Anna Burns: «Milchmann»
Belfast. Eine junge Frau liest im Gehen den Klassiker «Ivanhoe» und fällt dabei einem einflussreichen Paramilitär ins Auge. Dieser umwirbt sie, stalkt sie, lauert ihr auf. Sie gerät in Panik. Lässt ihn abblitzen. Doch keine Chance. Im Quartier zirkulieren bereits Gerüchte. Sie sei ein Paramilitär-Groupie. Anna Burns erzählt die universelle Geschichte einer jungen Frau, die ihren eigenen Weg gehen will. Und das inmitten des Nordirland-Konflikts. Eindrücklich!
Kim Young-Ha: «Aufzeichnungen eines Serienmörders»
So einen cleveren Krimi habe ich NOCH NIE gelesen! Tierarzt Byongsu Kim, 70, hat schon lange nicht mehr gemordet. Er ist aus dem Alter raus. Jetzt liest er lieber Klassiker und schreibt Gedichte. Doch eines Tages begegnet er einem Mann. Intuitiv weiss er: dieser Typ ist wie er, ein kaltblütiger Serienmörder! Um seine Tochter zu schützen, plant er seinen letzten Mord. Doch die Sache eilt. Denn Byongsu Kim ist dement. Ein mörderischer Wettlauf mit der Zeit!
Tine Høeg: «Neue Reisende»
Eine junge Lehrerin verliebt sich an ihrem ersten Arbeitstag beim Pendeln in einen verheirateten Mann. Eine lustvolle Affäre im Zug beginnt. Doch schon bald sorgen die Gefühle für Verwirrungen. Er will Spass, sie Liebe. Und zu all dem kommen noch die Troubles beim neuen Job. Tine Høeg kann mit beeindruckend wenigen Worten ganze Gefühlswelten entstehen lassen. Stark!
Philip Roth: «Nemesis»
Eine schreckliche Polio-Epidemie sucht die Menschen in Newark heim. Besonders Kinder sind davon betroffen. Ihnen droht Lähmung oder Tod. Panik grassiert, einzig der junge Sportlehrer Bucky Cantor bleibt ruhig. Er kümmert sich aufopfernd um seine Schüler. Die Geschichte eines jungen Mannes, der einen hoffnungslosen Kampf führt und mit Gott zu hadern beginnt. Einfühlsam, präzise, verstörend. Und tröstend: weil Philip Roths Schreibstil einfach grossartig ist!
J.R.R. Tolkien: «Der Herr der Ringe»
«Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.» Diesen Fantasy-Klassiker wollte ich schon immer lesen. Doch seit zwanzig Jahren steht er verstaubt und unangetastet da, in meinem Bücherregal. Weil: nie Zeit. Das hole ich jetzt nach!
Don Rosa: «Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden»
Die zwölf Geschichten in diesem Sammelband, die Don Rosa über Onkel Dagobert schrieb und zeichnete, sind für mich die besten überhaupt. Und vermutlich liebe ich diesen Comic aus dem gleichen Grund wie der österreichische Schriftsteller Robert Schindel. Er lässt einem den Schmerz der Welt vergessen. Das hat Schindel mal so ähnlich in einem Interview gesagt. Wie treffend! Also wenn mich jetzt wegen Corona & Co. das einsame Herz packt, dann kralle ich mir die «Heile-Welt-in-Entenhausen»!
Was sind eure Buchtipps für lange Abende zu Hause? Diskutiert mit auf Facebook Die BuchKönig bloggt.
Die Bücherliste
- Anna Burns: «Milchmann» (Tropen, 2020)
- Kim Young-Ha: «Aufzeichnungen eines Serienmörders» (cass, 2020)
- Tine Høeg: «Neue Reisende» (Literaturverlag Droschl, 2020)
- Philip Roth: «Nemesis» (Rowohlt, 2018)
- J.R.R. Tolkien: «Der Herr der Ringe» (Klett-Cotta, 2019)
- Don Rosa: «Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden» (Disney, 2017)