Mit der Marktreife der ersten Digitalkameras schien das Ende der Analogfotografie nur noch eine Frage der Zeit. Verschwunden ist die Fotografie auf Film jedoch nie. Im Gegenteil, in den letzten Jahren hat sie eine Renaissance erlebt. Besonders junge Menschen interessieren sich für diese Technologie aus dem letzten Jahrhundert.
Den Film in die Kamera legen, 36 Bilder machen, ins Fotogeschäft gehen und erst Tage später die Bilder zu Gesicht bekommen. Nichts könnte langsamer und aufwendiger sein.
Vor allem, wenn man die analoge Technologie mit der blitzschnellen Fotografie von Digitalkameras und Smartphones vergleicht. Genau das aber fasziniert eine junge Generation, die mit der Schnelligkeit und der Masse an digitalen Bildern aufgewachsen ist.
Viviane Kübler hat erst vor Kurzem mit Analogfotografie angefangen. Die 24-jährige Studentin hat sich dafür interessiert, wie Fotografie in ihren Grundzügen funktioniert. An der Analogfotografie schätzt sie die bewusste Art, sich Dinge und Menschen anzuschauen – anders als beim Fotografieren mit dem Smartphone. Zudem gefalle ihr der körnige Look analoger Bilder.
Nicht nur das Fotografie-Erlebnis ist mit der analogen Technologie anders, sondern auch die Ästhetik. Jeder Film besitzt spezifische Eigenschaften: Kontrast, Körnigkeit und das Farbspektrum sind charakteristisch.
Ich glaube, dass man in der analogen Fotografie nach Affekten sowie Entschleunigung sucht und dass man den Moment mehr würdigt und die Bilder auch materiell umsetzt.
Diese Ästhetik, der häufig auch der Reiz des Unvollkommenen innewohnt, ist mittlerweile auch das Ziel zahlreicher Filter-Apps, die digitale Bilder analog aussehen lassen sollen.
Auch die Fotografie-Historikerin, Estelle Blaschke, stellt ein wiederkehrendes Interesse an Analogfotografie fest. Dieses sieht sie als Gegenreaktion auf die Flüchtigkeit und die Dematerialisierung digitaler Medien.
Die Nachfrage nach analogen Kameras und Filmen ist stark gestiegen. Bei beliebten Filmen verkaufen wir zwischenzeitlich nur drei pro Person, um Hamsterkäufe zu vermeiden.
Dabei verzichteten Analogfotografinnen und -fotografen auch bewusst auf die Möglichkeiten, die in der digitalen Bildbearbeitung Standard sind. Stattdessen stehe beim Fotografieren auf Film der Moment und das mit Händen Greifbare im Vordergrund. «Ich glaube, dass man in der analogen Fotografie nach Affekten sowie Entschleunigung sucht und dass man den Moment mehr würdigt und die Bilder auch materiell umsetzt», sagt Blaschke.
Im Fotogeschäft spürbar
Adrian Samuel führt in der Basler Altstadt ein traditionsreiches Fotogeschäft. Er spricht von einer neuen und wachsenden Bewegung, die sich auf eine langsame Art von Fotografie zurückbesinnt. Mittlerweile seien sie wieder mehr als die Hälfte der Zeit mit analogen Themen beschäftigt, sagt Samuel.
Mit dem Aufkommen der Digitalfotografie sind viele traditionelle Filme vom Markt verschwunden. Mittlerweile erscheinen aber wieder viele neue Film-Kreationen. Teils auch von kleinen Start-ups.
Film-Klassiker wie Kodak Gold sind nach wie vor erhältlich und wegen der hohen Nachfrage teils wochenlang ausverkauft. Adrian Samuel betont: «Die Nachfrage nach analogen Kameras und Filmen ist stark gestiegen. Bei beliebten Filmen verkaufen wir zwischenzeitlich nur drei pro Person, um Hamsterkäufe zu vermeiden.»