Wer eine Sehbehinderung hat oder blind ist, hat es unter Umständen nicht leicht, ein Fussballspiel mitzuverfolgen. Am Fernsehen sind die Kommentare zu wenig ausführlich, am Radio zu kurz und im Stadion bekommt man zwar die Stimmung mit, dafür weniger vom Match selbst.
So ging es auch Yves Kilchör. «Ich habe Fussball immer so geschaut: Ich war beim Match dabei, habe aber nicht gesehen, was auf dem Spielfeld lief und konnte nur zuhören und erahnen, was gerade geschieht.» Kilchör ist Journalist, Fussballfan und er hat eine Sehbehinderung. Er ist Gründer des Radiosenders Blind Power, der Fussballspiele für Menschen mit Sehbehinderung überträgt.
Ehrenamtlich Fussballspiele kommentieren
Hier kommen Freiwillige wie Beni Winiger ins Spiel: Er kommentiert für Radio Blind Power ehrenamtlich Spiele der Super League. «Wir Sehenden haben das Glück, dass wir einfach in ein Stadion gehen, uns hinsetzen und alles sehen können, was abgeht. Jemandem, der auch diese Freude am Fussball hat, aber blind oder sehbehindert ist, werden die Emotionen vorenthalten, die ein Fussballmatch mit sich bringt», sagt Winiger.
Wir schaffen ein Bild für Blinde und Sehbehinderte.
Das, was Winiger macht, nennt sich Audiodeskription. Er sitzt im Stadion und beschreibt möglichst präzise und neutral, was auf dem Fussballplatz geschieht. «Wir schaffen ein Bild für Blinde und Sehbehinderte», sagt Winiger, der eigentlich bei einer Bank arbeitet.
Kurz vor dem Spiel gibt Beni Winiger die Stimmung im Stadion wieder: Wie viele Leute dabei sind, was auf den Transparenten der Fans steht und was die Spieler tragen. Sobald das Spiel anfängt, bleibt keine Zeit mehr für Zusatzinformationen. Dann liegt der Fokus auf dem Spielfeld: Welcher Spieler von welchem Team mit welchem Fuss den Ball wo trifft und wo genau auf dem Feld der Ball landet. Auch Mimik und Gestik der Spieler sind Teil der Audiodeskription.
Die Herausforderung dabei ist, das Spiel ohne Verzögerung zu kommentieren. So können Interessierte nicht nur zu Hause oder unterwegs den Match hören, sondern auch live im Stadion dabei sein. Über Kopfhörer können sie Beni Winiger und den anderen Kommentatoren zuhören und alles mitbekommen, was während des Spiels geschieht. «Es geht darum, Menschen mit Sehbehinderung miteinzubeziehen», sagt Winiger.
Alle fünf Minuten eine Pause
Normalerweise sind die Freiwilligen zu zweit im Stadion. Gemäss Winiger wechseln sie sich alle fünf Minuten ab, weil das hohe Tempo beim Kommentieren anstrengend ist: «Nach dem Spiel bin ich jeweils nudelfertig.»
Zu seinem Ehrenamt motiviert hat ihn unter anderem die Liebe zum Fussball. «Ich habe selbst über 20 Jahre lang Fussball gespielt und grosse Freude am Sport», sagt er. Dazu kommt, dass er sich sozial engagieren wollte. Die Audiodeskription vereint beides. Zudem erfüllt sich Beni Winiger einen Bubentraum: «Ich wollte als kleiner Junge immer Sportmoderator werden. Diesen Wunsch habe ich mir nun ein wenig verwirklicht.»