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Seit 35 Jahren wirft der Berufsfischer Andreas Braschler im Zürichsee Netze aus
Aus Radio SRF 1 vom 11.10.2024.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 2 Minuten 58 Sekunden.

Passion Fischen Andreas Braschler: Der Fischer, der nicht nur Edelfische fischt

Seit 35 Jahren wirft der Berufsfischer Andreas Braschler im Zürichsee Netze aus und zieht nicht nur Edelfische an Land.

Kann ein Job, bei dem sechsmal die Woche um 3 Uhr morgens der Wecker läutet, ein Traumjob sein? «Auf jeden Fall», sagt Berufsfischer Andreas Braschler aus Hurden am Zürichsee.

Auf Andreas Braschler frühmorgens auf der Fahrt zu den am Vortag gesetzten Netzen.
Legende: Fischer Andreas Braschler auf der Fahrt zu den am Vortag gesetzten Netzen. SRF

Auch nach 35 Jahren Berufsfischerei ist das Fischen noch immer sein Traumberuf: «Ich geniesse die frühmorgendliche Ruhe auf dem See, das Alleinsein und die Natur. Wie damals, als ich als kleiner Bub den Grossvater oder den Vater beim Fischen begleiten durfte.»

Gibt es etwas Schöneres?

«Schaut euch doch einfach mal um, gibt es etwas Schöneres?», fragt Braschler in die Runde, als wir kurz vor vier Uhr morgens im Dunkeln mit dem Boot von Hurden aus in den noch tiefschwarzen See stechen.

Morgenstimmung mit Fischerboot auf dem Zürichsee.
Legende: Morgenstimmung auf dem Zürichsee: Was für ein schöner Arbeitsplatz. SRF

Wir sind unterwegs Richtung Frauwinkel. So heisst die Fischenze des Klosters Einsiedeln, welche die Braschlers seit fast 250 Jahren in Pacht haben. Hier am oberen Ende des Zürichsees, zwischen der Insel Ufenau und Pfäffikon, fischt Andreas Braschler exklusiv. Nur er darf hier Netze setzen. Grobmaschige Grundnetze zum Beispiel, wie er sie hier tags zuvor am späten Nachmittag ausgelegt hatte.

Brachsmen im Netz.
Legende: Gefangener Brachsmen – in der Nacht ins Netz gegangen. SRF

In der Hoffnung, heute unter anderem auch einige Brachsmen an Land zu ziehen. Drei bis vier Kilogramm schwer wird dieser Fisch aus der Familie der Karpfen. Ein Weissfisch, und anders als Felchen, Egli und Zander: kein Edelfisch.

Beifang? So etwas gibt es bei Andreas Braschler nicht!

Kein Edelfisch? Ja, Andreas Braschler fischt alles, was der See her hergibt. «Beifang, also Fische, die ich nicht verwerte, gibt es für mich nicht», sagt Braschler. Der Fischer ist überzeugt, dass nur so ein Denken in der Berufsfischerei Zukunft hat.

Kisten mit den gefangenen Fischen.
Legende: Brachsmen, Egli, Felchen, Hecht … kein schlechter Fang. SRF

Weil die Bestände an Edelfischen wie Felchen und Egli immer kleiner werden und sie zu bestimmten Jahreszeiten kaum ins Netz gehen, könne von der Fischerei nur leben, wer nachhaltig fische, also nicht ausschliesslich auf Edelfische setze. Anders als dies noch bei seinem Vater oder seinem Grossvater gut funktioniert habe.

Fischer Andreas Braschler und SRF1- Foodredaktorin Maja Brunner mit dem Schiff auf dem Rückweg.
Legende: Für heute ist fertig gefischt. SRF

Heute könne man auch nicht mehr den ganzen Fang dem Händler verkaufen. Das rentiere sich in der Berufsfischerei nicht mehr. Deshalb freut sich Andreas Braschler nicht nur über Edelfische wie Egli oder Felchen in seinem Netz, sondern ebenso über die sogenannt zweitklassigen Fische, die ihm über Nacht ins Netz gehen. Über den Brachsmen, zum Beispiel, über das Rotauge oder die Schleie, die Braschler in seiner Fischerei veredelt.

Schlechtes Image – guter Fisch

Die «zweitklassigen Fische», sagt Andreas Braschler, hätten zu Unrecht ein schlechtes Image. Das zeige sich auch bei seiner Kundschaft: wer einmal statt Egli oder Felche, Brachsmen oder Schwale gekauft habe, verlange immer wieder danach.

Fische in Plastikbox mit Eis bedeckt.
Legende: Bis zur Verarbeitung werden die Fische mit Eis gekühlt. SRF

Die Fische seien nicht nur günstiger als Edelfische, sie würden heutzutage auch nicht mehr moderig riechen. Dafür seien unsere Seen heute viel zu sauber, ist Braschler überzeugt.

Gräten? Kein Problem!

Box aufklappen Box zuklappen

Auch die vielen Gräten, leider ein Merkmal der Weissfische, seien absolut unproblematisch. Grätenreiche Stücke gehen bei der Verarbeitung durch den Wolf oder werden ziseliert, also ganz fein eingeschnitten, sodass die Gräten beim Essen überhaupt nicht mehr spürbar seien, sagt Braschler.

Wenn Andreas Braschler gegen acht Uhr mit seinem Fang wieder zurück an Land ist, ist für den Berufsfischer noch nicht Feierabend.

Eine Mitarbeiterin filetiert die frisch gefangenen Fische.
Legende: Der Fang wird sofort weiterverarbeitet – Mitarbeiterin Ursi Kälin filetiert die frisch gefangenen Fische. SRF

Nach dem «Zmorge» tauscht er sein Ölzeug gegen eine Plastikschürze, filetiert und entschuppt Fische. Zusammen mit seinen drei Teilzeitangestellten macht er aus sogenannt zweitklassigen Zürichsee-Fischen erstklassige Fischstäbli, Fischwürste, Fischburger, Fisch-Cordon-Bleu und Fischlasagne. Diese verkauft Braschler neben ganzen Edelfischen oder deren Filets seiner Kundschaft direkt ab Fischerei oder tischt die leckeren Fischspezialitäten bei seinen Caterings auf.

Zwei Fischstäbli auf einem Teller mit Tartaresauce und Zitrone.
Legende: Fischstäbli aus regionalem Fisch – so lecker kann Weissfisch sein. SRF

Radio SRF 1, Treffpunkt, 14.10.2024, 10:00 Uhr

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