Mitten in einem Park in Toyko geht eine Bombe hoch. Zahlreiche Tote, zahlreiche Verletzte. Shimamura, ca. 43, abgehalfterter Barkeeper und Altboxer, wird von der Polizei verdächtigt, die Bombe gelegt zu haben. Grund: Schon einmal, vor 20 Jahren, war er in ein Bombenattentat verwickelt. Und jetzt kleben seine Fingerabdrücke an einer Whiskyflasche, die er im Park - den Ort des Attentats - zurückgelassen hat.
«Sechs Uhr. Ich ging in die nur durch eine Tür von meinem Zimmer getrennte Bar. Ich dachte nach. Meine Fingerabdrücke waren genau da, wo die Polizei suchen würde. Es würde nicht lange dauern, bis sie mich gefunden hätten. Zwei, drei Tage. Eine Woche. Mit Glück einen Monat vielleicht. Aber irgendwann würden sie mich finden. Viel Zeit blieb mir nicht. Genauso wenig wie meiner Leber bis zur Zirrhose. Das stand fest.»
Shimamura wagt die Flucht nach vorne. Er will den wahren Bombenleger überführen. Dabei bekommt er von unerwarteter Seite Unterstützung.
Daumen rauf
- Spektakulär. Wie dieser Krimi von Null auf Hundert geht. Und am Ende noch einen Zacken zulegt! Nicht von ungefähr hat Fujiwara dafür den 10 Millionen Yen dotierten Edogawa-Ranpo-Krimipreis erhalten.
- Spannender Werdegang. Die Lebensgeschichte von Fujiwaras Hauptfigur fasziniert. Ich tauche ab in die Studentenunruhen der 60er-Jahre in Japan. Damals war Shimamura ein cooler Student, der sich als Newcomer in der Boxer-Szene einen Namen gemacht hat. 25 Jahre später ist er ein Loser-Typ. Einsam, verlassen. Was da bloss passiert ist?
- Sozialkritisch. Fujiwara zeigt auf, dass die japanische Leistungsgesellschaft mitverantwortlich ist, wenn Randständige straffällig werden. Denn gerade in der Ausgrenzung von Alkoholikern, Drogensüchtigen, Ex-Häftlingen und unterbezahlten Teilzeitarbeitenden sieht der Autor die Wurzel alles Bösen.
- Psychologisch stark. Eindrücklich relativiert Fujiwara die Schuldfrage und zeigt auf: Jeder Mensch hat einen Siedepunkt, an dem er sich selbst nicht mehr erkennt. An dem er zur Bestie wird, weil das Gute in ihm ins Böse kippt. Roarrr.
Daumen runter
- Dieser Krimi ist einfach und gradlinig geschrieben. Ein sprachliches Kunstwerk ist es nicht.
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Der Autor
Iori Fujiwara (1948-2007) hat Romanistik studiert und ist über Umwege Krimi-Autor geworden. Das Buch «Der Sonnenschirm des Terroristen» hat der Kettenraucher und passionierte Mahjong-Spieler verfasst, um mit den Tantiemen und möglichen Preisgeldern Spielschulden tilgen zu können. Tatsächlich erhielt Fujiwara 1995 für den Roman den Edogawa-Ranpo-Krimipreis und ein Jahr später den Naoki-Literaturpreis. Im selben Jahr 1996 wurde der Roman fürs Fernsehen verfilmt. Fujiwara starb 2007 an Speiseröhrenkrebs.
Das Buch: Iori Fujiwara: «Der Sonnenschirm des Terroristen» (2017, Cass-Verlag)
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