Haare, Dreck und Essensreste – die Abflüsse im Haushalt müssen so einiges über (oder durch) sich ergehen lassen. Irgendwann ist es zu viel und sie verstopfen. Reinigung ist angesagt. Zwei Sanitäre erklären, wie wir die Verstopfung im Abfluss lösen und was Laien auf keinen Fall tun sollten.
Abflussreiniger helfen wenig
Wer lange Haare hat, kennt das Problem vermutlich bestens. Ein Sieb über dem Abfluss kann die Verstopfung zwar hinauszögern, aber es fliessen trotzdem noch Haare in den Abfluss. Diese können das Rohr mit der Zeit ziemlich verstopfen.
Rohr- und Abflussreiniger aus dem Detailhandel versprechen da schnelle Abhilfe. Einmal in den Abfluss schütten und über Nacht einwirken lassen, durchspülen und die Verstopfung soll gelöst sein. Der Sanitär-Meister Jürg Kamm widerspricht aber: «Haare lösen sich sicher nicht mit solchen Reinigern auf.»
Stattdessen empfiehlt er, die Verstopfung einem Sanitär zu überlassen. «Eigentlich kann man so einen Klumpen nur mit einer Putzrute vom Sanitär reinigen.»
Saugstöpsel – wie anwenden?
Aber muss es wirklich jedes Mal eine Frau oder ein Herr vom Fach sein? Nicht unbedingt. Bei kleinen Verunreinigungen hilft beispielsweise ein Saugstöpsel. «Da ist wichtig, dass der Überlauf immer mit einem Lappen geschlossen wird – sonst entweicht dort die Luft und es bringt nichts.» Mit dem Überlauf meint der Sanitär das Loch, meist direkt unter dem Wasserhahn im Lavabo, das mit dem Abfluss verbunden ist.
Auch den Siphon können Laien im Grunde lösen und selbst reinigen. Der Siphon ist ein Teil des Abflussrohres, das verhindert, dass Kanalgase nach oben dringen. Wichtig ist aber, dass das Ganze wieder richtig zusammengesetzt wird.
Glucksen ist Zeichen für Verstopfung
Und wann macht eine Sanitärin oder ein Sanitär Sinn? Als Faustregel empfiehlt Ratgeb: «Alles innerhalb der Wand ist dem Fachmann zu überlassen.» Denn hinter der Wand gibt es unsichtbare Stellen, an denen ein Laie schnell mal einen Fehlgriff macht. «Und dann haben wir möglicherweise einen Wasserschaden, der vielleicht erst nach Wochen oder Monaten sichtbar wird.»
Ein Glucksen ist ebenfalls kein gutes Indiz. Das Geräusch ist ein Zeichen dafür, dass zu wenig Wasser im Siphon ist und Gase aus der Kanalisation nach oben drücken. Deshalb muss der Wasserstand im Siphon in der Regel mindestens fünf Zentimeter betragen. Ist dies nicht der Fall, gluckst es. Meist ist das Rohr dann nach dem Siphon verstopft und es ist ein Fall für den Profi.
Bei der Sanitär-Firma Geberit in Rapperswil-Jona steht eine Simulationswand, an der die Lernenden nachvollziehen können, wie so ein Abflusssystem funktioniert. Durchsichtige Plastikröhren zeigen den Abfluss von Toilette, Dusche und Waschbecken auf.
Finger weg von Notfalldiensten im Internet
Bei der Auswahl des Sanitärgeschäfts raten Branchenvertreter aber zu Vorsicht. Im Internet werben Notfalldienste mit schneller Abhilfe, auch an Wochenenden und Feiertagen. Das seien aber oftmals keine Leute aus der Branche, sagt Joel Sigrist, Vizepräsident der Vereinigung Schweizer Sanitär- und Heizungsfachleute: «Das sind Firmen, die meist zuoberst bei Google aufpoppen, zu zweit auftauchen und die Probleme gar nicht unbedingt lösen.»
Ein ausgebildeter Service-Monteur kostet am Wochenende um die 300 Franken pro Stunde.
Stattdessen würden die vermeintlichen Sanitäre mit viel Druck eine grössere Summe Geld für den Dienst verlangen. Ein stündiger Einsatz koste da schnell mal 1500 bis 2000 Franken.
Um böse Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt Sigrist, sich an einen Sanitärdienst aus der Region zu wenden. Diese haben oft auch einen Pikettdienst, der aber deutlich günstiger ist. «Ein ausgebildeter Service-Monteur kostet unter der Woche so um die 120 bis 150 Franken pro Stunde, am Wochenende in der Regel um die 300 Franken», sagt Sigrist.