Besonders die Haltung von Rindvieh und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sorgen immer wieder für kontroverse Diskussionen.
Eine Umfrage von SRF unter Jungbäuerinnen und Jungbauern zeigt: Was ihnen an der Kritik besonders zu schaffen macht ist, dass diese tendenziell alle Bauern in den gleichen Topf wirft und ihnen zudem unterschwellig die alleinige Schuld an der Verschmutzung des Trinkwassers und am Ausstoss von Treibhausgas zuschiebt.
Als die letzte grosse Welle an Kritiken an uns Bauern kam, überlegte ich mir, meine Ausbildung zum Bauern an den Nagel zu hängen.
Pflanzenschutzmittel und Kühe im Fokus
Anstoss zur Kritik ist unter anderem der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PMS) in der Landwirtschaft, oder – wie die Kritiker sagen – von Pestiziden.
«Ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist die jetzige Nahrungsmittelproduktion nicht möglich», sagt beispielsweise Benjamin Herzog von Entlebuch.
«Wenn wir Pflanzenschutzmittel einsetzen, halten wir uns an die Vorgaben und machen damit nichts Illegales», sagt Jungbauer Andrian Bucheli von Ruswil.
Es ist deshalb nicht fair, dass man mit dem Stinkefinger auf uns zeigt, wenn wir mit der Spritze ins Land fahren.
Kuhherden können nicht beliebig verkleinert werden
Einig sind sich die Jungbauern darin, dass der Ertrag ohne Schutz sinkt, damit auch das Einkommen geringer wird und es sich irgendwann nicht mehr rechnet und die bäuerliche Existenz im jetzigen System bedroht ist.
Auch könne man eine Kuhherde aus dem gleichen Grund nicht beliebig verkleinern.
Wenn wir unser Getreide nicht gegen Pilzbefall schützen, kann das Getreidestroh bei unseren Schweinen Totgeburten verursachen.
Die Rolle des Konsumenten
«Die Leute sind sich gar nicht bewusst, wie anspruchsvoll es ist, Nahrung zu produzieren; in guter Qualität und ausreichender Menge», sagt Bauer Thomas Seeholzer von Meierskappel. «Haben Äpfel beispielsweise Flecken, dann kaufen die meisten Konsumentinnen und Konsumenten diese nicht», so der Jungbauer.
Das Gespräch suchen
Die Jungbauern wünschen sich, dass sie mit den Konsumentinnen und Konsumenten vermehrt ins Gespräch kommen. Damit hätten sie eine Chance, diese zu informieren, Halbwissen aus dem Weg zu räumen und über die Abläufe und Zusammenhänge bei der Produktion von Lebensmitteln aufzuklären.
Hofläden böten dazu eine gute Gelegenheit. Aber auch ein Besuch auf einem Hof mit einer Führung sei dazu geeignet.
Kritik überlagert Lob
In der aktuellen Coronakrise ist auch für die Schweizer Landwirte nicht alles wie sonst. Neben aller Kritik erleben sie nämlich im Moment eine wohlwollende Aufmerksamkeit und Wertschätzung.
Man lobt ihre Zuverlässigkeit, schätzt das Lokale in ihrer Produktion von Nahrungsmitteln und dass sie sich für die Landschaftspflege einsetzen.
Dieses gute Image, das die Schweizer Bauern grundsätzlich auch sonst geniessen, wird wohl bald wieder von kritischen Tönen überlagert. Die Diskussion um zwei Initiativen - die eine für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung, und die andere gegen synthetische Pestizide – die im Parlament hängig sind, dürften schon bald wieder thematisiert werden.
Ihre Meinung ist gefragt!
Ist die Kritik an den Bauern berechtigt oder nicht? Schreiben Sie ihre Meinung in die Kommentare.