Fuminori Nakamura: «Die Maske» (2018, Diogenes). Dieser Krimi ist nichts für schwache Nerven. Ein japanischer Mafia-Clan hat eine besondere Tradition: Der jüngste Sohn wird so erzogen, dass er zum Inbegriff des Bösen wird. Doch Sohn Fumihiro macht da nicht mit. Er liebt Kaori, ein Waisenmädchen, das er vor seinem Vater beschützen muss. Das bedeutet: Sein Vater wird sein ärgster Feind. Oh Graus!
Jan-Philipp Sendker: «Das Herzenhören» (2012, Heyne). Eine abenteuerliche Liebesgeschichte ohne Kitsch, die mich nach Burma mitnimmt. In eine Welt, wie ich sie nicht kenne. Aber Sendker kennt sie. Er war einige Zeit Asien-Korrespondent des Magazins «Stern». Sein Roman ist daher reich an burmesischer Kulturgeschichte. Erzählt wird aus dem Leben von Julia Win aus New York, die in Burma nach ihrem vermissten Vater sucht. In einem kleinen Ort in den Bergen stösst sie auf ein Familiengeheimnis, das ihr Leben für immer verändert. Wusch. Dieses Buch hab ich in einem Schnutz gelesen.
Ahmed Mourad: «Blauer Elefant» (2018, Lenos). Ein packender Psychothriller, der in Kairo spielt. Jachja arbeitet in der forensischen Psychiatrie und wird eines Tages mit dem Fall eines alten Freundes betraut. Dieser wird verdächtigt, seine Frau umgebracht zu haben. Ihm droht der Galgen. Jachja vermutet, dass eine Persönlichkeitsspaltung dahintersteckt. Ursache: eine Droge namens «Blauer Elephant». Er macht die Probe aufs Exempel und wirft sich eine dieser Pillen ein. Ein Höllentrip beginnt. Und wieder geschieht ein Mord. Doch jetzt droht Jachja der Galgen! Übrigens: Der Autor Ahmed Mourad ist der Hof-Fotograf von Ägyptens Ministerpräsident. Schon das alleine ist thrillerreif.
Waguih Ghali: «Snooker in Kairo» (2018, C.H. Beck). Dieser Roman liest sich wie eine arabische Version des «Grossen Gatsby». Erzählt wird mit viel Sarkasmus von einem jungen Ägypter aus der alten, arabischen Upperclass. Ein Taugenichts, der in Europa studiert, aber aus seinem Studium nichts macht. In Kairo den lieben langen Tag Snooker spielt und den Kollegen und seiner reichen Tante auf der Tasche liegt. Doch dann verliebt er sich in eine wunderschöne Jüdin. Eine Liebesgeschichte im Ägypten unter Nasser, die stark an das heutige Ägypten erinnert. Und - was mir besonders gefällt - die das Verhältnis zwischen Europa und dem arabischen Raum spiegelt.
Kaouther Adimi: «Was uns kostbar ist» (2018, Lenos). Kaouther Adimis neuer Roman ist eine wundervolle Hommage an den grossen Literaturförderer Edmond Charlot, Buchhändler, Bibliothekar und Verleger in Algier. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive eines Studenten, der in Algier einen Ferienjob annimmt. Er soll eine Buchhandlung ausräumen. Doch diese Buchhandlung entpuppt sich als ein besonderer Ort. Hier hat Edmond Charlot gewirkt, der grosse Autoren wie Albert Camus entdeckt und verlegt hat.
Lucy Fricke: «Töchter» (2018, Rowohlt). Zwei Freundinnen brechen zusammen zu einer Reise auf. Diese führt sie nach Griechenland, aber auch in die Abgründe ihrer eigenen Geschichte. Denn beide Frauen müssen sich an ihren Vätern abarbeiten. Der eine verschwand früh, der andere ist todkrank und sitzt nun auf der Autorückbank. Mit viel Humor erzählt Fricke eine absurd-komische Tochter-Vater-Geschichte. Und weiss dazu noch die Befindlichkeit von Frauen um die vierzig einzufangen: «Was soll das eigentlich werden?», fragte ich. «Thelma und Louise?» «Die waren jung, sexy und unterdrückt», sagte Martha. «Guck uns an, wir sind nicht mal unterdrückt». Haha. Ich muss gestehen, das Thema fand ich auf den ersten Blick nicht gerade sexy. Einmal angefangen, habe ich das Buch dann aber verschlungen. An einem Tag in der Badi.
Antti Tuomainen: «Die letzten Meter bis zum Friedhof» (2018, Rowohlt). Komisch, packend, tiefschürfend und poetisch. Das macht Antti Tuomainen so schnell keiner nach. Sein Krimi ist der Vergnüglichste, den ich je gelesen habe. Er spielt in einem heissen, finnischen Sommer. Jaako ist 37 und erfährt, dass er bald sterben wird. Jemand hat ihn vergiftet. Doch statt zu resignieren startet Jaako durch. Er will herausfinden, wer ihn um die Ecke bringen will. Wie der Autor diese Story erzählt, ist Serotonin pur! Ich bin noch immer beglückt und high davon.
Bücherliste
- Fuminori Nakamura: «Die Maske» (2018, Diogenes)
- Jan-Philipp Sendker: «Das Herzenhören» (2012, Heyne)
- Ahmed Mourad: «Blauer Elefant» (2018, Lenos)
- Waguih Ghali: «Snooker in Kairo» (2018, C.H. Beck)
- Kaouther Adimi: «Was uns kostbar ist» (2018, Lenos)
- Lucy Fricke: «Töchter» (2018, Rowohlt)
- Antti Tuomainen: «Die letzten Meter bis zum Friedhof» (2018, Rowohlt)