In der Schweiz gibt es fast 3000 kleinere und grössere Turnvereine mit insgesamt rund 360'000 Mitgliedern. Viele davon haben ein polysportives Angebot und sorgen für eine breite Grundausbildung, was Bewegung, Spiel und Sport betrifft.
«In den Turnvereinen geht es um motorische Fähigkeiten, Gleichgewicht, Rhythmus und Balance», sagt Jérôme Hübscher, Leiter Sportförderung beim Schweizerischen Turnverband. «Von diesen Grundfähigkeiten profitiert man später in praktisch allen Sportarten.»
Unsere derzeit wohl grössten Schweizer Leichtathletiktrümpfe Sprinterin Mujinga Kambundji, Stabhochspringerin Angelica Moser und Zehnkämpfer Simon Ehammer haben eine Vergangenheit im Turnverein.
Verschiedene Dinge auszuprobieren, ist wichtig für die ganzheitliche Entwicklung.
Kunstturnen, Schwimmen, Meitliriege: Angelica Moser hat in ihrer Kindheit einige Sportarten ausgeübt. Das komme ihr heute zugute, sagt sie. «Verschiedene Dinge auszuprobieren, ist wichtig für die ganzheitliche Entwicklung.»
Breite Grundausbildung als Erfolgsbasis
Bei Mujinga Kambundji bildete der Stadtturnverein Bern (STB) den Startblock für ihre Weltkarriere – wobei sich die Sprinterin von Anfang an der Abteilung Leichtathletik angeschlossen hat. «Auch bei uns geht es erst mal um eine breite Grundausbildung», sagt Alex Kuhn, Präsident von STB Leichtathletik. «Die Spezialisierung auf eine Disziplin erfolgt in der Regel erst ab dem Teenageralter.»
Simon Ehammer trat erst dem appenzellischen TV Herisau bei, bevor er vor rund vier Jahren zum benachbarten Turnverein Teufen wechselte. «Wir haben von der Trainerstruktur her eine gute Ausgangslage, um Simon punktuell zu betreuen», sagt Roman Wagner, Riegenchef Leichtathletik beim TV Teufen.
Wichtig ist, dass man auf Spitzenstufe gut eingebettet ist.
Allerdings: Das Training im Dorfverein oder im städtischen Leichtathletikverein reicht irgendwann nicht mehr aus, um sich optimal weiterzuentwickeln oder gar international konkurrenzfähig zu sein.
Vom Turnverein an die Weltspitze
Technik, Kraft, Ausdauer, Athletik: Auf dem Weg zum Profi braucht es einen spezifischen Trainingsplan, tägliche Trainingseinheiten, entsprechende Infrastruktur und Betreuung. «Wichtig ist, dass man auf Spitzenstufe gut eingebettet ist», sagt Karin Schnüriger, Chefin Nachwuchs und Ausbildung bei Swiss Athletics, dem nationalen Leichtathletikverband. Die Förderung einzelner Talente ist dabei sehr individuell und erfolgt über die Absprache der Vereine mit den kantonalen Verbänden und Swiss Athletics.
Junge Talente trainieren oft weiter in ihren Vereinen, profitieren aber zusätzlich von Strukturen wie Leistungszentren und die Förderung durch den Verband. «Ab 17 Jahren gibt es die Möglichkeit in den Nachwuchskader aufgenommen zu werden und Trainingslager zu bestreiten, zudem unterstützen wir die Athletinnen und Athleten in vielen weiteren Belangen wie Karriere- und Ausbildungsplanung, damit sie sich optimal entwickeln können», sagt Karin Schnüriger.
Kambundji, Ehammer und Moser konnten ihr Talent in den vergangenen Jahren auf Weltklasseniveau entfalten. Dadurch haben sie auch die Möglichkeit, ihr Können beispielsweise an Anlässen wie Weltklasse Zürich, dem grössten Leichtathletik-Anlass zu zeigen. Dies unter anderem dank der Unterstützung des Verbandes – und dank der wertvollen Arbeit der Turnvereine.