Chat-Protokoll
Unsere Hündin klaut vom Tisch, sobald wir weg sind und etwas vergessen! Sie gibt's nicht mehr her, egal ob ein ganzes Brot oder Käse mit Papier. Sie knurrt und schlingts runter. Wenn wir es erst später entdecken und die leere Brottüte zeigen verkriecht sie sich in ihre Hütte. Ja gut! Nichts mehr liegen lassen.... aber wenn es eben trotzdem wieder mal vergessen geht... wie 'strafen'? &und ob? bringts das? 2te Frage...: Sie bellt bei jeder Hundebegegnung! Geht in die Leine und zerrt. Eigentlich ist sie eher ein Angsthund Wie können wir dieses Problem beheben? Ablenken?
Gerd Schreiber: Strafen bringt nichts. Ausserdem klauen Hunde nicht, sie finden weg ;-) Wenn sie etwas gefunden hat, sollte auf keinen Fall geschimpft oder versucht werden, ihr das gefundene streitig zu machen, es sei denn, es ist etwas für den Hund Gefährliches, Was sich bewährt hat, sind Tauschgeschäfte. Wenn der Hund etwas gefunden hat, kommt von uns, gerne auch angekündigt, etwas richtig Schönes und viel dazu. Das führt in der Regel dazu, dass die Hunde immer schneller das gefundene wieder abgeben. Hier mal zwei Videos: https://vimeo.com/433588064/1e5febb82f
https://vimeo.com/396413098/18b173d71a
Das zweite Problem ist komplex und bedarf einer genauen Analyse, warum der Hund bellt und zerrt. Meisten sind es ja wir Menschen, die die Hunde in diese Situation bringen. Oft hilft es dann, etwas mehr Abstand zu halten, gute Stimmung zu machen und dem Hund zu lehren Bögen zu gehen. Aber das müsste man sich genauer vor Ort ansehen.
Mein Schäfermix (3jahre) ist ein unglaublich gutmütiges Tier gegenüber allen Lebewesen. Er möchte mit allen Freund sein und spielen. Ist er jedoch im Auto dann knurrt er jeden und alles an das sich dem Auto nähert, jedoch nur wenn ich auch darin sitze oder in der Nähe des Autos bin. Ich habe bis jetzt nicht herausgefunden, wie ich ihm das abgewöhnen könnte.
Roman Huber: Das Bewachen und Alarmieren von Ressourcen oder Territorium (und offenbar auch Ihrer Person) ist für einen Schäfermix nicht ungewöhnlich und in gewissem Sinne völlig normal. Hinzukommt, dass er im Auto keine Möglichkeit hat, die Situation anders zu lösen als durch Drohgebärden. Klar, man könnte dies mit einer Hilfsperson schrittweise positiv aufbauen, doch ob´s dann funktioniert, wenn eine andere Person da ist oder mehrere oder an einem andern Ort, das ist dann die Frage. – Trainieren sie die Situation einmal bei langsamer Fahrt, oder wenn Sie im stehenden Auto hinten beim Hund sitzen, um zu schauen, wie er dann reagiert. Schliesslich gibt es noch Abdeckfolien für Autoscheiben als Lösungsvariante.
Ich habe einen kastrierten Rüden, der etwa 8 Jahre alt ist und zuvor etwa 4 Jahre als Strassenhund in Rumänien gelebt (überlebt) hat. Im Grossen und Ganzen läuft alles gut, aber es gibt einen Punkt, den ich bisher nicht wirklich in den Griff bekommen konnte. Egal welches Essen, Jagen steht dann an erster Stelle. Ein Reh im Feld und schon ist sein Gehör auf Durchzug geschaltet, und selbst an der Leine muss man ihn dann stark zurückhalten. Leider hat er einen ausgeprägten Jagdinstinkt und würde Katzen, Füchsen und Rehen jederzeit nachjagen, wenn sie sich schnell bewegen. Sobald er einen solchen Duft wittert, gerät er in einen regelrechten Filmmodus und ist nicht mehr abrufbar. Ich würde ihn gerne einmal ohne Leine laufen lassen, aber ich kann mich nicht darauf verlassen, dass er zurückkommt. Deshalb halte ich ihn immer angeleint. Ich würde dies jedoch gerne ändern, bin mir aber nicht sicher, wie ich das angehen soll und ob es überhaupt (noch) möglich ist, da dieser Trieb in seinen jungen Jahren einfach zu stark gefördert wurde, weil er ihn zum Überleben gebraucht hat.
Bettina Bombosch: Ihr Hund hat durch seine Vorgeschichte viele Gerüche und Bewegungsmuster der Wildtiere mit Aufregung verbunden, was ganz normal ist. Dadurch reagiert er auch so deutlich. Was man durchaus, auch bei Ihrem Hund trainieren kann, ist ruhig Wild beobachten. Sich ruhiger in gut duftenden Gebieten zu bewegen. Das dauert eine Zeit, ist aber lernbar für den Hund. Meine eigene Hündin war die ersten 1,5 Jahre viel jagdlich unterwegs, da niemand auf sie geachtet hat. Und sie kann Rehe stehen und laufend ruhig beobachten. Hühner, die sie früher gerissen hat, sind komplett uninteressant. Sie sehen, das geht. Ich würde versuchen in Gebieten mit Ihrem Hund spazieren zu gehen, in denen möglichst wenig Wild unterwegs ist oder auch mal in ein Industriegebiet oder Stadtpark, je nachdem was für den Hund eher stressarm ist, fahren. Sie können über die Uhrzeit auch einiges erleichtern. Mittags ist das Wild eher zurückgezogen und die Spuren vom Morgen duften für die Hundenase nicht mehr so stark. Wie lang ist die Leine an der Ihr Hund unterwegs sein kann im Moment? Vielleicht ist eine längere möglich? Es gibt Schleppleinen in unterschiedlicher Länge. Es ist aber wichtig, diese richtig zu benutzen, damit Sie nicht hinterherspringen, wenn der Hund doch dem Reh hinterher rennen möchte. Noch kurz zum Freilauf: Vielleicht gibt es in Ihrer Nähe eine Auslaufzone oder Hundeschule, bei der Sie anfragen können, ob Sie den Platz mieten können, damit Ihr Hund freilaufen kann??
Ich habe eine 7 Jahre alte Lagottohündin die soweit keine Probleme hat mit anderen Hunden ist sie sehr verträglich. Wenn sie an der Leine ist hat sie aber so ihre Probleme nicht bei allen Hunden manchmal kann sie richtig aggressiv bellen, beruhigt sich aber auch bald wieder. Habe schon verschiedenes versucht aber nichts gefunden das hilft hätten sie einen Rat?
Gerd Schreiber: Warum Hunde an der Leine anders regaieren also ohne Leine hat natürlich einen Grund. Was passiert, wenn der Hund einen anderen Hund sieht und an der Leine ist? Wird er frustiert, wird geschimpft, wird er weiter gezogen? Solche Ereignisse verknüpfen sich mit der Leinenspannung und leider auch mit den anderen Hunden. Gerade wenn die Hunde an der Leine sind, sollten wir schauen, dass es den Hunden möglichst gut geht, sie Belohnungen bekommen und nicht weiter bedroht werden. Hier ist ein Video, welches zeigt, wie ich Hundebegegnungen an der Leine gestalte. https://vimeo.com/889050323/780de86119 Die zweite Frage, die sich stellen würde, wenn das Problem nicht immer da ist: Muss daran überhaupt gearbeitet werden oder kann man dann nicht die Situation z.B. durch mehr Abstand managen.
Unsere Hündin Amala ist 11monate jung und wir haben einen 16jährigen Kater Yoyo . Amala will immer mit Yoyo spielen der interessiert sich nicht . Wie können wir Amala beibringen ihn in Ruhe zu lassen. In der Nacht geht es gut, beide schlafen bei uns und sind friedlich, aber ab 17h ist Yoyo am Betteln und fragt nach dem Essen und da springt Amala ihr nach. Wie helfen wir Amsla zu verstehen, dass Yoyo mit uns spricht und nicht mit ihr?
Gerd Schreiber: Hund und Katze können ein super Team werden. Da sich die beiden ja grundsätzlich gut zu verstehen scheinen und es «nur» in einem zeitlich eingrenzbaren Rahmen zu den Schwierigkeiten kommt, würde ich schauen, dass in der Zeit, in der der Kater nach dem Essen bettelt, Amala in anderen, für sie attraktiven Aktivitäten geführt wird. Z.B. könnte sie in der Zeit einen gefüllten Kong bekommen oder man legt in diese Zeit eine kleine Tricktrainingeinheit. Kater fängt an zu betteln -> Hund springt darauf an -> Hund ansprechen, kurz warten lassen (was kann sie tun, während sie wartet?) -> Kater versorgen und was mit dem Hund machen, während der Kater frisst. So wird sich Amala im Laufe der Zeit immer mehr an sie wenden, wenn der Kater was von ihnen will.
Ich habe zwei Mischlingshunde-Hunde, 9 und 12 Jahre alt. Linda, Hündin 12 ist der Alphahund. Linda hat wohl Gene des Manchester-Terriers. Lucky ist ein zu klein geratener Golden Retrievermischling, sehr gutmütig. Wenn ich mit beiden spazieren gehe, und sie frei laufen, rennen Sie, wenn ein anderer Hund auf der Bildfläche auftaucht, bellend direkt auf ihn zu. Probleme habe ich deswegen vor allem mit den anderen Hundbesitzern. Wenn ich sage:"die Beiden tun nichts, bellen nur», kommt oft die Antwort: «Das sagen alle!» Sehr oft strafen mich böse Blicke und gehässige Kommmentare. Ich habe nun angefangen, nur einen Hund gleichzeitig frei laufen zu lassen, aber es wäre schön, wenn ich ihnen diese dumme Angewohnheit abtrainieren könnte.
Roman Huber: Linda und Lucky tun, was Ihre Rolle geworden ist. Aber das Angebellt werden kann auch mal bei einem Hund eine unangenehme Reaktion auslösen. Darum würde ich in erster Linie am Laufen an der langen Leine und am sicheren Rückruf arbeiten (den man neu aufbauen müsste). Ebenso lohnt es sich auch für Mehrhundehalter, wenn sie mit den Hunden jeweils auch einzeln spazieren gehen. Das freilaufen lassen, wenn andere Hund an der Leine entgegenkommen, widerspricht eigentlich dem «ungeschriebenen Gesetz». Eine weitere Möglichkeit wäre auch mal ein ruhiger Hundespaziergang mit einem Hundefreund so durchführen, dass es gar nicht zu einem Gebell kommt.
Unsere Airedale-Hündin ist sechs Monate alt. Sie hat sich prächtig entwickelt. Leider kommt es vor, dass sie zu Hause nicht ganz sauber ist. Wir achten darauf, dass die Hündin nach drei Stunden draussen Pipi machen kann. Klappt meistens auch vorzüglich. In der Nacht haben wir keine Probleme mit ihr. Da ist sie immer sauber. Ein Tierarzt hat uns mal erklärt, dass die Hunde unbedingt im ersten Jahr sauber sein müssen. Sonst lernen sie den gewünschten Ablauf nicht mehr. Stimmt dies?
Bettina Bombosch: Die meisten Hunde sind mit 1 Jahr stubenrein. Es hängt aber individuell von einigen Faktoren ab, wann das genau stattfindet. Ihre Hündin ist nun 6 Monate, da haben sie ja noch Zeit. Achten Sie doch mal darauf, wann sie reinpinkelt. War der Spaziergang zuvor zum Beispiel sehr aufregend für Sie? Oder hatten Sie Besuch, der toll war für Ihre Hündin? Einige Hunde pinkeln sich auch vor Freude über Besuch an. Das ist nicht schlimm, nur blöd, da man danach putzen muss. Oft sind aufregende oder auch ängstigende Ereignisse vorausgegangen, die dazu führen, dass Harn im Haus abgesetzt wird. Hier fühlt sich der Hund sicher und kann entspannen. Da Ihre Hündin die Nacht gut durchhält, sind aufregende Ereignisse für mich als Ursache wahrscheinlicher. Die Chancen stehen gut, dass alles trocken wird.
Unser Hund 2.5 Jahre aus dem Tierschutz ist sehr freundlich und offen gegenüber allen Menschen. Vor kurzem haben meine Frau und ich ein lustiges vdo auf dem Handy gesehen, gelacht, getanzt und es uns gegenseitig gezeigt. Das kannte er wohl nicht und hat ihn total verunsichert. Seither kann mein Mann mir nichts mehr zeigen mit dem Handy. Lachen oder «sich nahe kommen» löst seitdem bei ihm Panik aus. Er peilt meinen Mann an und lässt ihn nichr mehr aus den Augen, kommt zwischen uns, und hört auf nichts mehr. Es ist wie ein Reflex bei gemeinsamen auf das Handy schauen, bei gemeinsamen Lachen oder sich näher kommen.
Gerd Schreiber: Wow, das zeigt eindrücklich, wie schnell sich negative Verknüpfung ergeben können. Ein Möglichkeit ist, diese Situation entsprechend zu trainieren. Sie kommen zusammen, und heben das Smartphone. Hier ist wichtig die «Reizschwelle» des eigenen Hundes zu kennen. Wo wird er «misstrauisch», ab wann kann er die Situation nicht mehr aushalten. An der Stellen, an der er anfängt zu reagieren, werfen sie ihm Futter z.B. in einen Schnüffelteppich. Wenn der Hund einen Schnüffelteppich noch nicht kennt, sollte ihm der vorher nahegebracht werden. Schnüffelteppich hinlegen, Leckerlies rein ;-) Sie kommen also zusammen, Hund reagiert minimal und dann werfen sie Futter in den Teppich. Wenn sie das ein paar Mal machen, sollte ihr Hund immer «weicher» werden und sich ggf. zum Schnüffelteppich orientieren. Hier zu schimpfen oder den Hund zu massregeln würde glatt das Gegenteil bewirken. Es soll sich ja auch gut fühlen, wenn sie und ihr Mann miteinander was Schönes machen.
Mein Hund (WESTI, Terrier) nicht kastriert ist sehr ängstlich. Gegenüber anderen Rüden gelegentlich agressiv. Meistens kann ich das aber mit Ablenkung gut händeln. Nun ist es aber auch so, dass er wohl Signale sendet (vermutlich über Ausdünstung, Angst), dass auch wenn er ziemlich entspannt an einem Fremden Rüden vorbei läuft, dieser Fremde dann voll auf meinen Hund los geht. Meistens kommt dann noch «der Spruch» des Hundehalters: «das macht meiner sonst nie». Dies glaube ich bei einem Teil der Hundehalter auch und doch machen die das halt. Das ist dann wiederum ein Teufelskreis, mein Hund macht es für den Moment richtig und trotzdem wird er attakiert. Was kann ich da tun? Zarli (mein Rüde) ist nicht mein erster Terrier den ich habe, aber er ist der Erste mit einem so ausgeprägten «Angstsyndrom». Ich würde auch gerne mal bei einem ausgewiesenen Experten Rat/Tipps holen.
Roman Huber: Angst/Unsicherheit ist ein grosses Thema. Ebenso Begegnungen Rüde-Rüde. In Ihrem Fall würde ich stets auf eine ausreichende Individualdistanz bei Begegnungen schauen. Tempo herausnehmen, ausweichen, ev. sogar umkehren, damit er sich wirklich wohlfühlen kann. Je mehr positive Erfahrungen er so sammeln kann, desto eher verändert sich seine Verhaltensweise. Es ist nun mal so, dass Anspannung bei einem Hund zu Reaktionen beim Entgegenkommenden führen kann. Versuchen Sie viel Ruhe und Gelassenheit in Begegnungssituationen hineinzubringen. Er braucht einfach eine gute Portion Sicherheit, allenfalls auch Spaziergänge mit «Hundefreunden». Sicher würde Ihnen und Ihrem Westi ein gutes Sozialspaziergang-Training helfen, wo mit ausreichenden Abständen gearbeitet wird.
Wir haben zwei Hunde, eine Bardina 5 Jahre und einen Bergamaskermix 4,5 Jahre alt. Beide kamen mit ca 4 Mt. zu uns als Tierschutzhunde. Unser Problem ist das Kreuzen mit anderen Hunden. Unsere Bardina fängt schon von weitem an zu bellen und an der Leine zu ziehen. Wir haben jeweils Schwierigkeiten beide einigermassen an dem entgegen kommenden Hund vorbei zu bringen. Wenn wir mit nur einem Hund unterwegs sind, geht es besser. Hundeschulen haben wir besucht, einzeln und zusammen. Das sind unsere vierten Hunde. Ich hoffe, Sie haben einen Tipp für uns.
Bettina Bombosch: Grundsätzlich stellt sich mir die Frage warum Ihre Bardina bellt. Hat sie Angst vor dem anderen Hund? Oder ist die frustriert, dass sie nicht hin kann/darf? Je nach Motivation muss man unterschiedlich in das Training einsteigen. Bei Hunden, die gerne zu andern Hunden hin möchten, ist es sinnvoll dieses Bedürfnis in geeignetem Setting zu erfüllen. Bei Hunden mit Angst vor anderen Hunden müssen wir uns erstmal um die Angst kümmern und es macht hier vielleicht Sinn Hunde aus sicherer Distanz erstmal zu beobachten. Sie sehen, es gibt da ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Grundsätzlich würde ich die Trainingseinheiten so gestalten, dass ich erstmal mit den Hunden getrennt unterwegs bin, um die Gruppendynamik raus zu nehmen. Sie schreiben ja auch, dass es einzeln leichter ist. Leider kann ich Ihnen keinen wirklich konkreten Tipp geben. An Ihrer Stelle würde ich mir eine Hundetrainer:in, die Erfahrungen im Training von Hundebegegnungen hat suchen.
Unsere knapp 6 jährige Leonbergerhündin begann vor 2 Wochen plötzlich Esswaren vom Tisch zu stehlen. Hat sie vorher nie gemacht und wir konnten alles stehen lassen. Mit welcher Übung welchem Trick kann ich diese neue Angewohnheit wieder abstellen? Zudem ein langjähriges Problem. Seit klein kann weder Hundeschule noch Tierarzt helfen. Wenn ich nicht eingreife frisst sie ihren eigenen Kot. Mit vielen Spaziergängen aber auch einem grossen Garten ist es schwierig immer zu überwachen.
Roman Huber: Zum Thema 1 (vom Tisch stehlen): «Führe niemanden in Versuchung!» Offenbar hatte sie vor zwei Wochen mal besonders Erfolg. Das heisst, erst mal wieder gut vorkehren, Stühle am Tisch und Esswaren so, dass sie nicht erreichbar sind. Keine Gelegenheit mehr geben ist das Eine, das «unten bleiben» oder «sein lassen» langsam und mit lukrativer Alternative wieder aufbauen. Thema 2: eigenen Kot auffressen. Wenn da der Tierarzt nichts auf der biologischen Ebene gefunden hat, wird's tatsächlich schwierig. Auch hier: zu zweit spazieren oder nach draussen gehen – eine Person lenkt mit einer guten Alternative (wo es eine Belohnung gibt) ab, die andere nimmt den Kot auf. Womöglich lässt sich das mit Konsequenz umlenken. Dürfte aber schwierig sein.
Unser 2.5Jahre alter Collie läuft wunderbar an der Leine. Ist im Freilauf prima abrufbar, solange kein Fahrzeug, keine Person in Sicht. Fahrrädern, Autos heftet er sich an Ferse.... ebenfalls verbellt er Fussgänger, dh. er bleibt nicht «bei Fuss». Ich vermute, Unsicherheit. Er ist eher ängstlich vom Wesen her. Ich schiesse keine Steckli mehr=Tipp Hundeschule. Was kann ich konkret tun? So kann ich ihn nie frei lassen, wenn jemand um Ecke biegen könnte.
Gerd Schreiber: Einen Hund im «Gehorsam» zu halten hilft da tatsächlich nur bedingt. Deshalb auf Spiel mit dem Hund zu verzichten, wäre auch nicht mein Ansatz, denn wenn der Hund das gerne mag und macht, haben wir eine tolle Belohnung, um erwünschtes Verhalten zu belohnen. Bewährt hat sich bei dieser Problematik das sogenannte «Click für Blick». Immer, wenn der Hund einen Auslöser anschaut, initiieren wir eine tolle Aktivität mit dem Hund. Dass kann eine Futtersuche sein, ein Spiel, streicheln, also alles das, was wir dem Hund als Belohnung geben können. Um schnell genug zu sein, empfiehlt es sich, ein Markersignal, also die Ankündigung einer Belohnung, aufzubauen. Dadruch assoziiert der Hund, wenn der Auslöser auftaucht, macht Mensch etwas Schönes mit ihm. Diese entstehende Erwartungshaltung lässt dann nach einem guten Training gar nicht mehr so weit weggehen. Bis es gut klappt, gilt natürlich Safty First und entsprechend sollte eine Schleppleine zum Einsatz kommen.
Unser Dobermann/ Viszla, 8. Monate zieht extrem an der Leine mit einer enormen Kraft und ist recht gestresst. Ansonsten eine sehr tolle Hündin. Stehen bleiben und umkehren hilft nicht. (Ist es möglich, dass wir ihr zu wenig Zeit lassen und zu viel erwarten? An der Leine ziehen bewirkt wie erwartet nur das Gegenteil vom gewünschten.
Bettina Bombosch: In dem Kopf einer 8 Monate alten Hündin ist gerade viel los, sodass einiges an bereits erlernten Verhalten in Vergessenheit geraten kann. Zudem ist ein Viszla eine sehr lauffreudige Rasse. Ich würde mir folgende Fragen stellen: Hat mein Hund genug Freilauf? Sind meine Spaziergänge vielleicht zu lang? Wie aufregend ist das Gebiet, in dem ich unterwegs bin? Seit wann zieht sie an der Leine? Welche Leinenlänge verwende ich? Darf mein Hund seinen Bedürfnissen, z.B. nach Schnüffeln nachgehen? Wenn ich hierüber keine Hinweise auf mögliche Ursachen finde, dann ist zu überlegen, wie habe ich die Leinenführigkeit bisher trainiert? Was ich Ihnen auf jeden Fall empfehle, falls Sie das nicht eh schon tun, ist bei einem Hund, der stark zieht, ein Brustgeschirr zu verwenden, damit unter anderem der empfindliche Kehlkopf geschützt wird. Auch macht es Sinn, eventuell die Leinenlänge anzupassen. Denn eine 2 m Leine und vielleicht ohne Freilauf, da sie Jagen geht, ist für Ihren Hund viel zu kurz. Natürlich ist zu beachten, dass mit jedem Meter Leinenlänge auch die Kraft stärker wird, mit der Ihre Hündin in die Leine springen kann. Das kann für Sie als Halter:in gefährlich werden. Daher ist es wichtig sich mit einem korrekten Leinenhandling zu beschäftigen. Stehen bleiben um Umkehren führt meist nur zu Frust beim Hund und die Leinenführigkeit wird schlimmer. Das haben sie ja selber schon richtig erkannt. Besser ist es sie zu Loben, wenn sie an lockerer Leine geht oder auch das Tempo von schnell auf langsam ändert. Es hilft oft in reizarmer Umgebung, wie zu Hause oder im Garten, zu beginnen und dann langsam die Aussenreize zu steigern.
Mein Hund, eine 9-jährige Franz. Bulldogge, ist Allesfresser. Sie mag auch wirklich alles. Daher will sie, wenn wir draussen spazieren und ich nicht aufpasse immer alles essen, was sie auf dem Boden findet. Ich weiss nicht wie ich mich da verhalten soll, wenn sie es schon gegessen hat. Wenn ich es früh genug sehe, kann ich sie umlenken.
Roman Huber: Mit 9 Jahren ist das «vom-Boden-Auffressen» wohl sehr gut «trainiert». Etwas positiv aufbauen, dass der Hund nicht frisst oder wieder herausgibt, kann womöglich funktionieren. Ich würde mal unterscheiden von Dingen, die gefährlich sein könnten für den Hund und anderem. Oft ist es auch unser Fokus, der das Fressverhalten unterstützt. Vorausschauen und rechtzeitig umlenken (wenn man's vorher sieht), weniger «exponierte» Wege auswählen und nicht 20x (vergebliche) «Aus»-Kommandos auf dem Spaziergang. Ein bisschen muss man mit «Allesfressmäulern» leben lernen. In den Fang hineingreifen nur in Notfällen und von der Seite her (kein Schnauzengriff). Sollte es wirklich derart massiv werden, dass es Massnahmen braucht, dann hilft nur noch ein Maulkorb.
Unser Enntlebucher Sennenhund, männlich, 20 Monate alt. Bellt jeden Besucher oder Spaziergänger, der an unserem Haus vorbei läuft lautstark an. Bei Besuchern geht es teilweise 5 Minuten bis er sich beruhigt hat. Auf das Kommando AUS oder FERTIG reagiert er kaum. Unser Ziel wäre es, das er nach 2-3 Mal bellen auf Kommando von uns stoppen würde. Wie können wir das erreichen?
Gerd Schreiber: Entlebucher Sennenhunde habe ich bisher als sehr Wachsam kennengelernt. War das ja auch über Jahrzehnte ihr Job. Einem Hund nur etwas zu verbieten ist zu kurz gedacht, denn zum einem hört der Hund ja nicht auf sich zu Verhalten und zum zweiten verändert sich durch den Verhaltensabbruch ja auch die bedrohliche Situation für ihn nicht. Somit wäre es ein Ansatz, dem Hund, nachdem er «angeschlagen» hat, zu belohnen, und ihn in Aktivitäten zu führen, die ihm gut tun. Je nach dem, wie sich die Situation darstellt auch ggf. einem anderen Raum oder hinter einem z.B. Kamingitter, sodass nichts weiter passieren kann. Ein Mass für die Fortschritte im Training sind auch die Ansprechbarkeit und die Dauer, wie lange er sich aufregt. Beides wird nicht auf Knpofdruck zu verändern sein, sondern wird sich im Laufe der Zeit durch das gute Training verändern. Je schneller es ihnen gelingt, dass ihr Hund z.B. eine Schleckmatte schlecken oder Futter aus dem Schnüffelteppich suchen kann, desto besser ist. Kann er Anfang erst nach 5 Minuten schlecken und nach ein paar Trainingsheiten nach 3 Minuten, sind sie auf dem richtigen Weg. Also immer «Safty first» und dann schauen, dass es dem Hund gut geht und er erwünschtes Verhalten zeigen kann, welches belohnt wird. Ggf. wäre es auch sinnvoll, sich eine Aussenansicht durch einen guten Trainer zu holen.
Unser 9monatiger Hund will um keinen Preis alleine zu Hause sein. Langsames Angewöhnen brachte bisher noch nichts. Stufenweises Alleinsein geht, aber sobald wir aus dem Haus gehen, leidet/bellt er. Sein Plätzchen mit Gudelis etc. schmackhaft machen, hilft nur, bis das Gudeli fertig gegessen ist. Wir gucken mit einer Kamera, was er tut, wenn wir gegangen sind. Er «tiegert» vor dem Ausgang hin und her und wartet bellend. Was tun?
Roman Huber: Sie haben offenbar schon einiges richtig und schrittweise versucht, das vielfach funktioniert. Nun, er ist 9 Monate alt, in diesem Alter (Pubertät) läuft sehr vieles über Emotionen. Eine schlechte Erfahrung reicht, um eine kleine Angstphobie des Alleinseins zu bewirken. Könnte eine solche Erfahrung vorliegen? Andernfalls schlage ich Ihnen vor, sehr kleinschrittig am Alleinsein weiter zu üben. Den Abschied (auch bei ganz kurzer Abwesenheit von 1 bis mehrerer Minuten) kann man interessant gestalten, vielleicht im Raum eine oder zwei Schleckmatten auslegen. Gut, beobachten Sie sein Verhalten mit der Kamera. Ich würde weiterhin den sorgfältigen Aufbau versuchen, auch Mal Pause mit Alleinsein-Training machen. Ich denke, dass dies mit der Entwicklung im Alter besser wird.
Wenn es draussen nass ist und regnet haben wir grosse Mühe, mit Baloo nach draussen zu gehen und zu laufen. Er kommt jeweils nur rasch vor die Haustür und will nach dem erledigten Geschäft gleich wieder rein. Wie können wir dieses Verhalten ändern?
Gerd Schreiber: Ja, auch Hunde können sehr missmutig gegenüber schlechtem Wetter sein. Vielen Hunden ist das Nasse schlicht zu unangenehm. Zum Einem könnte man dann draussen schöne Sachen mit dem Hund machen, eine Futtersuche z.B., spielen, andere Suchaufgaben, zum Anderen wäre es auch ein Gedanke wert, dem Hund einen Regenmantel anzuziehen. Gerade kurzhaarige Hunde profitieren sehr davon.
Gemäss Fachartikel sind Hunderassen wie der Shiba Inu nicht sehr einfach zu erziehende Hunde. Stimmt das denn grundsätzlich und ist das ein tatsächlicher «Finger weg» Faktor? Wenn man mit einem Hund arbeitet, erreicht man nicht immer ungefähr das gleiche Ziel – Rassenunabhängig? Ist es also konkret mit einem Shiba Inu nie möglich wandern zu gehen und ihn frei neben sich laufen zu lassen, da sein Trieb immer stärker sein wird als die Erziehung und Bindung?
Gerd Schreiber: Leider oder zum Glück liest nicht jeder Rassehund seine Rassebeschreibung. Rassebeschreibungen sind immer nur Idealvorstellungen des Menschen, die durch gezielte Zucht erreicht werden SOLLEN, meist aber nicht werden. Somit kann man einen Shiba bekommen, der sehr mutig, verspielt und aufgeschlossen ist oder aber einen, der neuen Situation sehr skeptisch gegenüber steht, mit Spielzeug nichts anzufangen weiss und lieber «sein eigenes Ding» macht. Shiba Inu habe ich bisher so kennengelernt, dass sie eher introvertiert sind, häufig gesundheitliche Baustellen haben, häufig Angst vor neuen Situationen haben und der Mensch sehr kreativ bei den Belohnungsmöglichkeiten werden muss. Grundsätzlich also wirklich nicht unbedingt etwas für Anfänger, da das Bild, wie man mit einem Hund durch die Welt geht, etwas anders sein kann, als das, was man so gemeinhin erwartet. Nichts desto trotz, können es auch ganz wundervolle Begleiter sein. Durch Training, Erziehung, Lernen, wie auch immer man es nennen möchte, kann man natürlich einiges erreichen. Die Persönlichkeit des Hundes kann aber in der Regel nicht verändert werden und soll ja eigentlich auch nicht. Jeder Hund ist toll, wie er ist, nur manchmal verhält er sich halt unangepasst. Da gilt es dann die Kompromisse zu finden.
Luis Goldenredriver 3 1/2 Jahr alt zieht immer an der Leine. Manchmal ruckartig wenn er irgend einen Duft in der Umgebung aufgenommen hat. Was kann ich dagegen tun?
Roman Huber: Dass ein Hund guten Düften nachgehen möchte, ist natürlich und entspricht seinem Bedürfnis – z.B. intakter Rüde, der eine läufige Hündin in der Nase hat. Fürs Ziehen an der Leine gibt es verschiedene Lösungsmöglichkeiten, und es braucht Zeit und Geduld. – Ausrüstung: lange Leine (mind. 5m) nehmen und Brustgeschirr, damit der Hund mehr Bewegungsradius/-freiheit erhält, meist beruhigt sich dann bereits das Ziehen. Tempo reduzieren, schlendern Sie, mal links mal rechts, gucken auf die Seite, Sie werden sehen, Luis wird sich bald Ihnen anpassen. Vielleicht Streckenlänge reduzieren, nicht zu «interessante» Strecken wählen, ev. sogar eine Strecke mehrmals ablaufen. Bauen sie auf dem Spaziergang zwischendurch etwas Sucharbeit ein (Gegenstand oder Futter). Sie können in bestimmten Augenblicken über ein ruhiges Wort (z.B. «langsam») mit Belohnung eine «Entschleunigung» aufbauen. Achten Sie auch auf den Alltag und das Rundherum, vielleicht muss man den «Betrieb» etwas reduzieren, den Stresspegel reduzieren. Und: Denken Sie auch an die Augenblicke, in denen er nicht zieht!
Wir haben seit 1 Woche eine 7 Monate alte Hündin aus dem ausländischen Tierschutz. Sie ist sehr verschmust und ängstlich bei Neuem. Ich bin ihre Bezugsperson und sie läuft mir im Haus überall hinterher, weil sie sich in meiner Nähe sicher fühlt. Unseren Sohn bellt sie an, wenn er zB vom Tisch aufsteht oder die Treppe herunterkommt. Ich sage dann laut und deutlich «nein» oder «aus». Wenn sie sich beruhigt hat lobe ich sie mit sanften Worten und einer Streicheleinheit. Befürworten sie mein Verhalten oder sollte ich das Bellen besser ignorieren, sodass sie durch das Bellen keine Aufmerksamkeit erhält?
Bettina Bombosch: Sie beschreiben Ihre Hündin als ängstlich, was nicht selten bei Auslandstierschutzhunden ist. Daher stelle ich mir die Frage: Warum bellt ihre Hündin, wenn Ihr Sohn vom Tisch aufsteht? Leider weiss ich nicht wie alt Ihr Sohn ist. Kleine Kinder sind für viele Hunde gruselig. Sie bewegen sich komisch und unvorhersehbar aus Hundesicht. Zusätzlich machen sie oft noch laute Geräusche. All das kann zur Folge haben, dass Ihre Hündin aus Angst vor Ihrem Sohn bellt. Ich würde kein Nein und Aus sagen, denn das hilft ihrer Hündin nicht. Wenn man Angst hat, kann man nicht einfach ein Verhalten abschalten, auch nicht als Hund. Es ist wichtig die emotionale Lage ihres Hundes zu erkennen und wahrzunehmen. Ihre Hündin hat gerade einiges zu verarbeiten. Sie haben sie erst eine Woche. An Ihrer Stelle würde ich mir zeitnah einen kompetenten Hundetrainer:in suchen, damit Ihr Familienleben mit Ihrer Hündin einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt hat.
Ich habe eine 5 Monate alte Zwergspitz Hündin. Beim Spazieren ist sie komplett überdreht. Sie kann einfach nicht ruhig neben mir gehen. Sie rennt allem nach, läuft auf alle Menschen zu und bellt. Daheim bellt sie fast nie. Wie kann ich sie beruhigen, damit sie ein bisschen Ruhiger und auf mich konzentrieter ist, wenn keine Menschen da sind, sucht sie nur dem Boden nach allen Mist und nimmt alles ins Maul. Dann hätte ich gerne, dass sie auf einen Platz Daheim, bei einer Ausnahme Pippi machen kann. Das versteht sie einfach nicht. Habe schon viel probiert aber es klappt einfach nicht. Es ist der dritte Hund von dieser Rasse und ich hatte vorher nie solche Probleme.
Bettina Bombosch: Ihre Hündin ist wohl schnell aufgeregt in der Umwelt. Ich würde mit ihr häufig gleiche Wege zu gehen, oft stehen zu bleiben, damit sie sich in Ruhe mit der Umwelt auseinandersetzen kann. Es kann helfen, wenn Sie keine Runde gehen, sondern den Weg hin und her. Auf Runden kommen immer neue Eindrücke auf Ihre Hündin zu und das kann sie irgendwann überfordern. Es wäre auch interessant zu überprüfen, wie Ihre Hündin zu Hause zur Ruhe kommt. Dass sie im Moment viel ins Maul nimmt kann zum einen am möglichen erhöhten Grundstress liegen, aber auch am Alter. Sie zahnt sehr wahrscheinlich noch und da ist vieles ins Maul nehmen in einem gewissen Ausmass normal. Ob das Ausmass Ihres Hundes über das normale hinausgeht, kann ich leider nicht beurteilen. Um Ihnen Tipps bezüglich der Pippi-Stelle zu geben fehlen mir Informationen. Wenn sie zu Hause gestresst ist und nur schwer zur Ruhe kommt, könnte das eine Ursache sein oder der Platz an dem sie Pinkeln gehen soll, passt für Ihre Hündin nicht. Sie Sehen es ist nicht so einfach und man kann die Probleme seines Hundes nicht getrennt sehen, sie hängen von vielen Dingen ab.
Ich habe ziemliche Probleme mit einem meiner Hunde, Angstaggression. Der kleine Mann ist aggressiv gegen eine meiner neuen Hündinnen, die seit Mai bei uns lebt. Er stachelt die andere Hündin so an, dass es in Mobbing ausartet. Was kann ich tun ausser trennen.
Gerd Schreiber: Dieses zu beantworten ist extrem schwer, da uns die Situation vor Ort nicht genau bekannt ist. Trennen, ggf. auch nur situativ ist eine erste wichtige Massnahme, um Schlimmeres und vor allem negative Lernerfahrungen zu verhindern. Ein weiterer wichtiger Punkt wäre, individuell zu schauen, wie das Wohlbefinden der Hunde gesteigert werden kann. Im dritten Schritt sollte dann den Hunden gelehrt werden, zu kommunizieren und vor allem zu deeskalieren. Deeskalierendes Verhalten muss also unbedingt belohnt werden. Je nachdem, wie sich die Situation darstellt wäre auch ein Maulkorb wichtig, damit es keine schwerwiegenden Verletzungen geben kann. In diesem Fall möchte ich ihnen aber an Herz legen, einen gute Hundetrainer mit ins Boot zu holen, der sich die Situation vor Ort anschaut und sie bei den Massnahmen begleitet. Einen guten Trainer finden sie z.B. im Netzwerk von cumcane-familiari.
Mein Mischling Jack russel/ chiwauwau 3 jährig von der Strasse. Seit 8 Monaten bei mir. Zuerst alles tiptop jedoch seit 2 Monaten pinkelt er oft in die Wohnung, will oft nicht rausgehen und wenn ich ihm das Halsband/Leine anziehen will schnappt/beisst er nach mir. Zudem zeigt er sehr oft die Zähne knurrt und greift mich an, auch leckt er minutenlang das Leintuch Decke oder Hosen/Füsse ab. Dann ist er plötzlich auch wieder sehr lieb und kuschelt oder schläft bei mir unter der Decke. Ich weiss bald nicht mehr weiters und hoffe, sie haben einen Tipp.
Roman Huber: Da ist wohl Suche nach Ursachen/Auslöser angesagt! Bei solchen Veränderungen ist eine tierärztliche Abklärung (mit Blutuntersuch) ratsam. Es sieht nach Stressreaktionen aus (Schmerzen können da beteiligt oder auslösend sein). Vielleicht ist zu viel los, ist er viel alleine, zu wenig Ruhe, Futterwechsel, Rhythmuswechsel etc.. . es kann am Tagesablauf liegen. Grundsätzliche Frage: Hat es bei Ihnen oder rundherum Veränderungen gegeben? Hat sich etwas verändert, das den Hund miteinbeziehen könnte? Versuchen Sie den Augenblick des Pinkelns herauszufinden. Beim Halsband/Leine-Anziehen kann ein Ritual mit etwas Futterbelohnung helfen. Auch das intensive Lecken deutet auf Stress hin. Tipps ohne genauer mögliche Hintergründe zu kennen sind da sehr schwierig. Haben Sie die Ursache gefunden, dann eine ausgewiesene Trainerperson aus dem Verhaltensbereich beiziehen.
Auf dem Hundesportplatz ist Djambo super. Wenner aber am Rand warten muss bellt er ununterbrochen. Wie kann ich das unterbinden?
Gerd Schreiber: Warten ist schwierig für die Hunde, denn Warten ist kein Verhalten. Warten bedeutet schlicht, dass lange Zeit keine Belohnung zu erwarten ist und das wirkt oft frustrierend. Wenn wir Menschen auf einen Zug warten und nicht wissen, wann er eintreffen wird, sind wir auch meist unruhiger. Des Weiteren zeigen wir Verhalten, um uns die Zeit zu verkürzen. Wir gehen umher, schauen uns die Geschäfte im Bahnhof an, essen etwas, unterhalten uns mit anderen Wartenden, schauen aufs Smartphone. Es stellt sich also die Frage, was der Hund tun kann, wenn er «warten» soll. Es geht also nicht um das Unterbinden von Verhalten, dass stresst nur noch mehr, sondern um das Ermöglichen von Pausenaktivitäten, die dem Hund gut tun und die in dieser Situation möglich sind. Das sollte ggf. auch gezielt auf dem Lehrplan stehen. Pausenaktivitäten können sein: liegen und schauen, etwas schlecken, etwas kauen, mit der Bezugsperson spielen, den Hund streicheln, mit dem Hund spazieren gehen. Je nach Hund und Tagesform kann es das eine oder das andere sein.
Wir haben einen Mini Aussie, er wird nächsten Monat 1 Jahr. Was kann ich machen, wenn es bei uns an der Haustür klingelt, das er nicht mit einem Gebell an die Haustür rennt? Habe es schon mit einem Kauknochen probiert, ihn in der Küche abzulenken oder mit Leckerli. Wir sind immer etwas dran zu tranieren das einer von unser Familie zwischen durch mal klingelt, das wir zu 2 arbeiten können. Er wird auch immer sehr nervös und angespannt.
Roman Huber: Ihr Mini Aussie gibt «Alarm» – das tun viele Hunde, ist in diesem Sinne «normal». Die Klingel aufbauen ist eine gute Idee. Jemand der Familie klingelt bei offener Tür, jemand ist beim Hund, der schaut und hört zu. In diesen Sekunden beim Hund sein, vielleicht vorne um die Brust sanft halten, ruhig zureden, belohnen vor dem Klingeln, dann klingeln und wenn er nicht bellen muss belohnen. Wenn das nicht funktioniert, stellen sie ihm eine leckere Schleckmatte und gehen das Klingel-Prozedere durch. In einem nächsten Schritt wird bei geschlossener Tür geklingelt (Normalfall), Hund ist aber vorbereitet, später wird ohne Vorbereitung geklingelt. Dies alles in kleinen Schritten – Vorkehrungen: Sie verändern den Klingelton (leiser, sanfter), wenn Besuch kommt, soll dieser vorher per WhatsApp melden, dass er kommt, dann eintreten ohne Klingeln oder, wenn das Training geklappt hat, mit Klingeln. – Andere Variante: jemand ist mit dem Hund in einem Zimmer, und man desensibilisiert ihn auf diese Weise. Sie sehen, es gibt mehrere Wege. Viel Erfolg!
Wir haben einen 15 Wochen alten Bernersennnen Welpen, der von unseren Hühnern sehr fasziniert ist und sie leider auch zu jagen versucht. Nach mehrmaligem rufen lässt er jeweils von ihnen ab, jedoch nicht nachhaltig. Wie können wir ihn beibringen, dass Hühnerjagen ein no go ist?
Gerd Schreiber: Ein so junger Hund versucht natürlich erst einmal die Welt für sich zu entdecken. Lehren sie ihm, dass es sich lohnt, die Hühner nur anzuschauen, indem sie dieses Verhalten belohnen. Bleibt er stehen und schaut zu den Hühner belohnen sie in z.B. mit Futter direkt auf dem Boden vor ihrem Hund. Da er ja noch keinen gefestigten Rückruf hat, ist es wichtig, dass er mit einer Leine am Geschirr gesichert ist. Des Weiteren sollten sie versuchen mit ihrem Hund bei den Hühner schöne Sachen zu machen, sodass er immer mehr die Hühner mit schönen Interaktion mit ihnen verknüpft. So werden die Hühner mit der Zeit immer weniger spannend für ihn werden.
Wir haben eine fast 3jährige podenca andaluza namens kery (kastriert) aus spanien, aus dem tierschutz. unsere frage: wenn sie etwas soll, dass sie nicht will oder (noch) nicht kann, dann bellt sie wild drauflos bzw rennt weg. und wir können sie nicht unterbrechen bzw abrufen. könnte es eine überforderung sein? oder was denken sie? und vor allem – was können wir tun?
Bettina Bombosch: Das hört sich sehr nach hoher Aufregung an. Diese kann durch Überforderung entstehen, aber auch durch Frustration. Vielleicht sind die Trainingsschritt zu gross? Oder sie hat in der Situation Angst? Die Belohnung könnte zu hochwertig sein oder nicht passend für die Situation. Sie sehen, es gibt viele verschiedene Ursachen. Ich kann Ihnen hier leider keine konkrete Empfehlung geben, was sie tun können. Es kommt da ganz auf die Situation, in der das Verhalten gezeigt wird und Lerngeschichte ihrer Hündin an. Was ich Ihnen sehr ans Herzen legen würde ist sich einen Hundetrainer vor Ort zu suchen, der mit Ihnen gemeinsam Lösungen sucht.
Ich habe einen 2,5 jährigen intakten Rhodesian Ridgeback Rüden. Grundsätzlich ist er ein ganz lieber und auch gehorsam. Probleme zeigt er bei der Begegnung mit anderen Hunden, insbesondere bei unkastrierten Rüden, welche er nicht kennt. Da knurrt, und kläfft er wie wild. Ich versuche dann auszuweichen, damit sich die Hunde nicht zu nahe kommen. Da er 47 kg wiegt, hat er eine enorme Kraft, welche ich ihr nicht immer gerecht bin. Was kann ich tun, dass solche Vorfälle nicht vorkommen? Ich möchte gerne entspannt anderen Hunden begegnen. Hundetrainer nützte nicht viel, leider…… und kastrieren lassen möchte ich ihn auch nicht.
Gerd Schreiber: Hundebegnungen, wie wir sie in unserem eng besiedelten Land haben, sind für unsere Hunde schwierig. In freier Natur würden Hunde sich so nie begegnen. Entsprechend gilt es, die «Standards» zu üben und zu praktizieren. Die Standards sind: Belohnen von noch erwünschtem Verhalten, ein deeskalierendes Sitzen, Seitenwechsel (Hund geht von der linken Seite der Bezugsperson zur rechten Seite und umgekehrt, Bögen gehen/Pendeln. Damit kann man schon viel machen. Wichtig ist, dass diese Verhalten zunächst in entspannten Situationen trainiert werden, damit man dann in schwierigen Situationen dem Hund zeigen kann, wie man die Situation bewältigen möchte. Hier mal ein Beispiel: https://vimeo.com/691988856/2d801f734d
Als Hundehalterin finde ich Ihre Frage sehr spannend: Schimpfen hilft nicht, was dann? Das Schimpfen mit dem Hund zeigt scheinbar eine schnell automatisierte Alarmreaktion, die nicht immer bewusst reflektiert wird. Interessanterweise kann dieses Verhalten nicht nur für die menschliche Seite befreiend wirken, sondern es kann auch beim Hund eine kurzfristige Alarm- und Stressreaktion auslösen, die ihm wiederum helfen soll, sich zu konzentrieren und zu fokussieren. Und was passiert mit dem Hund bei langfristigem Stress und Beschimpfen? Es drängt sich mir die Frage auf, ob es evtl. nicht ratsamer wäre, eine Art Selbstregulation durch geeignete Strategien zur Stressbewältigung, wie Stress- und Selbstmanagement oder Entspannung zu erlernen, bevor es zu solchen automatischen Reaktionen und Gewohnheiten kommt. Angesichts möglicher Auswirkungen vom langfristigen Stress beim Hund, wie Erschöpfung, Konzentrations- und Leistungsschwierigkeiten sowie gesundheitlichen Beeinträchtigungen, könnte ein bewussterer Umgang mit dieser Form der Kommunikation nicht nur für die Tiere, sondern auch für uns Menschen von Vorteil sein.
Bettina Bombosch: Ich finde Ihre Beobachtung sehr gut. Es macht meiner Meinung nach viel mehr Sinn seinen Hund auf dem Weg zur Selbstwirksamkeit zu unterstützen als zu Schimpfen oder ihm zu sagen, was er statt dessen tun soll. Wir sind ja nicht immer in für den Hund aufregenden Situation gleich zur Stelle und da hilft es ihm, wenn er Selbstwirksamkeit gelernt hat und so die Situation bestmöglich für sich meistert. Hat ein Hund Selbstwirksamkeit gelernt, hat er automatisch weniger Stress im Alltag. Und natürlich ist es für viele Menschen ein intuitives und auch häufig normales Verhalten zu Schimpfen. Dies hilft uns nicht nur im Training mit unseren Hunde, sondern auch in zwischenmenschlichen Beziehungen weiter. Im schlimmsten Fall wird durch das Schimpfen die Stressreaktion schlimmer und unsere Hunde bekommen Angst vor uns. Dabei ist doch unsere Aufgabe als Bezugsperson sie in schwierigen Situationen zu unterstützen. Jeder Mensch kann lernen sich in Situationen anders zu Verhalten als es uns instinktiv passiert, genauso wie wir es von unseren Hunden wünschen. Und das sollte gerade im Zusammenleben mit unseren Hunden unser Ziel sein.
Ich habe eine Ein-einhalb jährige (Entlebuchermix) Hündin. Ich habe mit ihr das nationale Hundehalter Brevet gemacht. Sie ist sehr liebevoll zu Kindern/ Erwachsenen. An der Leine ist sie völlig unproblematisch, pöbelt nicht andere Hunde an. Das Problem ist bei freilaufenden Hunden. Denen rennt sie entgegen und bellt. Ich nehme an es ist eine Form von Unsicherheit. Ich und der Hund werden dann regelmässig beschimpft. Ich bin der Ansicht, dass gleiches Recht für beide Hunde gilt- alle an der Leine, oder eben frei. Oft sagen dann Hundehalter nein, meiner ist ein ganz braver, der muss nicht an die Leine. Ich bin in einem Dilemma, ich möchte sie nicht immer anleinen, da sie so keine Chance hat, Kontakt mit einem anderen Hund aufzunehmen. Wie könnte ich ihr das draufzurennen und bellen abgewöhnen?
Gerd Schreiber: Ein junger Hund grenzt sich in diesem Alter von anderen Hund ab, ist meist schneller gestresst und reagiert oft gereizter in schwierigen Situationen. Das ist Teil der Jugendentwicklung. Sie könnten ihren Hund in solchen Begegnungen unterstützen, indem sie deeskalierendes Verhalten belohnen. Z.B. durch die Nutzung eines Markersignales und stimmliches Lob. Bitte werfen sie kein Futter zwischen die Hunde ;-). Durch gezielte Trainingsspaziergänge , bei denen sie ebenfalls auf deesklierendes Verhalten achten und dieses belohnen (Markersignal, stimmliches Lob und wenn ihr Hund zu ihnen kommt ein Bröckchen Futter) Junge Hunde sind oftmals etwas «pöbeliger», Teenager halt, dennoch kann man ihr Sozialverhalten weiter stärken, indem sie mit gelassenen erwachsenen Hunde interagieren können. So, wie sie es machen, scheint es schon ein recht guter Kompromiss zusehen, vorbehaltlich, dass ich sie nicht in den Situationen gesehen habe. Leider wird der Ton unter Hundehalter:innen auch immer rauher. Da bleibt einem nur freundlich zu bleiben und die Situation so gut wie möglich zu gestalten.
Wir haben einen Toypudel geb. 9. 8. 2021 wir haben ihn seit Dez. 2021 und gehen jede Woche zur Hundeschule. Sie ist sehr lernfähig nur 2 Sachen nicht. Sie kann nicht alleine sein, und sie bellt ab jedem (Mückenfurz). Alle Ratschläge der Trainerin haben nichts geholfen. Wir haben im 5 sek. Takt Türe raus Türe rein, dann immer 5 sek. länger es hilft alles nichts Trainerin war auch schon bei uns zu hause und hat uns beobachtet, sie sagt ihr macht es richtig, mir ist in meiner 20 jahrigen Praxis noch nie ein solcher Hund begegnet. Wir haben auch andere Hundetrainer Kontaktiert, alles ohne Erfolg. Tierkomunikation ohne Erfolg immer dieselbe Antwort sie ist hyperaktiv so etwas ist mir noch nie begegnet. Jetzt haben wir seit 2 Wochen vom Tierarzt Fluoxetin inzwischen 1/10 einer Kapsel. Sie ist vielleicht etwas müder, aber immer noch ständig auf Piket was passier was gibts etc. Jeder Hund oder Mensch besonders mit Rolator Rollstuhl, Stöcke oder gehbehindert wird einfach angebellt. Ich weiss das Band ist sehr umstritten, aber ich frage sie trotzdem, wäre das elektro Halsband, oder wie man das nennt ein letzter Versuch, vielleicht wenigstens in der Wohnung, dass unsere Nachbarn etwas Ruhe hätten? Lilly weg geben ist für uns gar keine Option. Ich hoffe, sie können uns einen Tipp geben.
Gerd Schreiber: Wenn bereits so viele Kolleg:innen sich des Problems angenommen haben, ist es sehr unwahrscheinlich, dass wir nun den ultimativen Tipp für sie haben, zumal wir sie ja auch nicht direkt kennen. Kleine Hunde fühlen sich draussen schneller bedroht. Sie leben in einer Welt von Riesen und entsprechend sollte man schauen, ihnen wirklich Sicherheit zu geben. Das bedeutet, dass sich der Hund wohl fühlen muss. Ein kleinschrittiges Training über positive Verstärkung, Verbesserung des Wohlbefindens durch Enrichmentmassnahmen, das Lehren des Umgang mit Bedrohungen und der Erweiterung der Verhaltensoptionen wären hier wichtige Lernziele. Das Elektrohalsband ist eh verboten und darf daher nicht zur Anwendung kommen. Des Weiteren lehrt es dem Hund ja nicht, was er machen kann, sondern macht ihm nur so viel Angst durch Schmerz, dass er nichts mehr macht, wenn es gut geht... Wenn es schlecht geht, traumatisieren sie ihren Hund dadurch. Ich möchte sie ermutigen, dran zu bleiben, die Trainingspläne nochmals zu überprüfen und mal zu schauen, wie viel Wohlbefinden ihr Hund hat und wo die Stressoren sind. Das könnten nochmals Ansätze sein, die die Bedingungen für das Training verbessern.
Unser Hund knurrt uns seit ca. drei Wochen an, wenn wir ihn nach dem Spaziergang ins Auto heben wollen. Freiwillig will er nach dem Spaziergang nicht ins Auto steigen. Er knurrt und nimmt mich an der Wange (keine Verletzung). Vor dem Spaziergang geht es besser. Es braucht aber Geduld. Am letzten Samstag hat er auf dem Spaziergang einen Pouletknochen in der Schnauze gehabt. Ich wollte diesen Knochen herausnehmen. Er hat wieder geknurrt und mich an der Wange gepackt (glücklicherweise ohne Verletzung). Ich wollte ihm das Maul öffnen. Ich habe es nicht geschafft, da er das Maul fest geschlossen hat. Den Knochen hat er danach geschluckt. Ich kam weinend vom Spaziergang nach Hause. Was kann ich tun? Ich habe das Gefühl, dass mich der Hund nicht ernst nimmt und nicht als Meister akzeptiert. Unser Hund (männlich, 1 jährig) ist ein Jagdhund und bereits unser vierter Hund. Wir hätten eigentlich Hundeerfahrung. Es ist aber unser erster Rüde. Die anderen Hunde waren Weibchen. Gibt es da einen Unterschied?
Gerd Schreiber: Wenn ein Hund von Heute auf Morgen sein Verhalten stark verändert, sollte auch immer nach gesundheitlichen Ursachen geschaut werden. Ihr Hund ist zudem noch jung, kann also auch Wachstumsschmerzen haben und sich deshalb schlechter anfassen lassen. Des Weiteren sind junge Hunde alleine durch ihre Entwicklung stärker gestresst und reagieren dann auch stärker mit Abwehrverhalten. Ich würde das Verhalten ihres Rüden nicht als Auflehnung verstehen oder dass er sie nicht ernst nimmt. Wenn ein Hund knurrt oder sogar schnappt, geht es ihm nicht gut und er fühlt sich bedroht. Entsprechend sollte daran gearbeitet werden, dass sich ihr Hund in diesen Situationen nicht bedroht fühlen muss. Das Trainieren vom Hochheben mit einer Ankündigung und einer anschliessenden Belohnung lehrt dem Hund, was nun passieren wird und dass es danach auch etwas Schönes gibt und wie er sich in dieser Situation verhalten kann. Dazu gehört natürlich, dass sie die Körpersprache ihres Hundes erkennen können und bei Anzeichen von Unwohlsein ihres Hundes, ihm kommunizieren können, dass ihm nichts passieren wird. Z.B. indem sie ihm etwas Schönes geben, Futter auf dem Boden streuen und dann ggf. einen zweiten Versuch starten. Zwischen Hündinnen und Rüden gibt es diesbezüglich keine Unterschiede. Es sind immer die individuellen Unterschiede an sich. Auch das Abnehmen von Gegenstände sollte durch grosszügiges Tauschen geübt werden. Wenn man einem Hund einfach etwas aus dem Fang nimmt, läuft man Gefahr, gebissen zu werden.
Wir haben eine 4jährige Hündin aus einer Zucht aufgenommen. Sie ist im Haus und auch mit Gästen ein angenehmer Hund, draussen ist sie sehr aufgeregt und angespannt und möchte alle Hunde attackieren. Mein Mann hält Abstand und hält sie nah bei sich. Insgesamt wird es wirklich besser. Haben Sie noch Tipps, die die Aufgeregtheit des Hundes mindern könnten?
Gerd Schreiber: Klasse, dass sich ihre Hündin in Anwesenheit von Gästen zu Hause wohl fühlt. Wohl fühlen wäre auch das Stichwort für draussen. Es gibt verschiedene Gründe, warum Hunde draussen «attackieren». Es kann sein, dass sie sich bedroht fühlen oder aber frustriert sind, wenn sie zu den anderen Hunden nicht hin kommen können. Im Laufe der Zeit kann sich das auch mischen und durch Lernprozesse lösen die Hunde dann immer schneller aus. Ansätze, um an diesem Thema zu arbeiten, gibt es viele und es kommt immer auf die individuelle Situation und auf das Team an. Erwünschtes Verhalten, also stehen und gucken, sich abwenden usw. sollte sich auf jeden Fall lohnen und entsprechend belohnt werden. Die Distanz zunächst grösser zu machen, ist ein guter erster Schritt. Im weiteren Verlauf sollte geschaut werden, dass ihre Hündin immer mehr erwünschtes Verhalten zeigen kann. Wenn ein Hund z.B. die Nase herunternehmen kann und schnüffeln kann, wäre z.B. ein gutes Alternativverhalten. Das kann auch z.B. durch Futter initiiert werden. Auch die Nutzung von Markersignalen, also Ankündigungen von Belohnungen und vielfältigen Belohnungsmöglichkeiten können das Verhaltensrepertoire deutlich erweitern und dem Hund so mehr Möglichkeiten für erwünschtes Verhalten geben. Um konkrete Handlungsoptionen geben zu können, muss man sie bzw. ihren Mann und ihre Hündin in dieser Situation sehen.