So manche Stube dürfte diesen Winter wegen der hohen Heizkosten kühler bleiben als üblich. Wer seinen Körper vorbereitet, wird dennoch nicht frieren. Geschlecht, Alter oder Statur geben zu einem gewissen Grad zwar vor, wie schnell wir frieren. Doch daneben lässt sich der Körper auch kältetoleranter machen. Mit dem richtigen Training und weiteren Massnahmen.
1. Kälte-Training
«Wir können unseren Körper sehr gut für Kälte trainieren», sagt Erich Hohenauer. Er ist stellvertretender Forschungsleiter des RESlab an der Fachhochschule Südschweiz und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Kältetherapie. Und er sagt: «Grundvoraussetzung für ein Kältetraining ist es, die Komfortzone auch zu verlassen.»
Das Zauberwort ist dabei Kälteexposition. Das bedeutet, sich bewusst etwas tieferen Temperaturen auszusetzen – schrittweise, regelmässig und über einen längeren Zeitraum. Hohenauer nennt eine Reihe einfacher Tricks:
- Etwas kühler zu duschen
- Eine Schicht weniger anziehen beim Aufenthalt draussen
- Heizung leicht runterdrehen
Wer solche Massnahmen mindestens täglich umsetzt, spürt normalerweise nach etwa 2 bis 3 Wochen einen Effekt. Der Körper gewöhnt sich an die Kälte. Das hat vor allem mit dem Gehirn zu tun: Die Kältesensoren unter der Haut registrieren den Kältereiz weiterhin. Allerdings verändert sich die Interpretation dessen, wie kalt der Reiz tatsächlich empfunden wird.
«Je öfter wir das Training durchführen, desto eher empfinden wir auch die kühlen Temperaturen als etwas Normales, Angenehmes», sagt Experte Erich Hohenauer. Und dieser Effekt lässt sich stetig steigern – ähnlich wie beim herkömmlichen Krafttraining: «Wenn sich ein erster Anpassungseffekt eingestellt hat, lässt sich der Kältereiz verstärken.» Die Wassertemperatur beim Duschen lässt sich dann beispielsweise nochmals etwas runterdrehen.
Von Abkürzungen und harten Massnahmen – wie beim Trend Kältebaden – rät Hohenauer ab: «Der Körper braucht die Möglichkeit, sich schrittweise an Kälte zu gewöhnen. Ihn sofort einem Extrem auszusetzen, kann gefährlich sein.» Die gute Nachricht für Warmduscher also: Zum Start ins Kälte-Training reichen ein paar Grad weniger.
2. Aktivität
Neben dem Kälte-Training gibt es noch weitere Massnahmen, die uns für die Winterkälte besser rüsten. Ein Faktor: Muskelmasse. «Inaktivere Menschen haben weniger Muskelmasse und frieren schneller», erklärt Simon Annaheim, wissenschaftlicher Gruppenleiter an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. Das hat damit zu tun, dass ihr Körper weniger Energie und somit Wärme produziert.
Um im Winter also weniger zu frieren, gilt es aktiv zu bleiben. Hier hat Annaheim einen einfachen Tipp: Die letzte Haltestelle von Tram oder Bus nicht zu fahren, sondern zu laufen.
3. Ernährung
Auch das Essen kann helfen gegen die Kälte. Annaheim verweist hier auf Untersuchungen mit Menschen aus der Polarregion: «Fett- und proteinhaltige Nahrungsmittel erfordern eine stärkere Verdauung. Und Verdauung wiederum erzeugt Wärme.» Wer dies bei der Ernährung beachtet, kann sich auch bei tieferen Temperaturen wohlfühlen.
Das ergibt einen weiteren Tipp: Beim Essen im Winter eher mal auf Hülsenfrüchte, Nüsse oder Milchprodukte statt auf Salat oder Teigwaren setzen.
Und wenn weder Kälte-Training noch Aktivität und Ernährung helfen, dann heisst es warm anziehen. Hier übrigens sinnvoll: das altbekannte Zwiebel-Prinzip. Mehrere dünne Kleiderschichten übereinander wärmen besser als eine dicke Schicht.