Wow. Was für eine Fahrt! Kanae Minato ist eine Zen-Meisterin, wenn's drum geht, kunstvoll dem Bösen ins Auge zu sehen. Dafür braucht es Mut, starke Nerven und endlos Adrenalin. Mut und Nerven bringe ich mit. Adrenalin kriege ich gratis beim Lesen von Minatos Thriller.
«Geständnisse» ist ein Buch, in dem es um Schuld und Sühne, um Rache und Selbstjustiz geht. An einer japanischen Schule ertrinkt ein kleines Mädchen in einem Pool. Es ist die vierjährige Manami, die Tochter der Lehrerin Yuko Moriguchi. Diese kündigt kurz darauf ihren Job. Am Tage ihres Abschieds tritt sie mit einem schrecklichen Geständnis vor ihre Klasse.
«Manami ist gestorben, weil ich auf sie hätte aufpassen sollen und nicht achtsam genug war. Warum also habe ich beschlossen zu kündigen? Weil Manamis Tod kein Unfall war. Sie wurde ermordet, und zwar von Schülern aus dieser Klasse.»
Krass. Was dann kommt, sprengt meine Vorstellungskraft.
Daumen rauf?
- Dieser Thriller überrascht: Er beginnt da, wo herkömmliche Thriller aufhören.
- Nicht die Aufklärung des Mordes steht im Zentrum, sondern die Frage, was uns blüht, wenn das Böse von der Leine gelassen wird.
- «Geständnisse» ist ein vielschichtiges Buch. Die Autorin beleuchtet menschliche Abgründe und schaut in die Psyche ihrer Mörder hinein. Sie sucht aber auch nach den Ursachen von Gewalt. Und sie übt Kritik an der japanischen Leistungsgesellschaft, die den Menschen zum gefühlslosen Roboter macht.
- Dieser Thriller ist ein Page-Turner. Er ist aus fünf Perspektiven erzählt. Ich werde mit verschiedensten Wahrheiten konfrontiert und beginne an meiner eigenen Wahrnehmung zu zweifeln. Frei nach Shakespeare: Wer ist schuldig, wer nicht: that's the question!
Daumen runter?
Keine Haftung. Lesen auf eigene Gefahr!
Die Autorin
Kanae Minato wurde 1973 in Japan geboren. Mit «Geständnisse» landet sie einen internationalen Bestseller, der auch verfilmt wurde. Für ihre Romane und Kurzgeschichten wurde sie vielfach ausgezeichnet.
Das Buch: Kanae Minato: «Geständnisse» (2017, C. Bertelsmann)