In der Schweiz gibt es ungefähr 4000 verschiedene einheimische Wildpflanzen sowie etwa 750 Neophyten, also exotische Pflanzen. En Teil dieser Neophyten ist invasiv und deshalb schädlich für die einheimische Natur. Der Bundesrat verbietet per 1. September 2024, mehr als zwei Dutzend von ihnen in Verkehr zu bringen.
Die Anpassung der sogenannten Freisetzungsverordnung soll verhindern, dass zusätzliche invasive Neophyten in die Umwelt gelangen und sich dort weiter ausbreiten. Verboten sind der Import, der Verkauf oder etwa das Verschenken dieser 31 auf der Liste befindlichen Pflanzen.
Kirschlorbeerhecke, die DNA der Schweizer Gärten
«In Schweizer Gärten ist Kirschlorbeer die bekannteste Heckenpflanze mit der grössten Verbreitung», sagt Johannes Zulauf, Co-Geschäftsleiter der Zulauf AG, Baumschule und Gartencenter in Schinznach Dorf (AG). «Er ist quasi ihre DNA.»
Er sei immergrün, pflegeleicht und lasse keine neugierigen Blicke von Nachbarn und Passantinnen durch. Zudem sei er wenig anfällig auf Schädlinge, im Gegensatz etwa zum einheimischen Buchsbaum. Anders als bei anderen immergrünen Neophyten, die der einheimischen Natur zwar nichts bringen, ihr aber auch nicht schaden, sei der Kirschlorbeer aber hochproblematisch, sagt Johannes Zulauf.
Invasive exotische Pflanzen schaden der einheimischen Flora
Invasiv heisst: Die Pflanze verbreitet sich schnell. Kirschlorbeer bleibt nicht im Garten, sondern verbreitet sich bis in die Wälder hinein. Kirschlorbeer wächst dicht beieinander, verdrängt so einheimische Pflanzen und der Wald kann sich weniger gut verjüngen.
Die Anpassung der Freisetzungsverordnung durch den Bundesrat hat zum Ziel, genau solches zu verhindern. Dieser Schritt entspricht auch den Zielsetzungen der Strategie der Schweiz zu invasiven gebietsfremden Arten.
Sommerflieder
Zu den bekannten invasiven exotischen Pflanzen gehört auch der Sommerflieder. Er ist in Schweizer Gärten beliebt, da er Schmetterlinge in den Garten lockt.
Das Problem beim Sommerflieder ist, dass er zwar Nahrung für Schmetterlinge bietet, aber keine Raupenfutterpflanze ist.
Die Tessiner Palme ist im Tessin ein grosses Problem
Die Tessiner Palme gehört neben Grotti, Wein und tollen Landschaften zum Tessinbild schlechthin. Trotzdem ist die Palme in der Südschweiz ein Fremdkörper, eine invasive exotische Pflanze, und eine hochproblematische dazu. Sie verbreitet sich rasch und setzt sich in den Tessiner Wäldern fest. Mit ihren grossen Fächern nimmt sie den einheimischen Pflanzen das Sonnenlicht weg. Diese verkümmern oder wachsen schon gar nicht mehr. Auch wenn die Tessiner Palme in der Nordschweiz noch kein Problem ist, gilt das Verbot auch da.
Besitzstand garantiert
Die neue Regelung ab dem 1. September bedeutet nicht, dass Gartenbesitzerinnen und -besitzer Kirschlorbeer, Sommerflieder und weitere auf der Liste aufgeführte invasive Neophyten, die bereits in ihren Gärten wachsen, ausreissen und entsorgen müssen. Der Besitzstand ist garantiert. Ursprünglich hatte der Bundesrat nicht nur ein Import- und Verkaufsverbot geplant, sondern wollte zusätzlich, dass Gartenbesitzende diese Pflanzen in ihren Gärten ausrotten müssen, unter Strafandrohung bei Nichtbefolgen dieser Anweisung. Eine Vernehmlassung 2019 im Rahmen der Revision des Umweltschutzgesetzes stiess aber auf grossen Widerstand der Kantone, weshalb dieser Passus fallengelassen wurde.