Los Angeles. Lou träumt davon als Filmemacherin durchzustarten. Zu diesem Zweck hat sie in den Filmstudios eine Abstellkammer als Büro mit einem edlen Requisiten-Arbeitstisch angemietet. Sieht gut aus, taugt nur nichts. So wie ihr Leben. Angebote flattern keine herein. Lou fehlen gute Beziehungen, Entschlossenheit und Selbstbewusstsein.
Lou lebt mit einer bekannten TV-Comedian zusammen. Diese trifft sich oft mit illustren Freunden. Lou fühlt sich einsam, haltlos, ausgebrannt. Und ausgerechnet jetzt kündet sich noch Erdbebenwetter an! Das Licht, die ungewöhnlichen Winde und die unheimliche Stille deuten darauf hin. Und die Kojoten, die durch die Wohngebiete ziehen.
Als Lou einem alten Schulkollegen begegnet verbessert sich die Wetter- und auch Lous Gemütslage. Josh ist ein erfolgreicher Regisseur. Er will Lou neue Wege eröffnen und nimmt sie mit in einen Hexerzirkel. Das ist so was wie ein Yoga-Kurs. Nur, dass man unter der Anleitung eines Hexers ungewohnte Körperverrenkungen macht, die Energien freisetzen sollen. Lou fängt Feuer.
Daumen rauf
- Horizonterweiternd. So ist das also, wenn man einem Hexer auf den Leim geht. Lou und mir scheint das zu bekommen. Mit dem neuen, fürsorglichen Mentor ziehen wieder Leichtigkeit und Zuversicht in unser Leben ein. Auch lehrt er uns, dass wir besser ein romantisches Verhältnis mit Wissen eingehen sollten, anstatt in Selbstmitleid zu baden oder unsere Zeit mit idiotischen Spielchen zu verplempern. Denn Wissen sei unendlich viel aufregender als das.
- Realistisch. Ich lerne Los Angeles kennen, wie wenn ich dort aufgewachsen wäre. Blicke hinter Hollywoods Filmkulisse und sehe das Drumherum, den Staub, den Deck, die Allüren und die menschlichen Unzulänglichkeiten. Zaia Alexanders Roman ist kein Stoff aus der Traumfabrik. Das macht seine Stärke aus.
- Magisch. Zaia Alexander lädt mich ein, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Als etwas «Aussergewöhnliches, Unvorhersehbares und Flüchtiges» – als etwas, das man nie für selbstverständlich erachten darf.
- Unkonventionell. Dieser Roman ist auch eine Mutter-Tochter-Geschichte. Aus dem Blauen kommt Lou zu Lola, einem kleinen Mädchen. Ihre Beziehung ist ungewöhnlich. Ohne Hierarchien. Mal braucht Lou mehr Lola, mal Lola mehr Lou.
Daumen runter
- Wenig Suspense. Viel Nebel. Zaia Alexander deutet vieles nur vage an. Sie scheint so Magie erzeugen zu wollen, vertreibt damit aber eher den Zauber.
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Die Autorin
Zaia Alexander lebt in Potsdam und Los Angeles. Sie promovierte in Germanistik an der UCLA, war wissenschaftliche Mitarbeiterin am Getty Research Institute und Programmdirektorin der Villa Aurora in Pacific Palisades/Los Angeles. «Erdbebenwetter» ist ihr erster Roman.
Das Buch: Zaia Alexander: «Erdbebenwetter» (Tropen, 2020)
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