Familiennamen weltweit
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Bild 1 von 8. Spanien: Zwei Nachnamen. In Spanien und in vielen weiteren spanischsprachigen Ländern hat man immer zwei Nachnamen: einen vom Vater und einen von der Mutter. Bei der Heirat behalten Mann und Frau ihre zwei Nachnamen. Wenn sie Kinder haben geben sie beide denjenigen Namen weiter, den sie von ihrem Vater erhalten haben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 8. Vietnam: Familienname als Ausdruck von Loyalität. In Vietnam haben etwa 40 Prozent der Menschen den Familiennamen Nguyen. In Vietnam war es üblich, bei der Machtübernahme einer neuen Herrscherdynastie den Namen dieser Dynastie anzunehmen. Und die letzte Dynastie vor der Abschaffung der Monarchie hiess Nguyen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 8. Burundi und Ruanda: Kreative und göttliche Namen. In Burundi und Ruanda in Ostafrika haben fast alle Nachnamen den Wortbestandteil «Gott», zum Beispiel Hakizimana (Gott heilt), Nshimirimana (ich danke Gott) oder Irakoze (Gott sei Dank). Frauen wie Männer behalten ihren Nachnamen bei der Heirat und Eltern geben ihren Kindern oft einen neuen Nachnamen. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 4 von 8. Island: Der Vorname gibt sich weiter. In Island wird der Familienname nicht vererbt. Man wird nach dem Vater (oder der Mutter) benannt: Der Sohn von Gudmund heisst mit Nachnamen Gudmundsson, die Tochter Gudmundsdóttir. So war es früher in allen nordgermanischen Sprachen üblich. Norwegen und Schweden haben diese Praxis abgeschafft, in Dänemark ist sie seit 2006 wieder erlaubt. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 5 von 8. Russland: Vatername und Familienname. In Russland und in anderen russischsprachigen Ländern hat man üblicherweise zwei Nachnamen: einen Vaternamen und einen Familiennamen. Der russische Präsident heisst mit vollem Namen Wladimir Wladimirowitsch Putin, da sein Vater mit Vornamen ebenfalls Wladimir hiess. Bei Frauen ist die Endung des Vaternamens -owna statt -owitsch. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Minangkabau (Indonesien und Malaysia): Name der Mutter. Die ca. 8 Millionen Minangkabau, welche vor allem in Indonesien und Malaysia leben, sind die grösste matrilineare Gesellschaft der Welt. Land- und anderer Besitz wird von der Mutter an die Tochter weitergegeben. Und so übernehmen die Kinder auch den Familiennamen von der Mutter. Bildquelle: Colourbox.
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Bild 7 von 8. Türkei: Familiennamen ab 1934. In der Türkei hatten die meisten Leute ursprünglich keinen fixen Familiennamen. 1934 mussten sich alle einen Familiennamen geben. Viele wählten einen Namen, der Stärke oder Schönheit zeigt, z.B. Çetin (hart), Demir (Eisen), Çiçek (Blume) oder Gül (Rose). Auch ethnische Bezeichnungen waren beliebt, wie etwa Türk (Türke) oder Öztürk (reiner Türke). Bildquelle: Colourbox.
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Bild 8 von 8. China: Jahrtausendealte Tradition. In China gibt es wohl schon seit ca. 4'000 Jahren Familiennamen. Unter den 1,4 Milliarden Han-Chinesen (die grösste chinesische Ethnie) gibt es nur etwa 2'000 verschiedene Familiennamen (zum Vergleich: In Deutschland sind es fast 1 Million). Alleine 100 Millionen Menschen in China heissen Li zum Familiennamen. Bildquelle: Keystone.
Wenn ein Paar in der Schweiz heiratet, dann stellt sich den Eheleuten unweigerlich die Frage: Wie wollen sie danach heissen? Welchen Nachnamen tragen gemeinsame Kinder?
Ein Blick in die Statistik zeigt: In der grossen Mehrheit der Fälle entscheidet sich die Frau dafür, den Namen des Partners anzunehmen. Männer, die den Namen der Partnerin annehmen, sind die grosse Seltenheit.
Dabei herrscht auf dem Papier seit einigen Jahren Gleichstellung. Wenn ein Paar heiratet, wird seit der Revision des Namensrechts 2013 davon ausgegangen, dass beide Eheleute ihren Ledignamen behalten. Das Paar kann aber einen gemeinsamen Familiennamen wählen – jenen der Frau oder jenen des Mannes.
Mit dieser Gesetzesänderung wurde die Bevorzugung des Nachnnamens des Mannes aus der Welt geschafft. Doch in der Realität hat sich wenig verändert: 2019 haben laut Bundesamt für Statistik über zwei Drittel der Frauen (69%) den Namen des Mannes angenommen. Demgegenüber haben zwei von hundert Männern den Namen ihrer Partnerin gewählt.
Wie lassen sich diese Zahlen erklären? Umfassende Daten liegen nicht vor und dementsprechend schwer tut sich Fabienne Amlinger, Historikerin und Genderforscherin an der Universität Bern, mit Erklärungen.
Amlinger nennt jedoch einen Erklärungsansatz historischer Art: «Der Mann ist Familienoberhaupt – das war bis 1988 so im Gesetz festgeschrieben. Dieses bürgerliche Familienbild ist nach wie vor stark in den Köpfen verankert.»
Zusätzlich gehöre es zu diesem traditionellen Bild, dass die Familie eine Einheit darstellt, so Amlinger weiter. Diese Einheit werde mit einem gemeinsamen Namen symbolisch ausgedrückt.
Aus emanzipatorischer Sicht ist es schon verwunderlich, dass so viele Frauen den Namen des Partners annehmen.
Für die Genderforscherin wäre es interessant, der Frage genauer nachzugehen, welche Gründe zur Diskrepanz zwischen den rechtlichen Möglichkeiten der Frauen und ihrer Namenswahl in der Praxis führen. Eine Erklärung sei nur zu erhalten, indem man die Frauen und Männer direkt über ihre Namenswahl befragt.
Getan hat dies Fleur Weibel, Soziologin und Geschlechterforscherin an der Universität Basel, im Rahmen einer Studie zum Heiraten in der Schweiz. Ein Teil der Studie war es, Paare über ihre Namenswahl zu befragen. Weibel sieht ähnlich wie Amlinger alte, über Jahrzehnte gepflegten Traditionen und Rollenbilder als Hauptgrund dafür, dass das neue Namensrecht einen so geringen Einfluss auf die Namenswahl hat.
Für uns in der Schweiz ist fast nicht vorstellbar, dass Männer ihre Namen aufgeben.
Weibel weist aber auch auf ein Dilemma hin, vor welches das Namensrecht die Paare stellt: «Wer heiratet, will Gemeinsamkeit schaffen. Das ist wesentlich. Die aktuelle Regelung verlangt aber, dass die eigenständige Identität beibehalten wird.» Kombiniert mit der starken Norm, wonach ein Mann seinen Nachnamen nur in Spezialfällen aufgibt, führt dies dazu, dass der Entscheid über den Familiennamen bei der Frau liegt – so Weibels Fazit nach den Befragungen der Paare. Verschärft wurde dies insbesondere mit der Abschaffung der Doppelnamen durch das aktuelle Namensrecht.
Mit dem Doppelnamen würde man eine Zwischenlösung schaffen, mit der die Eheleute aufeinander zugehen könnten bei der Namenswahl.
Für Fleur Weibel zielt die aktuelle Regelung damit am Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit der Paare vorbei. Das Namensrecht bedürfe dementsprechend einer Anpassung.
Eine Möglichkeit wäre es, dass die Doppelnamen wieder eingeführt würden, so Weibel. Dies würde den Paaren die Möglichkeit geben, sowohl die familiäre Einheit als auch die eigenständigen Identitäten abzubilden.
Die entsprechende Änderung beim Namensrecht zeichnet sich dann auch schon ab: Das Parlament arbeitet derzeit an einem Gesetzesentwurf, welcher die seit 2013 verbotenen Doppelnamen wieder ermöglichen soll.