Der 68-jährige Markus Kunz aus Frick AG ist ein Mann mit vielen Facetten. In seinen jungen Jahren war er Ministrant. Da hatte er sein erstes Geld verdient, indem er geschenkte Hostien ausserhalb der Kirche für 50 Rappen verkauft hatte. Als Jugendlicher waren die Queen und die Kinks seine Idole, heute zählt auch Bruce Springsteen dazu. Markus Kunz mag es auch traditionell. Jodeln ist seine zweite Leidenschaft – Konfitüre seine erste.
Beim Rühren kann ich über Gott und die Welt nachdenken.
Für seine Manufaktur hat er 400 verschiedene Konfitüren entwickelt. Wie die Jodler den Text auswendig können, habe er auch die Rezepte alle im Kopf, sagt der als «Konfitüren-König» bekannte Markus Kunz. 200'000 Gläser produziert er jährlich.
Das Rühren der Konfitüren sei für ihn meditativ. «Beim Rühren kann ich über Gott und die Welt nachdenken.» Zum Beispiel, was er im nächsten Leserbrief schreiben wolle. Auch das mache er gerne. An oberster Stelle stehen aber seine Konfitüren. Neue Sorten zu kreieren sei ein Prozess und man müsse wissen, welche Frucht dominant ist, sagt er. Bis das richtige Verhältnis von Heidelbeeren mit Bananen gefunden sei, brauche es mehrere Anläufe.
Am «Frauentraum» habe er relativ lange getüftelt. Diese Konfitüre besteht aus Himbeeren, Johannisbeeren, Lychees und ist mit Rosenblüten abgeschmeckt. Da sei es heikel, weil man alle vier Komponenten darin herausspüren sollte. Und was ist mit dem «Männertraum»? Der besteht aus zwei Komponenten: «Chriesi» und Ingwer.
Die Früchte kaufe er saisonal ein, koche sie vor und gefriere sie ein, sagt Markus Kunz. Wenn er sie braucht, nehme er sie «à la minute» heraus, taue sie schonend auf und koche sie fertig. Momentan habe noch eine Frucht Saison. Daraus gebe es die Weihnachtskonfitüre. Quitte à l'orange mit Zimt.
Wenn Markus Kunz ins Erzählen kommt, spürt man seine Leidenschaft, und sie ist sichtbar auf seinen Armen. Der Schriftzug «La vie est dure sans confiture» ist eines von vielen Tattoos, die symbolisieren, wofür er brennt.
Wenn Leidenschaft unter die Haut geht
Sein erstes Tattoo habe er mit 60 machen lassen. Das Konterfei seiner ersten Hündin Sarina. Er sei ein grosser Airedale-Terrier-Fan. Irgendwann sei bei ihm dann das Gefühl aufgekommen, auch seine Konfitüren-Passion zu manifestieren. Seine späte Liebe zu Tattoos hat Erstaunen ausgelöst – nicht nur im Jodlerclub Frick, bei dem Kunz Präsident ist. Berufskollegen meinten, das hätten sie von allen erwartet, nur nicht von ihm.