Im letzten Jahr rasselten fast 6'000 Lernende durch die Lehrabschlussprüfung. Das entspricht einer Misserfolgsquote von über acht Prozent, wie die «Sonntagszeitung» berechnet hat. Zum Vergleich: Bei den Maturandinnen und Maturanden beträgt die Durchfallquote vier Prozent, ist also halb so gross.
Grosse Unterschiede
Aber die Gesamtquote von nicht bestandenen Lehrabschlussprüfungen von acht Prozent ist nur die halbe Wahrheit: Es gibt nämlich erhebliche Unterschiede zwischen den Berufen. Drastisch ist die Lage im Baunebengewerbe: Bei den Bodenlegern, Heizungsinstallateurinnen und Sanitärinstallateuren fielen 20 Prozent und mehr durch die Prüfung. Und bei den Lüftungsanlagebauern sind es sogar 42 Prozent.
Systemfehler?
Wenn in einzelnen Berufen fast die Hälfte die Abschlussprüfung nicht besteht, dann stimmt etwas am System nicht. So beobachten Prüfungsexperten, dass die Lernenden in der Berufsschule offenbar teilweise ungenügend vorbereitet werden. Und gewisse Lehrbetriebe missbrauchen die Lernenden als günstige Arbeitskräfte, statt sie richtig auszubilden.
Branchen in der Pflicht
Wenn so viele junge Erwachsene den Lehrabschluss nicht schaffen, haben auch die betroffenen Branchen ein Problem: Denn sie verlieren tausende Fachkräfte, die sie dringend benötigen. Die Branchenverbände sind also gefordert, Verbesserungen anzustreben. Aber auch die Berufsschulen stehen in der Kritik, wenn sie ihre Schülerinnen und Schüler nicht richtig vorbereiten.
Was ist zu tun?
Müssten die Berufsschulen die Anforderungen für die Lehrabschlüsse senken? Wäre dies die Lösung? Oder sollten die Kantone in den Betrieben genauer kontrollieren, ob diese die Lernenden sorgfältig genug ausbilden? Erste Branchen reagieren und schicken Betreuer in die Betriebe.