Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise im Mittelmeerraum haben zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer Einsätze geleistet. Sie fuhren nach Lesbos, Athen oder an die Balkanroute. Das war 2016. Inzwischen ist die Lage nicht mehr ganz so dramatisch, doch noch immer sind Millionen von Menschen auf der Flucht; die Hälfte davon sind Kinder unter 18 Jahren. Vor drei Jahren hat Reporterin Rebekka Haefeli verschiedene Schweizer Helferinnen und Helfer getroffen. Was hat sich inzwischen verändert? Was ist neu? Fazit: Schweizer Einsatz ist weiterhin gefragt; unter anderem in Athen, einem Schmelztiegel für Flüchtlinge.
Hebammen im Post-Bus
In der griechischen Hauptstadt engagieren sich einige junge Schweizer Hebammen mit ihrem Projekt «Mambrella». In einem umgebauten Lieferwagen der Schweizer Post betreuen sie schwangere Flüchtlingsfrauen. Sie besuchen zudem Mütter, die eben erst ein Kind geboren haben, in den Flüchtlingslagern.
Die Frauen fühlen sich in ihrer besonderen Situation oft sehr allein.
«Die Frauen fühlen sich in ihrer besonderen Situation oft sehr allein», sagt Eli Reust von «Mambrella». «Die ärztliche Betreuung ist zwar nicht schlecht, doch die Frauen werden kaum einmal gefragt, wie es ihnen geht.» Das Hebammenprojekt kam durch ein Crowdfunding zustande und wird weiterhin durch Spendengelder finanziert.
Zerbombte Spitäler in Syrien
Florenz Schaffner setzt sich seit mehreren Jahren für das Projekt «Volunteers for Humanity» ein. Die im Kanton Aargau gegründete Organisation hat sich auf die Hilfe in Syrien spezialisiert. Sie sammelt in der Schweiz ausgemustertes Spitalmobiliar, Geräte aus Arztpraxen und medizinisches Hilfsmaterial wie Verbände, OP-Tücher oder Damenbinden und schickt es nach Syrien. Dort wird es dringend benötigt. Zum Beispiel in teilweise zerbombten Spitälern, die wieder aufgebaut werden.
Florenz Schaffners persönliches Engagement hat sich in den vergangenen drei Jahren stark verändert.
Wenn man das einmal gesehen hat, lässt es einen nie mehr los.
2016 war er nach Lesbos gereist, um am Ufer der griechischen Insel vollkommen erschöpfte Bootsflüchtlinge in Empfang zu nehmen. «Wenn man das einmal gesehen hat, lässt es einen nie mehr los», sagt er. Die Art, wie er heute Hilfe für Geflüchtete leistet, ist in seinen Augen aber nicht weniger effektiv.
Sein Einsatz löst hier in der Schweiz nicht bei allen ein positives Echo aus. Schaffner erzählt, manche Leute könnten nicht verstehen, warum er sich noch immer für Flüchtlinge einsetze. Seit das Thema nicht mehr täglich von den Medien aufgegriffen werde, sei das Bewusstsein für die Problematik leider deutlich kleiner geworden.
Ein Haus für minderjährige Flüchtlinge
Vanja Crnojevic verteilte 2016 Schlafsäcke und Lebensmittel im Flüchtlingslager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze. Heute unterstützt ihre Organisation, die «Borderfree Association», minderjährige Flüchtlinge in Serbien. Vor wenigen Wochen hat sie eine Unterkunft für Kinder und Jugendliche eröffnet, die allein auf der Flucht sind.
Die Schweizer Hilfsprojekte sind mittlerweile gut miteinander vernetzt. So haben «Volunteers for Humanity» auch schon mit der «Borderfree Association» von Vanja Crnojevic zusammengearbeitet.