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Trägt unsere Sprache zur Diskriminierung von Minderheiten bei?
Aus Forum vom 18.06.2020. Bild: Keystone
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Kulturgut im Clinch Trägt unsere Sprache zur Diskriminierung von Minderheiten bei?

Die aktuelle Mohrenkopf-Diskussion zeigt: Unsere Sprache kann diskriminierend sein. Viele Dunkelhäutige fühlen sich durch den Namen der Süssigkeit verletzt. Müssen wir unsere Sprache anpassen und mehr Rücksicht auf Minderheiten nehmen? Oder muss möglich sein, die Dinge beim Namen zu nennen?

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Die Migros hat die Süssigkeit mit dem umstrittenen Namen aus dem Sortiment genommen. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass Namen eine Bedeutung haben, dass Sprache eine Wirkung hat.

Viele Betroffene fordern, dass Wörter, die verletzend sind, nicht mehr verwendet werden. Und die Sprache ändert sich mit dem politischen Zeitgeist. Heute ist das N-Wort für dunkelhäutige Personen nicht mehr akzeptabel: Es ist offensichtlich ein herabsetzendes Schimpfwort.

Geschlecht, Herkunft, Lebensweise

Und solche Beispiele gibt es viele, nicht nur, was die Hautfarbe betrifft: Auch der Begriff «Zigeunerschnitzel» für ein Stück Fleisch wird von den Fahrenden als störend empfunden.

Ebenso ist das Wort «Fräulein» für eine junge Frau inzwischen verpönt. Und wenn Menschen von den Balkanländern als «Jugos» bezeichnet werden, dann wird auch hier die abschätzige Haltung deutlich.

Unterschiedliches Tempo

Doch der sprachliche Wandel vollzieht sich nicht überall gleich schnell: Es gibt Menschen, die «Mohrenkopf» in Ordnung finden und die sich nicht am «Zigeunerschnitzel» stören.

Ihr Argument ist oft, dass sie diese Begriffe schon immer verwendet hätten und dass diese Dinge einfach so hiessen. Der Sprachgebrauch hat eben auch viel mit Gewohnheiten und Gebräuchen zu tun.

Widerstand gegen den Sprachwandel

Daneben gibt es auch aktiven Widerstand gegen die Umbenennung von Gegenständen. Gewisse Menschen vermuten einen Gesinnungsradikalismus dahinter, eine Art Sprachpolizei, die allen vorschreiben wolle, wie sie zu reden hätten. Sie sprechen von einer übertriebenen Political Correctness, die uns die freie Rede verbieten wolle.

Live-Diskussion im Studio

Es stellt sich also die Frage, wie diskriminierend unsere Sprache ist. Oder wird hier viel Lärm um nichts gemacht? Darüber haben wir mit Gästen im Studio diskutiert. Ins Studio geladen haben wir Vertreterinnen und Vertreter von verschiedenen Minderheiten und eine Forscherin, die sich mit dem Thema Ungleichheit befasst.

Die Gäste in der Sendung

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  • Dr. Karin Schwiter, forscht an der UZH zu Migration und Geschlecht
  • Mandy Abou Shoak, Aktivistin und Sozialpädagogin aus Zürich. Mitglied Bla*sh, Netzwerk von schwarzen Frauen in der Deutschschweiz
  • Venanz Nobel, jenischer Journalist und Schriftsteller zur Geschichte der Jenischen. Mitglied der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus EKR
  • Anna Rosenwasser, Geschäftsleiterin Lesbenorganisation Schweiz, Bisexuell

Sendung «Forum», Radio SRF 1, 18. Juni 2020, 20 Uhr ; 

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