Beim Lesen von «13 Stufen» von Kazuaki Takano fühle ich mich wieder wie damals, als ich zehn Jahre alt war. Und alle Sherlock-Holmes-Krimis verschlungen habe.
Doch einen Unterschied gibt's. Sherlock Holmes heisst hier Nango und ist ein ehemaliger Gefängnisaufseher. Und sein Watson ist ein auf Bewährung entlassener Ex-Häftling.
Gemeinsam ermitteln sie in einem vertrackten Fall. Jemand wurde wegen Mordes unschuldig zum Tode verurteilt und soll in wenigen Tagen hingerichtet werden, per Strang. Jetzt müssen die beiden den wahren Täter finden: in einem nervenaufreibenden Wettkampf gegen die Zeit.
«Die Treppe!» Eine vage Erinnerung tauchte in einem Winkel seines Gedächtnisses auf. So war es! Ich selbst bin damals eine Treppe hochgelaufen. Gerannt, in Todesangst, genau wie jetzt … eine Treppe hinauf. Als ihm klar wurde, dass diese verschwommene Erinnerung nicht bloss ein Hirngespinst war, schüttelte er heftig den Kopf. Das könnte meine Rettung sein! Hoffnung keimte in ihm auf. Es war der erste wirkliche Lichtblick in den sieben Jahren, die er nun schon im Todestrakt sass. Vielleicht könnte sein Leben doch noch gerettet werden.»
Daumen rauf
- Dieser Krimi hat mich gefesselt. Ich habe sogar Besuch rausspediert, nur damit ich ihn ungestört zu Ende lesen konnte.
- «13 Stufen» ist clever gemacht. Nie durchschaue ich die Story. Nie bestätigt sich mein Verdacht.
- Nicht rohe Gewalt und Blutspritzereien machen diesen Krimi aus. Sondern mit welchem Können der Autor Finten legt und Haken schlägt, um mich auf eine falsche Fährte zu locken. Subtil. Stark.
- Und dann noch klug. Der Autor setzt sich profund mit der Todesstrafe auseinander, die in Japan immer noch gilt. Mit der Doppelmoral: Mörder sollen hängen, aber niemand will sich dabei die Hände schmutzig machen.
- Der Autor zeigt auf, dass Gewalt gegen Gewalt nichts bringt. Zwei Mal musste Nango als Gefängnisaufseher eine Hinrichtung durchführen. Mit zwei andern auf einen der drei Knöpfe drücken. Und einer der drei Knöpfe hat dann die Bodenklappe geöffnet, auf der der Verurteilte stand. Mit einer Schlinge um den Hals. Seit dann ist es mit Nangos ruhigem Schlaf vorbei. Und mit meinem auch.
- Ui! Was für ein Seelen-Striptease. Die Ermittler hier sind keine Superhelden oder Saubermänner. Beide haben Menschen umgebracht. Von Berufes wegen, aus Notwehr und aus Rache. Ich erfahre, wie schwer sie daran tragen. Wie sie sich mit der Frage quälen: Kann ein Mord gesühnt werden, wenn man ihn bereut? Und wie steht es mit dem Recht auf Vergeltung? Kazuaki Takano zeichnet keine heile Welt. Dafür aber eine authentische.
Daumen runter
Es ist ein Verbrechen, diesen Krimi nicht zu lesen!
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Der Autor
Kazuaki Takano, geboren 1964 in Tokio, arbeitet in Hollywood und Japan als Drehbuchautor. Für seine Romane erhielt er renommierte Preise. «13 Stufen» ist sein erster Roman aus dem Jahre 2001, der in Japan ein Bestseller war und nun aus dem Japanischen von Sabine Mangold übersetzt wurde.
Das Buch: Kazuaki Takano: «13 Stufen» (2017, Penguin Verlag)
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