England 1193: Yvain of Waringham ist 15 Jahre alt und soll Templer werden. Doch der kämpferische Junge mit der losen Zunge hat auf ein Leben in Armut und Keuschheit keine Lust. Er widersetzt sich dem Willen seines Vaters und tritt als Knappe in den Dienst von Prinz John. John ist der jüngste Bruder von König Richard Löwenherz und auch bekannt als John the Bad. Brrrr. Ein finsterer und skrupelloser Typ.
Während der König Feldzüge in Palästina und Frankreich führt, versucht Prinz John die Macht an sich zu reissen. Der Bruderkrieg um die Krone spaltet das Land, die Lords und auch die Waringhams. Denn Yvain gehört zu den Verrätern und sein älterer Bruder Guillaume zu den engsten Gefährten des Königs.
Daumen rauf
- Bei Rebecca Gablé komme ich voll auf meine Kosten. Und zwar weil ich ein Faible habe: für das Königreich England und das Haus Plantagenet. Wie die Autorin diesen historischen Figuren und ihrer Zeit Leben einhaucht! Ich begegne nicht nur König Richard und Prinz John in voller Leibesgrösse, sondern auch ihrer Mutter Aliénor von Aquitanien! Sie war erst Königin von Frankreich und dann Königin von England und ist eine der faszinierendsten und einflussreichsten Frauen des Mittelalters. Bis ins hohe Alter von 82 Jahren übt sie eine eigenständige Machtpolitik aus.
- Bei Rebecca Gablé lernt man dazu. Habt ihr gewusst, dass «par les denz dieu» Prinz Johns Lieblingsfloskel ist? Und dass der englische Adel im 12. Jahrhundert hauptsächlich französisch spricht. Ein Yvain of Waringham ist demnach ein Yweeeeeen öf Wöringam. Oh là là.
- Was mir auch gefällt: Rebecca Gablé erzählt die politischen Wirren der damaligen Zeit aus einer delikaten Perspektive. Ihr fiktiver Held hält einer historisch umstrittenen Figur die Treue. Einem Verräter und Mörder. Warum Yvain das tut? Weil er auf das richtige Pferd setzt. John wird König. Und weil Rebecca Gablé die Komplexität der Auslegung historischer Fakten nicht verkennt. Ganz nach dem Motto ihrer Romanfiguren: «Wenn du einem König deine Freundschaft schenkst, läufst du immer Gefahr an seinen Taten zu verzweifeln». Nicht nur John, sondern auch Richard Löwenherz und damit auch Yvain und sein Bruder haben ganz schön viel Dreck am Stecken.
Daumen runter
- Sprachlich wird Rebecca Gablé dem Kosmos des Mittelalters nicht gerecht. Sie lässt ihre Figuren denken und sprechen wie heute. Insbesondere ihre starken, eigenwilligen und vorlauten Figuren fallen aus dem historischen Rahmen und wären so im Mittelalter nicht denkbar. Dies schafft zwar Identifikationspotential, aber vom literarischen und historischen Anspruch her ist das eher platt. Der spannenden Story tut das allerdings keinen Abbruch.
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Die Autorin
Rebecca Gablé studierte Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschliessend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin und lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. Rebecca Gablé ist ein Pseudonym. Hinter dem Namen verbirgt sich die Autorin Ingrid Krane-Müschen.
Das Buch: Rebecca Gablé: «Teufelskrone» (Lübbe, 2019)
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