Ein schwarz umrandetes Kuvert im Briefkasten oder eine Todesanzeige in der Zeitung können Verunsicherungen auslösen, wenn man mit jemandem der Trauerfamilie freundschaftlich verbunden ist. Wie reagieren? Andreas Zimmermann ist Heim- und Spitalseelsorger und leitet regelmässig Trauergruppen. Er muss es wissen.
Ich versuche, für die Person da zu sein und zuzuhören.
Wenn jemand eine ihm nahestehende Person verliert, ist das Wichtigste, nicht zu werten. Egal, was der oder die Trauernde erzählt, meint der Seelsorger.
Der eigenen Intuition vertrauen
Was eine trauernde Person brauchen könnte, da soll man sich durchaus auf das Bauchgefühl verlassen, so Andreas Zimmermann weiter. Einzig, wenn in einer Todesanzeige steht «im engsten Familienkreis», dann möchte die Trauerfamilie keine weiteren Personen beim Abschiednehmen dabeihaben. Steht nichts dergleichen, kann man davon ausgehen, dass man Kontakt aufnehmen darf und auch an der Beerdigung willkommen ist.
Trauernde fühlen sich durch Teilnahme von Freunden oder Bekannten des Verstorbenen oft auch getragen.
Keine falschen Hemmungen
Zum Telefonhörer greifen und jemanden kontaktieren, der eine Person verloren hat, das ist durchaus in Ordnung. Wünscht die betroffene Person das nicht, wird sie den Anruf nicht entgegennehmen. So einfach ist das. Stattdessen darf man aber auch eine Trauerkarte schreiben oder eine SMS schicken. Darin könnte beispielsweise stehen:
- Ich denke an dich.
- Es ist schwer, was du gerade durchmachen musst.
- Ich bin da für dich, sei es für ein Telefongespräch oder einen Besuch.
Melde dich doch, wenn du etwas brauchst
Heikel hingegen sind leere Versprechungen, sagt Trauerbegleiter Andreas Zimmermann. «Melde dich doch, wenn du etwas brauchst» klingt nach einer leeren Floskel. Man kann auch ein paar Wochen, einen Monat oder zwei später anrufen und konkrete Hilfe anbieten. Sei dies mit einem Spaziergang oder einer Einladung auf einen Kaffee.
Die Erfahrung von Zimmerman ist, dass sich Menschen dann erst einsam fühlen, wenn die Nachfragen nachlassen. Hinzu kommt, dass am Arbeitsplatz oder in der Familie nach einem Jahr niemand mehr etwas vom Todesfall hören will. Und von aussen meldet sich auch niemand mehr. Das ist oft schwierig für Menschen, die nach längerer Zeit noch Mühe haben, mit der Situation klarzukommen. Nachfragen ist also gut – auch ein Jahr danach.
Eigene Erfahrungen einbringen
Von den eigenen Erfahrungen zu sprechen, das tut manch Trauernden gut. Auch hier sollte man der Intuition folgen. Hat man den Eindruck, dass jemand mit der Trauer nicht umgehen kann und nicht aus dem Loch herausfindet, kann man dies vorsichtig ansprechen und auf mögliche Hilfsangebote hinweisen.
Ob jemand psychologische Hilfe oder eine Trauerbegleitung in Anspruch nehmen will, ist individuell. Während die einen solche Angebote verwerfen, nehmen andere die Vorschläge dankend an und unternehmen etwas, um den Verlust zu verarbeiten.