Ungeschriebene Regel
An jeder beliebigen Fasnacht gilt: Verkleideten fasst man nicht an die Maske! Das zerstört den Zauber der Verkleidung und rührt an der Funktion der Maskerade. Diese soll nämlich den darunter Steckenden anonym und unkenntlich machen. Das gilt für die «Larve» in Basel ebenso wie für den «Grind» in Luzern.
Kleines Begriffslexikon
Die lockeren Luzerner
Luzerner Fasnächtler duzen sich konsequent in der «rüüdige Ziit», vom Büezer bis zum Regierungsrat, und sie sprechen sich liebevoll mit «Huerenaff» an.
In Luzern könne man wenig falsch machen, meint SRF-Fasnachtsexperte Marco Thomann, der seit 35 Jahren keine Luzerner Fasnacht verpasst hat. Nur die neuartigen Luftschlangensprays seien ungern gesehen. Die machen die «Grinde» kaputt.
Me darf sich verchläide, aber me söll sich liecht passiv verhalte.
In Luzern kann sich jede und jeder, ob «Böögg» oder nicht, unter die Tanzenden und Feiernden mischen, sofern man die Grundregeln des Anstands einhält.
Die strengen Basler
Grundsätzlich gelten in Basel an den «drey scheenschte Dääg» etwas strengere Spielregeln als in Luzern an den «rüüdigen Tagen» der Fasnacht. So ist man in Basel entweder Fasnächtler oder Zuschauer. Als Fasnächtler trägt man ein «Goschdüm» und zieht im Cliquen- oder Guggenverband durch die Strassen. Zuschauer stehen am Rand oder folgen einer Clique oder Gugge gemessenen Schrittes im Schlepptau.
Im Gegensatz zu Luzern, wo es keine Rolle spielt, ob man einen «Grind» oder Schminke trägt, ist in Basel schminken, ausser an der Kinderfasnacht, verpönt. Das hat vielleicht einfach mit Tradition zu tun, meint der Basler Fasnachtsexperte Michael Luisier, der seit 17 Jahren am Radio über die Basler Fasnacht berichtet. Vielleicht liege es aber auch daran, dass die Basler Fasnacht satirisch-kritisch ist, nicht bloss die Schnitzelbänkler mit ihren bissigen Versen, sondern auch viele Cliquen und Guggen mit ihrem jeweiligen Sujet.
Mir hänn e böses Muul an dr Fasnacht und mir erlauben uns das, will mir anonym sinn.
Anonymität verlange nach einer schützenden Larve, so der Basler Fasnachts-Experte Michael Luisier.
Natürlich unterscheiden sich auch die Ereignisse und typischen Figuren der beiden bekanntesten Stadtfasnachten der Schweiz: In Basel der «Morgestraich» mit den zauberhaften «Ladäärne» in der verdunkelten Stadt, der «Cortège», an dem «Räppli» geworfen werden, und die «Schissdräggzüügli» beim «Gässle». In Luzern der «Urknall» und die «Fritschi Tagwach» mit den «Konfetti» im «Fötzeliräge», der «Fritschiumzug» am «Schmutzige Dunschtig» und der «Wey-Umzug» am «Güdismäntig».
Auch die traditionellen Fasnachtskostüme unterscheiden Basel und Luzern: In der Stadt am Rhein sind es die «Alti Dante», der «Dummpeter» oder der «Waggis»; in Luzern «d Fritschine», «s Wöschwiib» oder der «Chrienser Deckel».
Bei allen Unterschieden schwärmen aber die beiden vergifteten Fasnächtler Michael Luisier und Marco Thomann, ganz unabhängig voneinander, vom Selben: Von der Mystik, dass man an der Fasnacht mit der schönen, uralten Stadt eins wird. Das gilt offenbar für Basel genau gleich wie für Luzern.