«Die nicht sterben» von Dana Grigorcea
Eine junge rumänische Kunststudentin aus Bukarest verbringt die Sommerferien in der Villa ihrer Grosstante in B., einem Kurort in den Bergen, an der Grenze zu Transsilvanien.
Die kleine Stadt ist für die junge Kunstmalerin Erinnerungs- und Sehnsuchtsort zugleich. B. ist ihr Tahiti. Hier kann sie ihre Bilder und Ideen reifen lassen. Doch bereits in der ersten Nacht hört sie einen Schrei, der ihr Blut gefrieren lässt.
Eine Leiche wird gefunden, zugerichtet, wie von Graf Dracula höchst persönlich. «Die nicht sterben» ist ein politischer Schauerroman über Rumänien, der die «Dracula»-Mythen entlarvt und zugleich eine Hommage an Bram Stokers Fürsten der Finsternis ist.
«Dracula» von Bram Stoker
Vier furchtlose Vampirjäger dringen in das englische Haus von Graf Dracula ein. Doch der Graf hat den Schauplatz längst verlassen. Nur seine Reisesärge sind noch im Keller, zusammen mit einem Heer von Ratten. Kreisch!
Selten hat mich ein Buch so in den Bann gezogen. Mit weitgeöffneten Augen lese ich die Geschichte, die in groben Pinselstrichen skizziert ist und gerade darum, weil vieles offen bleibt, meiner Fantasie Flügel verleiht.
Fledermaus gleich fliege ich mit Stokers «Dracula» durch die viktorianische Nacht. Eine Geschichte in Form von Reiseberichten, Briefwechseln, Tagebucheinträgen, Zeitungsartikeln und medizinischen Gutachten aus dem 19. Jahrhundert, über mutige, starke Männer und todgeweihte, schöne Frauen. Ein Klassiker, der das Genre des modernen Vampirromans begründet hat.
«Brennen muss Salem» von Stephen King
«Eins, zwei, drei, vier, ich trinke dein Blut wie ein Vampir.» Hinter dem trivialen und alltäglichen Leben im beschaulichen Salem’s Lot in Maine, im grössten US-Gliedstaat Neuenglands, lauert das nackte Grauen.
Doch davon weiss Ben Mears vorerst nichts. Er ist Schriftsteller und kehrt mit einer Romanidee an den Ort seiner Kindheit zurück. Vor Jahrzehnten hat sich im Marsten-Haus ein Unglück ereignet, das nie aufgeklärt werden konnte. Seither scheinen dort Geister umzugehen.
Der Schriftsteller beginnt gefährliche Nachforschungen anzustellen. Stephan Kings Horrorgeschichte entwickelt sich auf leisen Sohlen. Zum Glück habe ich bereits «Dracula» gelesen und bin vorbereitet. Denn die Story weist gewisse Ähnlichkeiten auf. So wie bei Stoker wird Ben Mears Geliebte selbst zur Vampirin. O Graus.
«Die Verfluchten» von Joyce Carol Oates
Seit Monaten ereignen sich in der amerikanischen Universitätsstadt Princeton seltsame Dinge. Junge Mädchen sterben auf unerklärliche Weise. Sie geistern in der Nacht von Fenster zu Fenster, fordern Einlass, mit ihren spitzen, weisslich leuchtenden Zähnen. Und dann plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein Fremder auf.
Annabel, die Tochter des Pfarrers, verliebt sich Hals über Kopf und brennt mit ihm durch. Doch der Fremde entpuppt sich als der dunkle Fürst der Sümpfe. Was mit viel Romantik beginnt wird für Annabel zum Horrortrip.
Joyce Carol Oates hält in ihrem Schauerroman der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vor. Das Böse in Princeton ist durch Prüderie, religiösen Fanatismus, Aberglauben, Snobismus und Rassismus selbstverschuldet. Von wegen Vampire!
«Die Seelen der Nacht» von Deborah Harkness
Diana Bishop ist Historikerin. Sie ist führend auf dem Gebiet der Wissenschaftsgeschichte und erforscht Alchemie an der Universität in Oxford.
In der Uni-Bibliothek fällt ihr zufällig ein uraltes Handbuch in die Hände. Darin steht geschrieben wie einst die Hexen, Dämonen und Vampire in die Welt gekommen sind.
Doch nicht nur Diana Bishop – übrigens eine Hexe - ist an der magischen Schrift interessiert. Auch der attraktive Blutsauger Matthew Clairmont setzt alles daran, um an das geheime Wissen heranzukommen.
Grund: die Vampire können sich nicht mehr fortpflanzen. Eine Liebesgeschichte mit Hindernissen. Denn Hexen und Vampiren ist eine Beziehung verboten.
Ein warmherziger Unterhaltungsroman mit viel Romantik, wenig Blut und spitzen Zähnchen. Gibt auch eine Verfilmung auf Sky davon: «A Discovery of Witches». Der Vampir wird von Matthew Goode gespielt. Seufz.
Welche Gruselgeschichten findet ihr sonst noch gut? Diskutiert mit auf Facebook und Instagram Die BuchKönig bloggt.
Die Bücherliste
- Dana Grigorcea: «Die nicht sterben» (Penguin, 2021)
- Bram Stoker: «Dracula». Hrg. von Leslie S. Klinger (FISCHER Tor, 2019)
- Stephen King: «Brennen muss Salem» (Heyne, 2020)
- Joyce Carol Oates: «Die Verfluchten» (S. Fischer, 2014)
- Deborah Harkness: «Die Seelen der Nacht» (blanvalet, 2013)