«das alles hier, jetzt» von Anna Stern
Die junge Ananke stirbt überraschend und hinterlässt eine klaffende Lücke. Um gemeinsam den Verlust zu bewältigen, schmieden vier eingeschworene Freunde aus Kinder- und Jugendtagen einen verrückten Plan. Sie schnappen sich die Urne und brausen in Richtung Süden. Eine rasante Poetik der Trauer, die auf zwei Erzählspuren von Gegenwärtigem und Vergangenem erzählt. Mit einer sprachlichen Dringlichkeit, Leichtigkeit und Intensität, wie man sie in der Gegenwartsliteratur aus der Schweiz nur selten findet. Der Roman wurde mit dem Schweizer Buchpreis 2020 ausgezeichnet.
«Von schlechten Eltern» von Tom Kummer
Tom Kummer nimmt mich mit auf eine geisterhafte Fahrt durch die nächtliche Schweiz. Die Sprache glasklar. Die Handlung filmreif. Der Ich-Erzähler heisst Tom wie der Autor selbst. Er chauffiert Geschäftsleute mit VIP-Status aus dem afrikanischen Raum. Attraktive Businessfrauen und Diplomaten reisen in Toms Luxus-Limousine von Genf nach Bern, von Basel nach Vaduz oder gar nach Mürren, ins Herz der Schweiz, zu Eiger, Mönch und Jungfrau. Unsichtbar für die wechselnden Gäste fährt auch Tod und Trauer mit. Der Fahrer hat kürzlich seine Frau verloren. Eine glänzende Road-Novel, die von immenser Trauer erzählt. So stimmungsvoll, radikal und widersprüchlich, dass die Lektüre unvergesslich bleibt.
«Der Sommer im Garten meiner Mutter» von Ariela Sarbacher
Viel Italianità. Eine Tochter schreibt über ihre italienische Mutter. Weil sie nicht aufhören kann, sich an sie zu erinnern. Die Mutter ist vor einem Jahr mit Exit gegangen. Sie zu begleiten, hat Francesca viel abverlangt. Doch zuvor haben die beiden noch den Sommer zusammen verbracht. Haben an langen Nachmittagen «Downton Abbey» in Endlosschlaufe geschaut. Die Szenen, in denen gestorben wird, trösten die beiden. Auch der englische Landadel ist nicht davor gefeit! Ein sehr persönliches Erinnerungsbuch und eine zutiefst berührende Mutter-Tochter-Geschichte, die sich zwischen der Schweiz und Italien entfaltet.
«Mutter. Chronik eines Abschieds» von Melitta Breznik
Hier wird hart auf hart vom Sterben erzählt. Die Ich-Erzählerin begleitet ihre krebskranke Mutter, 91, auf ihrem letzten Gang. Sie zeichnet den Sterbeprozess und ihre Gedanken und Erinnerungen in zeitlicher Abfolge auf. Sie hat keine Berührungsängste und geht nahe heran. Ihre Beobachtungen sind präzise, lebensecht. Sie werfen mich in die eigene Vergangenheit zurück. Erinnerungen an meine Mutter kommen hoch. An ihr konsequentes Sterben, ohne mit der Wimper zu zucken. Melitta Breznik findet Worte, die notwendig sind, weil sie ein Tabu berühren.
Die Bücherliste
- Anna Stern: «das alles hier, jetzt» (Elster & Salis, 2020)
- Tom Kummer: «Von schlechten Eltern» (Tropen Verlag, 2020)
- Ariela Sarbacher: «Der Sommer im Garten meiner Mutter» (bilgerverlag, 2020)
- Melitta Breznik: «Mutter. Chronik eines Abschieds» (Luchterhand, 2020)
Sämtliche Blogs von der «BuchKönig» könnt ihr hier nachlesen.