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Holländerin begründet weltweite Abtreibungs-Bewegung
Als US-Präsident Trump Anfang 2017 die Gelder für Abtreibungs-Beratung und sonstige Abtreibungs-Projekte im Ausland untersagte, reagierte die Lilianne Ploumen prompt. Die niederländische Entwicklungshilfe-Ministerin stellte klar, «ein Abtreibungsverbot führt nicht zu weniger Schwangerschaftsabbrüchen, sondern bloss zu mehr verantwortungslosen Praktiken in Hinterzimmern».
Darum initiierte sie unter dem Namen «She Decides» einen internationalen Hilfsfonds um die Beratung zu Verhütung und Schwangerschaftsabbrüchen in Entwicklungsländer weiterhin sicherzustellen. 400 Millionen Dollar kamen im ersten Jahr zusammen. Alle Aktivitäten von «She Decides» werden inzwischen von London aus koordiniert. Dabei sind Frauenorganisationen, NGOs aber auch Regierungen von Moskau bis Malaysia, von Manila bis Mexiko.
Lilianne Ploumen freut der Erfolg ihrer Aktion. Sie selbst ist inzwischen nicht mehr Entwicklungs-Hilfe-Ministerin, sondern sitzt für die Sozialdemokraten im niederländischen Parlament.
Gesungener Widerspruch gegen Vietnams Regime
Mai Khoi ist eine der bekanntesten Sängerinnen Vietnams.
Ihre Konzerte aber muss sie im Geheimen veranstalten und Interviews kann sie auch nur im Versteckten geben, da sie von der Regierung abgehört wird. Und das nur, weil sie dem autoritären Staat mit ihren Songtexten die Stirn bietet.
Mit gutem Beispiel voran: Premierministerin wird Mutter
Im Oktober wurde Jacinda Ardern Premierministerin von Neuseeland. Ihr Kinderwunsch war bereits davor ein Thema. Als neue Parteichefin der neuseeländischen Labour Partei wurde sie im August 2017 in einem Interview gefragt: «Planen Sie Kinder zu haben?». Das sei keine Frage, die man heutzutage einer Frau am Arbeitsplatz stellen sollte, antwortete Ardern.
Im Januar gab die Premierministerin dann bekannt, dass sie und ihr Mann im Juni ihr erstes Kind erwarten. «Ich werde Premierministerin und Mama sein», schrieb die neuseeländische Politikerin auf Twitter.
Sechs Wochen Mutterschaftsurlaub will Ardern machen, ums Kind soll sich die meiste Zeit ihr Lebensgefährte Clarke Gayford kümmern Der Journalist stellt dafür seine Karriere als Moderator einer Angel-Sendung zurück. Medien und Politiker in Neuseeland reagieren positiv auf die Ankündigung Arderns und ihres Partners. Die Neuseeländerin ist erst die zweite Regierungschefin der Welt, die im Amt ein Kind bekommt. Die erste war 1990 Benazir Bhutto in Pakistan.
Die Frau die aufräumt, im korrupten Rumänien
Laura Kövesi ist verantwortlich für eine gewaltige gesellschaftliche Aufräumaktion. Als Chefin der Antikorruptionsbehörde knüpft sie sich nicht die kleinen Fische vor, sie hat es auf hohe Beamte und Politiker abgesehen, die Geld im grossen Stil in den eigenen Sack abzweigen. Sogar Expremier Victor Ponta zwang sie zum Rücktritt.
Immer wieder wird Kövesi massiv angegriffen. Es wurden Spitzel auf ihre Familie angesetzt, Lügengeschichten über ihr Privatleben verbreitet und die Regierung forderte sie wegen Kompetenzüberschreitungen zum Rücktritt auf.
Doch Laura Kövesi denkt nicht an einen vorzeitigen Rücktritt: «Die Angriffe werden immer härter und aggressiver, aber ich habe noch keine Sekunde bedauert, dass ich diesen Job habe.» Es gibt noch viel zu tun, betont sie gegenüber SRF.
Rückhalt spürt Kövesi aus der Bevölkerung. Hier ist die furchtlose Chefin der Antikorruptionsbehörde beliebt. Um das Korruptionsproblem im Land in den Griff zu bekommen, müsse sich die ganze Gesellschaft verändern, so Kövesi. Und ein gewisser Mentalitätswandel sei bereits im Gange. Was die bescheidene Laura Kövesi nicht sagt: Mit ihrem entschlossenen Kampf gegen die höchsten Korrupten im Land hat sie viel beigetragen zu diesem wichtigen Mentalitätswandel im Land.
Mit dem Zeichenstift gegen das südkoreanische Patriarchat
Südkorea hat innert weniger Jahrzehnte den Sprung vom Entwicklungsland zur High-Tech-Nation geschafft. Doch bei der Gleichberechtigung von Mann und Frau hat der Fortschritt seine Grenzen. Bei der Gleichstellung ist das Land gegenüber anderen Industriestaaten weit abgeschlagen.
Dagegen zeichnet Han Hyo-jae mit ihren Comics an. In ihrer bekanntesten Comicserie «Hyeo's Alltag» ist die Hauptfigur bewusst geschieden und alleinerziehend, genau wie Han Hyo-jae selbst. In der Gesellschaft ist dies nicht akzeptiert, so Han gegenüber SRF.
Sie will jungen Frauen Mut machen: «Einige mögen mich bemitleiden oder mit dem Finger auf mich zeigen. Deshalb ist es mir wichtig, mit dem Comic zu zeigen, dass ich als alleinerziehende Mutter ein ganz gewöhnliches Leben führe.»
Auch weitere Tabus wie das Thema Gewalt gegen Frauen waren schon Thema in Hans Comics. «Mit meinem Comic will ich zeigen, dass die Opfer oft auch nicht von der Justiz verstanden werden. Korea ist ein Land, das mit Gewalt- und Sexualstraftätern zu grosszügig ist – ich finde, man muss hinterfragen, weshalb das so ist.»
Den Interviewtermin mit SRF Nordostasien-Korresponden Martin Aldrovandi hat Han Hyo-jae natürlich sofort in einem Comic festgehalten.
Die Begründerin feministische Aussenpolitik Schwedens
Die 63-jährige Margot Wallström ist eine Vollblutpolitikern. Die Schwedin sass bereits im Alter von 25 Jahren für die Sozialdemokraten im nationalen Parlament. Später politisierte sie auch international, war Vize-Präsidentin der europäischen Kommission und war UN-Sonderbeauftragte zum Thema sexuelle Gewalt in Konflikten.
Diese Erfahrungen brachte sie 2014 mit ins Amt als Aussenministerin Schwedens. «Unsere Welt ist geprägt von der systematischen Unterdrückung von Frauen. Das wird in bewaffneten Konflikten besonders deutlich. Darum braucht es nun eine feministische Aussenpolitik.»
Unter der feministischen Aussenpolitik versteht Wallström eine konsequente Menschenrechtspolitik, auch der Benachteiligten. Mit ihrer Art und Politik ist sie in Schweden beliebt, international stösst sie damit nicht nur auf Zustimmung. Als sie Saudi Arabien als Land mit mittelalterlichem Frauenbild bezeichnete, handelte sie sich zum Beispiel einigen Ärger ein. Den Konflikt mit andern Ländern scheut sie jedoch nicht.
Von Maduros Gefährtin zur Kämpferin für die Demokratie
Bis vor Kurzem deutete nichts in Luisa Ortegas Leben drauf hin, dass sie heute als grosse Kämpferin für die Demokratie in Venezuela gilt. Die 60-jährige Sozialistin kam aus einer Gruppe, die den bewaffneten Kampf propagierte. Später wurde sie unter Hugo Chavez Generalstaatsanwältin und trug den Chavismus samt umstrittener Urteile gegen unbequeme Weggefährten stets mit.
Im vergangenen Jahr kam es dann zum Bruch mit dem aktuellen Präsidenten Maduro. SRF-Südamerikakorrespondent Ulrich Achermann führt den Bruch auf den Entscheid Maduros zurück, das Abgeordnetenhaus abzusetzen. Luisa Ortega ging an die Öffentlichkeit, sprach von Verfassungsbruch und warf Maduro indirekt vor, er wolle eine Diktatur einrichten.
Die Generalstaatsanwältin wurde darauf aus dem Amt gedrängt, sie floh mit ihrem Mann und mit zahlreichen Dokumenten nach Kolumbien. Von dort aus will sie nun Venezuelas Präsident Maduro vor den internationalen Strafgerichtshof bringen, für die Repressionen bei grossen Demonstrationen im Frühjahr 2017.