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Morgengast Laura de Weck
Aus Morgengast vom 27.06.2024. Bild: Keystone/Gaetan Bally
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Ingeborg Bachmann Preis «Sobald es ein Wettbewerb ist, ist die Aufmerksamkeit gross»

Im österreichischen Klagenfurt wird momentan zum 48. Mal der Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben. In der Jury des bedeutenden Literaturpreises sitzt dieses Jahr erstmals auch die Schweizerin Laura de Weck (43). Zum Auftakt des dreitägigen Anlasses war sie «Morgengast» auf Radio SRF 1.

Es ist wie der deutsche Oscar für zeitgenössische, deutsche Literatur.
Autor: Laura de Weck

Laura de Weck

Jurymitglied Ingeborg Bachmann Preis

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Laura de Weck (43) ist in Paris, Hamburg und Zürich aufgewachsen. Sie ist Schauspielerin, Autorin, Kolumnistin und seit 2023 Moderatorin vom «Literaturclub» auf SRF 1. Zum ersten Mal ist sie 2024 Teil des Jury-Gremiums des Ingeborg Bachmann Preises. Laura de Weck lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern in Hamburg.

SRF: Weshalb ist der Ingeborg-Bachmann-Preis mehr als eine Selbstbeweihräucherung von Autorinnen und Autoren?

Wir hatten den ESC, wir haben die EM und jetzt den Ingeborg-Bachmann-Preis. Sobald es um einen Wettbewerb geht, ist die Aufmerksamkeit gross. Autorinnen und Autoren, die den Wettbewerb gewinnen, erhalten mit ihren Büchern eine grosse Aufmerksamkeit. Darum geht es mir auch im Literaturclub: Literatur zu vermitteln.

Ist das vergleichbar mit einem EM-Final für Autorinnen und Autoren?

Ja, absolut. Es ist wie der Oscar für zeitgenössische, deutsche Literatur. Wer weiss, vielleicht gewinnt dieses Mal auch die Schweiz.

Du sitzt in der Jury, bist sozusagen Mitglied der «Academy»?

So habe ich es noch nie gesehen. Auf jeden Fall bin ich in diesem Jahr Teil der Jury. Das bedeutet auch sehr viel Verantwortung, die ich sehr gerne wahrnehme. Weil man zwei Kandidaten mitnehmen kann, ist es auch eine Möglichkeit, junge Talente zu fördern.

Was hat der Ingeborg-Bachmann-Preis für eine Bedeutung in der Szene?

Es gibt Leute, die sich darüber lustig machen und sagen: «Das ist wie Deutschland sucht den Superstar der Literatur.» Tatsächlich gibt es Parallelen. Es ist ein Wettbewerb. 14 Autorinnen und Autoren lesen ihre Texte vor. Gleich im Anschluss kommentieren und kritisieren die sieben Jury-Mitglieder den Text. Autorinnen und Autoren werden oft in die Mangel genommen und müssen live dabei sein, wenn die Juroren über ihren Text sprechen.

Auf was freust du dich am meisten?

Man wetteifert mit den eigenen Kandidaten mit und hofft, dass sie gut wegkommen. Ich habe den Schweizer Semi Eschamp und Olivia Wenzel aus Deutschland dabei.  Ich freue mich, herauszufinden, wie sie abschneiden. Ich glaube, es wird noch viele Überraschungen geben.

Wie viel Ingeborg Bachmann ist noch drin im Ingeborg-Bachmann-Preis?

Viele Schweizerinnen und Schweizer wurden in der Schule mit Büchern von Max Frisch konfrontiert. Er war lange mit Ingeborg Bachmann liiert. Man merkt, in Österreich hat Ingeborg Bachmann eine etwas andere Position. Auch für mich ist sie eine Schriftstellerin, die mich sehr geprägt hat.

Ingeborg-Bachmann-Preis

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Vom 27. bis 29. Juni finden in Klagenfurt (Ö) zum 48. Mal die Tage der deutschsprachigen Literatur statt. Gekrönt wird der Anlass mit der Vergabe des renommierten Ingeborg-Bachmann-Preises.

Der Anlass wird live auf 3Sat übertragen.

Hier geht es zum Programm.

In der Jury-Diskussion wird oft auf sie verwiesen. Beispielsweise auf ein Zitat im Briefwechsel mit Schriftstellerin Ilse Aichinger: «Halten wir einander fest, und halten wir alles fest.» Ich finde diese Worte nach wie vor aktuell. Gerade in dieser Zeit mit vielen Krisen – dass man zusammenhält, und sich daran erinnert, was alles passiert ist.

Das Gespräch führte Michael Brunner.

Radio SRF 1, «Morgengast», 27.6.2024, 7:15 Uhr ; 

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