Jonas Jonassons «Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten» beginnt genau da, wo sein Bestseller «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand» aufgehört hat: auf Bali.
Allan Karlsson, mittlerweile 101, hat das Luxusleben auf Bali satt. Die vielen Drinks, das Gedöse im Liegestuhl und der ewig gleiche Ausblick auf den weissen Sandstrand. Gääähn. Gut, dass die Millionen aus dem Koffer ausgegeben sind und sich ein Schuldenberg bei der Hoteldirektion türmt. Der zwingt Allan und seinen Freund Julius neue Pläne zu schmieden. Doch viel schmieden müssen sie nicht. Auf einer Heissluftballonfahrt treibt sie der Wind nämlich aufs Meer hinaus und sie müssen auf hoher See notlanden.
Sie haben aber Glück im Unglück: Ein nordkoreanisches Kriegsschiff lädt sie auf. Dummerweise hat dieses geschmuggeltes Uran geladen. Und Allan Karlsson, der den Braten sofort riecht, schwafelt sich fast um Kopf und Kragen. Folge: Er wird als Kernwaffenexperte unfreiwillig nach Nordkorea zu Kim Jong Un verfrachtet. Ob er das überleben wird? Man weiss ja, wie unzimperlich Mr. Raketenmann mit seinem Personal umgeht.
Daumen rauf
- Unterhaltsam. «Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten» ist ein Mix aus Komödie, Schelmenroman und Roadmovie. Die Reise geht von Indonesien nach Nordkorea, USA, Schweden und Kenia.
- Meister des Raffens. Jonas Jonasson kann geschichtliche Ereignisse ungemein treffend aufs Kürzeste zusammenfassen: «Korea war 1274 Jahre lang ein geeintes Reich. Dann ging es rasch bergab. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten sich die Amerikaner und Russen nicht einigen, was den Koreanern eigentlich vorschwebte, und keiner von beiden hielt es für angebracht, einfach mal die Koreaner selbst zu fragen. Die Russen setzten einen regierenden Kommunisten im Norden ein, die Amerikaner einen Antikommunisten im Süden. Der im Norden fand, er hätte ein Anrecht auf ganz Korea. Der im Süden war derselben Meinung, nur eben umgekehrt. Das führte zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen, die die Geschichtsbücher den Koreakrieg nennen...».
Daumen runter
Jonas Jonasson rühmt sich im Vorwort, die Dinge heute beim Namen zu nennen. Ich tue es ihm gleich und nenne meine Gründe, warum mich «Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten» zum Schäumen bringt:
- Weil da einer auf der Trump-Welle mitsurft, um einen Verkaufsschlager zu landen.
- Weil existierende Figuren, die schon Realsatire sind - wie Trump, Jong Un oder Putin - plump, schwammig und klischiert dargestellt werden. Genau so wie man sie aus den Boulevardmedien kennt.
- Weil Jonasson die Polit-Elite zu Dumpfbacken degradiert, um sie durch den Kakao ziehen zu können.
- Weil der Autor allzu angestrengt um Pointen bemüht ist. Beispielweise wenn der Schwede Allan Karlsson vom nordkoreanischen Diktator – der wohlgemerkt in der Schweiz zur Schule gegangen ist – für einen Schweizer gehalten wird, weil er über die Schweizer denkt: «Sie waren so pünktlich, als hätten sie operativ eingepflanzte Schweizer Uhren im Kopf. Und dass ihnen alles gelang, was sie sich vornahmen. Ein Schweizer Atomwaffenexperte konnte einfach kein Bluff sein. Oder?»
Mein Tipp. Den Vorgänger oder besser gesagt DAS ORIGINAL «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand» lesen! Das ist kluge, witzige und gute Unterhaltung! Und dann bitte auf die Fortsetzung verzichten.
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Der Autor
Jonas Jonasson, geboren 1961 in Südschweden, wurde mit seinem Debüt «Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand» schlagartig weltberühmt. Auch seine weiteren Romane «Die Analphabetin, die rechnen konnte» und «Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind» wurden Bestseller.
Das Buch: Jonas Jonasson: «Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten» (2018, C. Bertelsmann)
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