Minna Rytisalo: «Lempi, das heisst Liebe» (2018, Hanser). Kunstvoll, emotional und wunderbar poetisch. Diese tragische Liebesgeschichte hat das Zeug zum Klassiker. Lempi heisst auf Finnisch Liebe und so heisst auch die schöne Finnin aus Rovaniemi. Sie verliebt sich Hals über Kopf in den Bauernsohn Viljami. Tadaa. Die beiden heiraten. Sie zieht zu ihm auf den Hof. Dort erleben sie den schönsten Sommer ihres Lebens. Doch dann bricht der Lapplandkrieg aus und Viljami wird eingezogen. Als er zurückkehrt, ist Lempi verschwunden. Sie soll mit einem deutschen Wehrmachtssoldaten durchgebrannt sein. Doch Viljami glaubt die bösen Gerüchte nicht. Er ahnt Schlimmes. Doch das Schlimme ist bei weitem nicht das Schlimmste.
Kathleen Collins: «Nur einmal» (2018, Kampa). Diese Short Storys sind etwas ganz Besonderes. Sie treiben mir Tränen ins Gesicht. Sie fordern mir alles ab. Sie drehen sich um Liebe, Träume, Sehnsüchte und Black Power. Die Autorin schlägt mit ungeheurer Wortgewalt zu. Whumm. Wie ein Mehlsack gehe ich zu Boden. Als ehemalige Boxerin bin ich schwer beeindruckt. Der Erzählband ist mir einen eigenen Blog wert, den es nächste Woche zu lesen gibt. Und wer nicht warten kann, der soll sich schon mal die starken Kurzgeschichten von David Constantine zu Gemüte führen.
Jennifer Egan: «Manhattan Beach» (2018, S. Fischer). Ein mitreissender Liebes- und Abenteuerroman im New York der 30er/40er-Jahre. Anna wächst in schwierigen Verhältnissen auf. Die Weltwirtschaftskrise setzt ihrer Familie zu. Die Mutter schuftet als Näherin. Der Vater macht Botengänge für die Mafia. Und obwohl dieser eines Tages spurlos verschwindet und die Mutter Unterstützung braucht, setzt Anna alles für ihren eigenen Lebenstraum aufs Spiel. Schwimmt als junge Frau mutig gegen den Strom und als erste Marinetaucherin der Welt den Männern davon. Doch dann verliebt sie sich in Mafia-Gangster Dexter. Und der setzt ihr ein Fischchen in den Bauch. Ob das das Ende von Annas Karriere ist? Ich verrate nur so viel: Auch in der Taucherglocke kann einem das Wasser bis zum Halse stehen.
Federica de Cesco: «Der englische Liebhaber» (2018, Europaverlag). Die besten Geschichten schreibt das Leben. Und die melodramatischsten und kitschigsten offenbar auch. Der neue Liebesroman von Federica de Cesco basiert auf einer wahren Geschichte, die mich zum Schluchzen bringt. Die Heldin heisst Anna. Sie ist jung, lebt in Münster. Der Zweite Weltkrieg ist gerade zu Ende gegangen. Um die Familie durchfüttern zu können, arbeitet Anna als Dolmetscherin für die englische Besatzungsmacht. Als sie eines Tages mit hohem Fieber bei der Arbeit erscheint, fährt sie der englische Captain Jermey fürsorglich heim. Es ist der Beginn einer leidenschaftlichen, verzehrenden, aber auch verpönten Liebe. Weil: Mit dem Feind lässt man sich nicht ein. Eine Geschichte mit erzählerischem Sog, klug und gut recherchiert, in der die deutsche Nachkriegszeit lebendig wird.
Nicholas Sparks: «Wo wir uns finden» (2018, Heyne). Hope ist 36 Jahre alt und in einer Lebenskrise, als sie ihrem Tru begegnet – ihrer wahren Liebe. Doch Hope ist für diese grosse Liebe noch nicht bereit. Sie hat noch einen anderen Macker, dem sie treu bleiben will. Und so verlieren sich die beiden, kaum dass sie sich begegnet sind. NA, NAA. Muss das sein?! Die Jahre vergehen. Tru gibt nicht auf, kommt zu Hope zurück. Auf der Suche nach seinem verlorenen Glück. Wieder eine wahre Geschichte. Nur leider funktioniert sie bei mir nicht - ich habe mich furchtbar gelangweilt. Und fühlte mich in keinster Weise davon berührt. Seltsam, denn Nicholas Sparks gilt als Mr. Romance. Aber vielleicht ist es eben schwieriger, eine reale Geschichte nachzuerzählen, als eine frei zu erfinden.
Paulo Coelho: «Hippie» (2018, Diogenes). Diese Liebesgeschichte ist der reinste LSD-Trip. Paulo Coelho erzählt aus seinem Leben. Wie er 1970 auf dem Hippie-Trail in Amsterdam Karla begegnet. Sich in sie verliebt und mit ihr im «Magic Bus» weiter Richtung Kathmandu fährt. Doch in Istanbul ist für ihn bereits Endstation. Auf seinen Streifzügen durch die Stadt erfährt er, was spirituelle Liebe ist. Die Liebe zum Sufismus und zu den Gedichten von Rumi. Auch Karla kommt auf dem Weg durch die Stadt zu einer Erkenntnis: Sie kann einen Mann auch ohne Drogen lieben. Ein Buch das mir anfangs gefallen hat. Coelho erzählt packend. Doch im Verlauf der Lektüre hat sich bei mir ein gewisser Ennui eingestellt. Besonders nervig: wie Coelho über die Droge LSD schreibt. Man wird neugierig darauf. Ich finde das bedenklich.
Bücherliste
- Minna Rytisalo: «Lempi, das heisst Liebe» (2018, Hanser)
- Kathleen Collins: «Nur einmal» (2018, Kampa)
- Jennifer Egan: «Manhattan Beach» (2018, S. Fischer)
- Federica de Cesco: «Der englische Liebhaber» (2018, Europaverlag)
- Nicholas Sparks: «Wo wir uns finden» (2018, Heyne)
- Paulo Coelho: «Hippie» (2018, Diogenes)
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