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Die BuchKönig bloggt Once upon a time I was falling in love…

Paul, 19, verliebt sich in Susan, 48. Im Liebesrausch brennen die beiden durch. Doch schon bald fühlt sich Paul vom Anspruch dieser Liebe und von seinem Mut überfordert. «Die einzige Geschichte» von Julian Barnes ist ein bewegender Roman über eine erste Liebe, die tiefe Narben hinterlässt.

Paul, 70, denkt an seine erste und einzige Liebe zurück. Versucht die Gründe zu entwirren, warum diese so katastrophal gescheitert ist.

Vor über fünfzig Jahren in einer Kleinstadt südlich von London: Paul lernt seine Susan auf dem Tennisplatz kennen. Per Los wird sie ihm als Partnerin für ein Doppelspiel zugeteilt. Mrs Susan Macleod – in ihrem weissen Tennisdress mit grüner Borte und einer Reihe grüner Knöpfe. Wie sie souverän den Ball zurückschlägt, mit ruhiger Hand. Ihre Fröhlichkeit, ihr Lachen, ihr subversiver Witz. Paul verliebt sich sofort. Es ist bei beiden love at first sight. Wie berauschend ihre Liebe ist, wie absolut. Er jung und Student, sie reif und Ehebrecherin. Susan und Paul ist es egal, ob die Gesellschaft, diese «engstirnige, spiessige Obrigkeit», etwas gegen ihre unkonventionelle Liebe hat.

Bewertung: fünf Kronen

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Klug, unterschwellig, bestürzend.

Sie brennen durch. Ziehen nach London in ein günstiges Reihen-Einfamilienhaus . Doch «ein Haus oder eine Wohnung kann Menschen so sicher in die Falle locken wie eine Heiratsurkunde; manchmal sogar noch sicherer.» Paul fühlt sich für Susans Glück verantwortlich. Er will sie von allem Unbill des Lebens beschützen. Doch Susan ist ein freier, aber beschädigter Geist. Der Druck, der auf ihr lastet, wird für sie zu gross. Um sich vor den Vorurteilen der Zeit gegenüber ihrer Liebe zu Paul zu retten, flüchtet sie sich in den Alkohol. Und Paul? Er ist auf so was nicht vorbereitet...

Grafik mit Aussagen über die Liebe
Legende: Was haltet ihr von Pauls Leitsatz in Sachen Liebe? «Jede Liebe ist, ob glücklich oder unglücklich, eine wahre Katastrophe, sobald man sich ihr voll und ganz hingibt.» SRF

Daumen rauf

  • very sophisticated. Eine kluge Abhandlung über die Liebe. Julian Barnes fordert mich mit seinem liebesversehrten Ich-Erzähler heraus. Paul will aus Angst vor Herzschmerz nicht mehr lieben und konfrontiert mich mit der Frage: «Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden? Das ist, glaube ich, am Ende die einzige wahre Frage.» Meine erste Reaktion darauf: so ein Quatsch! Doch kaum gedacht, beginnt mein Hirn zu rattern. Wie war das noch gleich mit der ersten Liebe? Okay, das ist zu privat. Aber etwas an Pauls Fragestellung ist doch nicht so falsch, wie es auf den ersten Blick vielleicht den Anschein hat.
  • very melodramatic. Eine mutige und hoffnungsvolle Liebesgeschichte, die ein tragisches Ende nimmt: wegen gesellschaftlicher Konventionen, wegen dunkler Geheimnisse, wegen menschlicher Abgründe. Das geht ans Herz.
  • very true. Was Julian Barnes über Alkoholismus schreibt. Wie diese Sucht langsam Susans und Pauls Liebe zersetzt. Das beschreibt Barnes mit grossem psychologischem Einfühlungsvermögen.
  • very british. Julian Barnes schreibt zurückhaltend, distanziert. Die Gefühle seiner Figuren zueinander werden in knappen, schlagfertigen Wortwechseln sichtbar. So wie gut geschlagene Tennisbälle, die vom einen zum anderen fliegen. Blop. Blop. Doch je länger das Spiel dauert, desto häufiger kommt es zu Doppelfehlern, Schmetterbällen und dem letzten Matchball.

Daumen runter

  • very sad. Alle meine Fröhlichkeit geht bei dieser Lektüre das Rohr ab wie Badewasser.

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Der Roman «Die einzige Geschichte» liegt auf einem weissen Teller. Messer und Gabel sind quer darübergelegt.
Legende: Annette König nippt an «Die einzige Geschichte» wie an einer heissen Tasse Earl Grey mit Milch und wenig Zucker. SRF

Der Autor

Julian Barnes wurde 1946 in Leicester geboren und lebt heute in London. Er studierte moderne Sprachen und arbeitete nach dem Studium als Lexikograph, dann als Journalist. Barnes hat zahlreiche internationale Literaturpreise erhalten. Für seinen Roman «Vom Ende einer Geschichte» wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet.

Das Buch: Julian Barnes: «Die einzige Geschichte» (2019, Kiepenheuer & Witsch)

Sämtliche Blogs von der «BuchKönig» könnt ihr hier nachlesen und die BuchBar hier nachhören:

Audio
BuchBar zu Barnes
aus BuchZeichen vom 19.03.2019.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 41 Sekunden.

Annette König

SRF Literatur Redaktorin & Bloggerin

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Die Germanistin teilt in ihrem Blog «Die BuchKönig» ihre Lese-Leidenschaft mit allen, die Bücher lieben. Nebenwirkungen wie Herzklopfen, Melancholie, Heiterkeit, Verzauberung, Unbehagen und Anzeichen schwerer (Sprach)Verliebtheit sind nicht ausgeschlossen.

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