Fangen wir doch gleich mit dem unique selling point (USP) von «Die Wurzel alles Guten» an. Dieser Roman versprüht Optimismus und ist ganz im Stil einer Männermagazin-Kolumne geschrieben. Bissig, witzig, salopp.
Pekka und Esko sind Halbbrüder. Das wissen die beiden vorerst aber nicht. Es dämmert ihnen erst, als der eine vor Schmerz wegen einer Wurzelbehandlung fast vom Zahnarztstuhl fällt. Und der Zahnarzt bemerkt, dass seinem Patienten wie ihm die Fünfer-Zähne (siehe Grafik unten) fehlen. Was selten ist und vererbt wird. Pekka und Esko Kirnuvaara aus Helsinki sind also nicht nur Namensvetter.
Beide ohne Fünfer, beide ohne Frauen und beide ohne Vater. Sie waren drei Jahre alt, als dieser abgehauen ist. Pekka erinnert sich:
«Eine Axt haben und schneller sein, das ist bei einer Schlägerei die halbe Miete. Das ist, soweit ich mich erinnere, das Einzige, was mein Vater mir mit auf den Lebensweg gegeben hat. Und vermutlich hat er recht: Mit einer solchen Ausgangslage dürfte man jeden noch so harten Kampf für sich entscheiden.»
Die beiden Halbbrüder wollen nun wissen, wo ihr Vater abgeblieben ist. Sie machen sich gemeinsam auf eine abenteuerliche Suche. Von Finnland nach Schweden, von Schweden nach Thailand und von Thailand nach Australien. Und finden: weitere Halbgeschwister!
Daumen rauf
- Keine Angst mehr vor Zahnärzten und Wurzelbehandlungen: Hier gilt am Ende «Zähne gut, alles gut». Dank Dr. med. dent. und seiner Extraktionszange. Autsch!
- Keine Helden, keine Angeber, sondern liebenswerte Figuren: Pekka ist Optimist, obwohl er ein mieses Karma hat. Was seine Zähne und sein Eheglück betrifft. Und Esko ist leicht verschroben. Er liebt Zähne mehr als Frauen.
- Ah. Ist das erfrischend. Miika Nousiainen schreibt aus der Perspektive zweier Männer über Zähne und Liebesbeziehungen: «Nichts ist so hinterhältig wie Zahnfleisch und Paarbeziehungen – beide entzünden sich in aller Heimlichkeit und machen erst dann auf sich aufmerksam, wenn es zu spät ist.» OK. Ich sage den Termin bei der Dentalhygiene doch nicht ab.
- Zwischen spassigen Zeilen werden hier auch ernste Dinge verhandelt: Herkunft, Identität, Geschwisterliebe und Gleichstellungsfragen: «Der wahre Grund für das Scheitern unserer Ehe waren Tiinas verquere Erwartungen. Das wurde mir schlagartig klar, als ich im Supermarkt zufällig einen rosafarbenen Werkzeugkasten entdeckte. Die Farbe sollte wahrscheinlich alleinstehende Frauen zum Kauf eigener Werkzeuge animieren. Mir machte die Farbe deutlich, was meine Frau von mir verlangt hatte: praktisch veranlagt und hart im Nehmen zu sein, aber dennoch Tag für Tag sensibel und einfühlsam aufzutreten. Daran konnte ich nur scheitern. Ich bin einfach kein rosa Hammer.» Hat was.
Daumen runter
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Der Autor
Miika Nousiainen, geboren 1973 in Finnland, ist Schriftsteller, TV-Journalist und Drehbuchautor. «Die Wurzel alles Guten» ist sein erster Roman auf Deutsch. Er erhielt dafür den renommierten finnischen Kalevi-Jäntti-Preis. Das Buch war in Finnland ein Bestseller und wird derzeit fürs Kino verfilmt.
Das Buch: Miika Nousiainen: «Die Wurzel alles Guten» (2017, Nagel + Kimche)
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