Die Honigschleuder rattert, langsam sammelt sich der erste Honig in der Trommel. Er ist sehr hell und klar, das Aroma blumig-süss, mit einem herben Abgang: sortenreiner Honig von der Alpenrose. Alpenrosenhonig ist eher selten in der Schweiz. Wer ihn sortenrein will, muss Aufwand treiben.
Tirggel: Rezept für das Honig-Gebäck
So bringt Wanderimker Martin Dettli aus dem solothurnischen Dornach seine Bienenvölker seit 40 Jahren auf die Alp, um sie dort den Nektar der Alpenrose ernten zu lassen. Mit unsicherem Ertrag. Der Nektargehalt der Alpenrose ist stark witterungsabhängig.
Imkern ist Leidenschaft
«Niemand imkert, um damit reich zu werden», sagt Martin Dettli und lacht. Mit dem Alpenrosen-Honig bringt er seine grosse Leidenschaft für die Imkerei und jene für die Alp und Berglandschaften unter einen Hut – oder besser ins Honigglas.
Alpenrosen-Honig sei ein Spiegel der Landschaft, in der er gewonnen wurde, ist Martin Dettli überzeugt: «Das intensive Licht auf der Alp bringt nicht nur die Alpenrosen zum Leuchten. Dass in diesem intensiven Licht ein derart heller Honig entsteht, hat auch seine Logik.»
Zweiter Frühling für die Bienen
Der Alpaufzug mit Bienen findet mitten in der Nacht statt. Die Bienen müssen alle im Stock sein, damit der Imker sie in seinen Wagen packen kann. Martin Dettli hat zwei Stellplätze am Oberalppass. Die neue Umgebung ist für die Bienen kein Problem. Es dauert keinen Tag, bis sie sich wieder orientieren können und mit Nektarsammeln beginnen.
Das intensive Licht auf der Alp bringt nicht nur die Alpenrosen zum Leuchten. Dass in diesem intensiven Licht ein derart heller Honig entsteht, hat auch seine Logik.
Und doch ist die Belastung für die Bienen gross, weiss Dettli aus Erfahrung. «Auf die Alp zu kommen, bedeutet für die Bienen quasi die Wiederholung des Frühlings. Das heisst, sie intensivieren jetzt ein zweites Mal das Brutgeschehen. Das gibt oftmals Probleme mit der Varroamilbe.»
Honig von der Heide
In einem normalen Jahr bleiben Dettlis Bienenvölker knapp drei Monate auf der Alp. Die Alpenrose blüht von Mitte Juni bis Mitte Juli. Anfangs August folgt dann das Heidekraut Calluna, aus dem sich ebenfalls sortenreiner Honig ernten lässt.
In der Sendung «À point – Wissen aus der Küche auf den Punkt gebracht» tischen wir Ihnen Wissenswertes rund um die Küche und das Kochen auf.
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Die Heide sei aber eine sehr launische Tracht, wie es Martin Dettli ausdrückt. Mit Tracht meint der Imker das Nektarangebot einer Pflanze: «Beim Heidekraut muss einfach alles stimmen: feuchter Boden, feuchte Luft und warmes Wetter. Für gewöhnlich gibt es nur alle drei Jahre Heidehonig.» Aber der Versuch lohnt sich allemal: die Liebhaber dieses aussergewöhnlichen, herben Honigs freuen sich über jedes Glas.
Ein schwieriges Jahr
2021 war für Imkerinnen und Imker ein schwieriges Jahr. Frühlings- wie Sommerhonig ist fast überall buchstäblich ins Wasser gefallen. Und auch auf der Alp waren die Bedingungen nicht optimal. Martin Dettli konnte pro Bienenvolk nur gerade zehn Kilogramm Alpenrosenhonig gewinnen. In einem guten Jahr sind es 30 Kilo und mehr.
Aber das gehört für ihn mit dazu, zu der Arbeit mit der Natur. Für Martin Dettli ist die Imkerei ein Teilerwerb. In guten Jahren kann er durchaus ein bisschen Geld verdienen damit, während in Jahren wie diesem kaum die Kosten gedeckt werden. Aber wie gesagt, reich werden will niemand mit Imkern.