir ausgelöst hat. Dieses Gefühl von Auflösung, wenn einer schuldlos schuldig gesprochen wird. Nicht gerade Wohlfühllektüre. Doch seit dann habe ich eine Vorliebe für Bücher, die mich in meinen Grundfesten erschüttern. So wie der 9/11-Roman «Extrem laut und unglaublich nah» von Jonathan Safran Foer.
Meine grosse Liebe aber gilt Max Frisch. Einem zeitkritischen, radikalen und nüchternen Autor. Alles, was ich von ihm gelesen habe, hat mir gefallen. In seinen Büchern geht es immer um die Frage: Wer bin ich? Und um die Sehnsucht, ein anderer zu sein. Eines meiner Lieblingsbücher ist «Montauk». Sein intimstes Buch. Und natürlich spielen da auch wieder seine Frauengeschichten und seine Beziehung zu Ingeborg Bachmann mit rein.
Ingeborg Bachmann. An dieser Frau kommt keiner vorbei. Österreichische Lyrikerin, Schriftstellerin. Eines ihrer Jugendgedichte kann ich seit meinem 18. Lebensjahr auswendig: «Sklaverei ertrag ich nicht, ich bin immer ich. Will mich irgend etwas beugen, lieber breche ich. Kommt des Schicksals Härte oder Menschenmacht, hier, so bin ich und so bleib ich. Und so bleib ich bis zur letzten Kraft...» Das ist genau mein Lebensmotto. Ups. Ganz schön privat.
Und dann wäre da noch die japanische Literatur. Hiromi Kawakami: «Der Himmel ist blau, die Erde ist weiss». Hat mir den Ärmel reingezogen. Ihr Buch ist eine der schönsten Liebesgeschichten überhaupt. Seufz. Na dann. Yomitai!
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Die Bücher:
- «Globi in der Verbannung» ist vergriffen. Alternative dazu bspw.: «Globi erlebt Paris» (2008, Globi Verlag)
- Michael Ende: «Die unendliche Geschichte» (2004, Thienemann)
- «Die Erzählungen aus den Tausendundein Nächten. Vollständige deutsche Ausgabe in sechs Bänden» (2004, Insel Taschenbuch)
- William Shakespeare: «Gesammelte Werke» (2013, Anaconda)
- Truman Capote: «Frühstück bei Tiffany» (2015, Kein + Aber)
- Franz Kafka: «Der Prozess» (1998, Reclam)
- Jonathan Safran Foer: «Extrem laut und unglaublich nah» (2005, Kiepenheuer & Witsch)
- Max Frisch: «Montauk» (2017, Suhrkamp)
- Ingeborg Bachmann: «Werke» (2010, Piper)
- Hiromi Kawakami: «Der Himmel ist blau, die Erde ist weiss» (2008, Hanser)
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